Quelle: Unbekannt

Das Freilichtmuseum in Gutach erhält einen besonderen Neuzugang: Ein altes Rebhaus aus Durbach wird ab 2024 im Museum als "Ortenauhaus" den Landkreis vertreten. Dazu muss das Gebäude aus dem Jahr 1775 in allen Einzelteilen umziehen.

Das Freilichtmuseum in Gutach erhält einen besonderen Neuzugang: Ein altes Rebhaus aus Durbach wird ab 2024 im Museum als "Ortenauhaus" den Landkreis vertreten. Dazu muss das Gebäude aus dem Jahr 1775 in allen Einzelteilen umziehen.

Durbach/Gutach - "Das Ortenauhaus ist für unsere Region typisch für die zahlreichen Winzerorte, die sich am Eingang des Schwarzwalds entlang von Rebhängen säumen", erklärte Landrat Frank Scherer beim Beginn der Abbauarbeiten in Durbach. Den Beteiligten war anzumerken, wie sehr sie sich darüber freuten, dass der Ortenaukreis bald mit dem alten Fachwerkhaus als Repräsentant im größten Freilichtmuseum Baden-Württembergs vertreten sein wird. Scherer erzählte stolz, dass er sich mit der Idee einbringen konnte, neben dem künftigen Standort im Museum eine Winzerstube zu errichten. "Das passt sicher gut zum Vogtsbauernhof", so der Landrat.

Das Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach präsentiert Häuser und Hofanlagen aus dem gesamten Schwarzwald. Geschäftsführerin Margit Langer erläuterte, dass das "Ortenauhaus" zwischen dem "Effringer Schlössle" und dem "Lorenzhof" stehen wird. Sie freute sich über den Beginn des nächsten "Großprojekts".

Dass ein Umzug eines gesamten Hauses keine einfache Angelegenheit ist, schilderte Bernd Jäger, Geschäftsführer der Firma Jako, die sich mit der Denkmalpflege beschäftigt. Jägers Kollegen werden bis Dezember zunächst das bestehende Haus abbauen und dabei in 35 transportfähige Wandteile, elf Deckenteile sowie hunderte kleinere Einzelteile zerlegen. Alle Teile werden dabei vorsichtig verpackt, sodass sie keinen Schaden nehmen und nummeriert, um sie später wieder an die richtige Stelle setzen zu können.

Die Teile werden zunächst in die Restaurierungshalle im schwäbischen Rot an der Rot gebracht. Dort wird das Haus originalgetreu wieder aufgebaut und restauriert. Im September 2022 wird das Haus dann wieder zerlegt, um an seinen Bestimmungsort gebracht zu werden. Dort wird es bis zum Frühsommer 2023 aufgebaut. An der Gesamtanlage mit der Winzerstube können sich die Besucher ab 2024 erfreuen, erklärte Langer.

Thomas Hafer, wissenschaftlicher Leiter des Museums, freute sich, dass zum ersten Mal ein Gebäude aus der alten "Mortenau" ins Freilichtmuseum komme. Die "Mortenau", aus der sich der Name "Ortenau" ableitet, war eine Reichsgrafschaft, die vom Rhein und vom Schwarzwald begrenzt wurde. Hafer führte zudem aus, dass das Gebäude zuletzt 1961 umfangreich saniert wurde und auch in seiner Inneneinrichtung im Freilichtmuseum diese Zeit repräsentieren soll. Hierfür sollen Nachtspeicheröfen und ein Fernsehgerät aus der Zeit angeschafft werden. Das Fachwerkhaus sei "typisch für die umliegende Landschaft" und daher ein hervorragender Vertreter. Ein wichtiger Teil sei auch das Thema "Wein" als Bereicherung für das Museum.

"Es ist ein Freudentag, auch wenn wir ein tolles Gebäude verlieren", sagte Durbachs Bürgermeister Andreas König. Ein Stück Durbacher "Menschenfreundlichkeit" komme mit dem Haus nach Gutach. König zeigte sich stolz darauf, dass sein Ort im Museum vertreten sein wird und ließ sich nicht nehmen, noch zu erzählen, dass in den Vorbereitungen zum Abbau Handgranaten aus dem ersten Weltkrieg im Keller gefunden wurden. Sein Pendant aus Gutach, Siegfried Eckert, sprach von einem weiteren "Meilenstein" für das Museum und zeigte sich erstaunt darüber, dass der Kreistag ohne Gegenstimme beschlossen hat, das Projekt zu unterstützen.

Bis es so weit ist, dass man das "Ortenauhaus" in Gutach bestaunen kann, können Interessierte den Abbau des Original-Hauses per Webcam mitverfolgen. Diese wurde auf der benachbarten Kirche angebracht. Der Stream ist auf der Webseite www.ortenauhaus.com zu finden.

Insgesamt 2,6 Millionen Euro kostet der Umzug des "Ortenauhauses". Das Land Baden-Württemberg unterstützt das Projekt mit 1,21 Millionen Euro, erläuterte Landrat Scherer. Das restliche Geld teilen sich der Kreis und das Museum auf.