Die HVO-Gruppe des DRK-Ortsvereins Ettenheim hatte 2023 alle Hände voll zutun. Von Geburten bis Reanimationen war alles dabei. Dafür müssen sie das ganze Jahr rund um die Uhr verfügbar sein, wie Leiter Swen Biller aus Erfahrung erklärt.
0.46 Uhr, der digitale Meldeempfänger reißt Swen Biller aus dem Schlaf. „Schlaganfall/Hirnblutung in Ettenheimmünster“, lautet die Einsatzmeldung. Ein 67-jähriger Mann konnte plötzlich seinen linken Arm nicht mehr bewegen, der Mund war schief und er hatte Schwierigkeiten beim Sprechen. Biller ist mittlerweile hellwach und hat seine Einsatzkleidung angelegt. Nach knapp zwei Minuten sitzt er im Einsatzfahrzeug der „Helfer vor Ort“ Gruppe Ettenheim (HVO) – ein ehemaliges Notarzteinsatzfahrzeug, das in Eigenleistung an die Bedürfnisse der HVO angepasst wurde. Er schaltet das Blaulicht ein, startet die Navigation, während der Leitstellendisponent kurze weitere Informationen zum Einsatz gibt. Rund fünf Minuten später trifft der Helfer am Notfallort ein und beginnt mit der medizinischen Versorgung des Patienten.
Für Biller ist das kein Einzelfall, wie er in einer Mitteilung erklärt. 365 Tage im Jahr, sieben Tage die Woche und 24 Stunden am Tag ist er mit 13 weiteren freiwilligen Helfern kostenlos für die Bevölkerung da. Gemeinsam sind sie die HVO Gruppe des DRK-Ortsvereins Ettenheim, das von Biller und seinem Kollegen Manfred Hofmann geleitet wird.
Sie kommen, wenn der Notarzt noch im Einsatz ist
Das Team besteht dabei das aus medizinisch ausgebildetem Fachpersonal, Rettungs- und Notfallsanitätern besteht, heißt es weiter. Ihre Aufgabe ist es, im Ernstfall die therapiefreie Zeit bis zum Eintreffen des Notarztes oder Rettungsdienstes zu überbrücken. Damit übernehmen die „Helfer vor Ort“, die ausschließlich ehrenamtlich arbeiten, eine wichtige Funktion in der Rettungskette, betont Biller.
Sie kommen immer dann zum Einsatz, wenn sie den Notfallort schneller erreichen können als der Rettungsdienst oder das nächste Rettungsfahrzeug noch im Einsatz ist. Dabei sind seien sie teils fünf bis 15 Minuten früher vor Ort als der Rettungsdienst. Die Ehrenamtlichen übernehmen dann die Versorgung des Patienten, bis der Notarzt eintrifft. Sie nehmen aber auch lebenserhaltende Sofortmaßnahmen wie die Herz-Lungen-Wiederbelebung vor und betreuen die Patienten, heißt es weiter. Dabei steht jedem Helfer vor Ort eine komplette Notfallausrüstung zur Verfügung, die unter anderem Messgeräte für Blutdruck, Blutzucker, Sauerstoffsättigung , Verbandmaterial, ein EKG mit AED sowie Sauerstoff und Larynxtuben zur Beatmung enthält.
346 Mal kam es im Jahr 2023 vor, dass sie in den Einsatz geschickt wurden. „In diesem Jahr sind es in bereits rund 230 Notfalleinsätze“, so Biller. Die größten Herausforderungen seien dabei Kindernotfälle. Nicht selten seien darunter Reanimationen. Das ist laut Mitteilung der Fall, wenn das Herz nicht mehr schlägt, kein Blut mehr pumpt und der Körper nicht mehr mit Sauerstoff versorgt wird. Manchmal hat das Herz die gefährlichste Rhythmusstörung – das Kammerflimmern.
Helfer haben ständig einen Einsatzwagen vorm Haus
Dabei komme der Defibrillator in Aktion. Dieser versetzt dem Herzen einen Elektroschock, der das Herz im besten Fall in einem normalen Rhythmus schlagen lässt.
Einen HVO-Dienst zu übernehmen bedeutet, dass man die ganze Zeit über ein Einsatzfahrzeug vor der Haustür stehen haben muss. Im Alarmfall können die Helfer so in der Regel unter zwei Minuten ausrücken. Während des Dienstes sei man zwar zuhause, jedoch sei man eingeschränkt. „Das Einsatzgebiet zu verlassen, ist nicht erlaubt. Der Mittagsspaziergang ist auch nicht drin, da ich ja im Dienst bin und demnach schnell am Auto sein muss“, so Biller weiter. Das Einsatzgebiet umfasst Ettenheim mit allen Ortsteilen, Kippenheim, Mahlberg, Kappel-Grafenhausen und Rust. Ob es der Kreislaufkollaps beim Spazierengehen am Rhein ist oder der Motorradunfall auf dem Streitberg, die beginnende Geburt in Kippenheim oder der Unterzucker in Kappel – ist der Rettungswagen mit einem anderen Einsatz beauftragt, kommt die HVO-Gruppe. Diese ist seit März 2024 nicht mehr eigenständig, sondern der Gemeinschaft Bereitschaft angegliedert. Angeführt wird HVO von Manfred Hoffmann und Biller selbst.
Info – Helfende Hände gesucht
Wer bei den „Helfern vor Ort“ mitmachen oder sie finanziell unterstützen möchte, kann sich per E-Mail an info@drk-wasserwacht-ettenheim.de melden, heißt es in einer Mitteilung.