Die Bundesregierung will in Stuttgart Erfahrungen mit Elektro-Taxis sammeln. Bisher ist allerdings unklar, wer die Fahrzeuge für den Pilotversuch stellt. Foto: Peter Petsch

Von April an sollen die Stuttgarter Elektro-Taxis ausprobieren können. Geplant war, dass Daimler die Fahrzeuge stellt. Doch nun gibt es Probleme, und Renault ist als Lieferant im Gespräch.

Berlin - Taxis unter Strom: Im April 2014 startet nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten das Taxi-Gewerbe in Stuttgart einen Feldversuch für die Erprobung der Elektromobilität. Fünf rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge werden dann den regulären Taxibetrieb aufnehmen. Das Pilotprojekt, in das der Stuttgarter Prüfkonzern Dekra, der Technologieriese Bosch sowie die Forschung eingebunden sind, wird maßgeblich vom Bund finanziert.

Aber noch ist unklar, mit welchen Fahrzeugen der Test gestartet wird: Die Verhandlungen laufen mit Daimler und mit Renault. Klar ist, dass es ein massiver Prestigeverlust für den Stuttgarter Konzern wäre, wenn bei dem Großversuch im Daimler-Stammland Fahrzeuge aus dem Nachbarland zum Einsatz kämen – auch wenn Daimler seit 2010 bei wenigen Modellen und Motoren mit Renault-Nissan kooperiert.

Nach Informationen unserer Zeitung ist Daimler als assoziierter Partner bei dem Gemeinschaftsprojekt gestartet. Doch dann gab es hinter den Kulissen Probleme: Es heißt, bei Daimler habe mehrfach der Ansprechpartner gewechselt. Bei Absprachen über die Auswahl des Modells für den Test habe es gehakt. „Wir saßen zeitweilig auf dem Trockenen“, ist von Beteiligten zu hören.

Zunächst hatte Daimler als Test-Auto offensichtlich einen E-Viano vorgeschlagen. Doch da es sich um eine Großraumlimousine handelt, bei der ein großer Fahrzeuginnenraum klimatisiert werden muss, gab es Bedenken, ob das Modell für den technisch anspruchsvollen Taxibetrieb geeignet ist. Im Gespräch sind dem Vernehmen nach auch noch die B-Klasse sowie die A-Klasse. Wobei zu hören ist, dass das E-Mobil der A-Klasse auf dem alten A-Modell basieren würde. Daimler war gestern bis zum Redaktionsschluss nicht in der Lage, zu dem Thema Stellung zu nehmen.

Test in Stuttgart mit bundesweiter Bedeutung

Die Entscheidung, welches Fahrzeug zum Zuge kommt, ist noch nicht gefallen. Man sei aber immer noch zuversichtlich, sich mit Daimler zu einigen, heißt es. Die Franzosen stünden aber sofort bereit, in den Feldversuch einzusteigen. Die Würfel sollen nun frühestens Mitte September fallen.

Dabei kommt der Bund für einen Großteil der Kosten des Großversuchs von insgesamt knapp 1,5 Millionen Euro auf: 1,12 Millionen Euro des zunächst bis Ende 2015 geplanten Projektes werden im Rahmen des „Schaufensters Elektromobilität“ von verschiedenen Bundesministerien bezahlt. Der Test in Stuttgart hätte bundesweite Bedeutung: Bislang soll es nur in München ein einziges reines E-Taxi geben. Darüber hinaus experimentieren in Hamburg und Berlin einzelne Unternehmer mit Hybridfahrzeugen.

Ziel des Stuttgarter Flottenversuchs ist es nachzuweisen, dass Elektrofahrzeuge grundsätzlich für den Einsatz im Taxibetrieb geeignet sind. Im Prinzip klingt es sehr plausibel, E-Mobile im Taxibetrieb einzusetzen. Taxis legen in Großstädten viele Kilometer im Stadtverkehr zurück. Da müsste es möglich sein, ein tragfähiges Netz an Ladestationen zu knüpfen. Andererseits: An Fahrzeuge, die im Taxibetrieb unterwegs sind, werden hohe technische Anforderungen gestellt. Immer wieder hat ein Taxifahrer im Laufe seines Arbeitstages längere Stand- und Wartezeiten. Gerade in der dunklen Jahreszeit mit niedrigen Temperaturen und langen Betriebszeiten mit eingeschaltetem Abblendlicht wird die Batterie einem Härtetest unterzogen. Letztlich geht es auch darum, ein Geschäftsmodell für den Einsatz von E-Taxis zu entwickeln.

Dekra überwacht die E-Taxis regelmäßig

Der Stuttgarter Test wird von Wissenschaftlern begleitet: Experten vom Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart (FKFS) wollen die Testfahrzeuge mit spezieller Messtechnik ausstatten. So werden Nutzungsdaten wie Energieflüsse und Energieverbräuche sowie typische Streckenprofile erhoben. Außerdem wollen die Forscher untersuchen, wie sich verschiedene Strecken mit anspruchsvollem Höhenprofil auf die Reichweite und damit auf die Einsatzfähigkeit der E-Taxis im Alltag auswirken. Die Landeshauptstadt mit 700 Taxis und vielen Tal- und Bergfahrten bietet dafür viel Potenzial.

Dekra überwacht die E-Taxis regelmäßig. Alle drei Monate will Dekra die Fahrzeuge auf besonderen Verschleiß oder andere Auffälligkeiten untersuchen. Mit von der Partie werden Experten vom Zentrum für interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung (Zirius) der Universität Stuttgart sein. Sie machen Interviews mit Fahrern und Kunden – sowohl von E-Taxis als auch von herkömmlichen Fahrzeugen. Davon erhofft man sich Erkenntnisse über die Akzeptanz der Elektromobilität in der Bevölkerung.