Patrick und Ronja haben neben der Arbeit auch Zeit, Land und Leute kennenzulernen. Foto: Reich

Ein Leben in fernen Ländern, andere Kulturen und Menschen kennenlernen. Für eine gebürtige Jettingerin ist dieser Traum in Erfüllung gegangen. Denn seit drei Jahren lebt Ronja Reich in Indonesien.

„Ich habe mir anfangs kaum vorstellen können, aus Jettingen wegzuziehen“, sagt Ronja. „Jetzt lebe ich seit fast drei Jahren in Indonesien.

Die Enkelin des einstigen „Lamm“-Wirts Schmid ging nach dem Abitur nach Berlin, wo sie ein Duales Studium des Auswärtigen Amtes absolvierte. Dort lernte sie auch ihren Ehemann Patrick Reich kennen.

Nach einem neunmonatigen Aufenthalt in Indien lautete die nächste Station Jakarta in Indonesien. In der Hauptstadt sind beide deutsche Diplomaten. Von ihren Erlebnissen haben sie viel zu erzählen.

Die Menschen

„Die Indonesier sind ein ungemein freundliches und harmonisches Volk“, beschreibt Ronja ihre Erfahrungen. Selbst die Grenzbeamten am Flughafen lächelten einem stets gut gelaunt zu.

Einen tiefen Eindruck habe auch ein Besuch in Pontianak in Kalimantan, dem indonesischen Teil der Insel Borneo, hinterlassen. In Ermangelung eines Tourist-Guides unternahm das Paar zusammen mit einem Englischlehrer aus der Gegend eine Besichtigungstour.

„Er lud uns zu den Großeltern des Fahrers ein, die Familie brachte Tee und Gebäck“, beschreibt Ronja den herzlichen Empfang. Und das, obwohl sie selbst in sehr ärmlichen Verhältnissen lebten. Trotz des geringen Einkommens seien sie sehr glücklich und zufrieden gewesen.

„Da merkte man, wie gut es uns Europäern geht“, ergänzt Patrick. „Das war ein sehr erdendes Erlebnis.“

Die Umwelt

„Heute ist der Feinstaub so dicht, dass wir nur die nächsten Hochhäuser sehen“, sagt er. Wegen der hohen Luftverschmutzung seien Filteranlagen im Haus unerlässlich.

Das sei auch ein enormer Gegensatz zum Schwarzwald. „Sind wir auf Heimaturlaub, fühlen wir uns die ersten Tage total schlapp.“ Denn der Körper müsse sich an den hohen Sauerstoffgehalt der württembergischen Luft erst gewöhnen.

Jakarta ist mit zehn Millionen Einwohnern eine schnell wachsende Stadt. Foto: Reich

Auch die Temperaturen um die 30 Grad mit hoher Luftfeuchtigkeit ist etwas, worauf sich Europäer einstellen müssten. „Statt vier Jahreszeiten gibt es eben nur eine.“

Allerdings besäße Jakarta mit seinen mehr als zehn Millionen Einwohnern eine gute digitale Verwaltung. „Habe ich ein Anliegen an eine Behörde, schreibe ich denen einfach schnell auf Whatsapp“, nennt der 31-Jährige ein Beispiel.

Das Essen

Eine ganz besondere Welt ist das Essen. Wegen des konstanten Klimas wachse Obst und Gemüse das ganze Jahr über. „Wir essen in der Woche drei bis vier Wassermelonen, weil sie einfach so zuckersüß schmecken“, verrät Ronja.

Viele Tiere in ländlichen Gebieten werden oft an der frischen Luft auf Wiesen oder Nutzflächen gehalten, Enten schwimmen beispielsweise durch Reisfelder.

Obst und Gemüse ist kostengünstig an fast jeder Straßenecke zu erhalten. Foto: Reich

In dem mehrheitlich muslimischen Land wird Alkohol stark besteuert. „Die zwei Flaschen Wein aus Deutschland müssen für ein halbes Jahr reichen“, spricht Patrick flüssige Urlaubssouvenirs an.

Fasziniert sind beide immer wieder stets aufs Neue beim Familienbesuch vom deutschen Käseangebot. „In Indonesien kostet ein Stück Käse sechs Euro“, verdeutlicht er die Unterschiede.

„In Deutschland ernähren wir uns deshalb überwiegend von Käse, Brezeln und Weißbier“, beschreibt er das Ernährungsverhalten in der Heimat.

Die Familie

Die Auslandsintervalle – zweimal vier Jahre – erschweren den Kontakt mit Familie und Freunden. „Ich bin wahnsinnig stolz, dass mich meine Familie sowohl in Indien als auch in Indonesien besuchen kommt“, freut sich Ronja über den kontinentübergreifenden Zusammenhalt.

„Wir erleben die Zeit in der Heimat viel intensiver“, sagt ihr Mann. Denn man wisse schließlich nicht, ob alle Bekannte im nächsten Jahr noch am Leben sind.

Ronja pflichtet dem bei. „Man wird nachdenklicher, auch bei der Armut, die wir sehen.“ Doch alles in allem sei es ein tolles Leben mit vielen Eindrücken, lautet das Fazit der 24-Jährigen.