Provokation trifft auf Anerkennung: Der Künstler Jonas Fehlinger war mit einem Plakat, das die AfD ins Visier nimmt, bei einem internationalen Wettbewerb erfolgreich.
Dass ein Plakat, dessen Idee ihren Ursprung bei einer strafrechtlich relevanten Beleidigung hat, erfolgreich bei einem internationalen Wettbewerb ist, dürfte eher Seltenheitswert haben. Das ist nun aber Künstler Jonas Fehlinger gelungen.
Der Fall hatte im vergangenen Jahr große Wellen in Villingen-Schwenningen geschlagen: SPD-Mann Nicola Schurr, mittlerweile Landtagskandidat, hatte in einer Abbildung das Konterfei von AfD-Stadtrat Olaf Barth durch die Darstellung eines braunen Kothäufchens ersetzt und dies auf seinen sozialen Kanälen gepostet.
Barth sah sich durch den Post verunglimpft, zeigte Schurr an – und bekam vor Gericht Recht: Der 40-Jährige musste in der Folge eine Geldstrafe von 1800 Euro zuzüglich der Gerichtskosten zahlen. „Das war für mich irgendwie Inspiration“, sah Fehlinger, der sich insbesondere mit Graffiti in der Doppelstadt einen Namen gemacht hat, auch künstlerische Aspekte.
Die Folge war ein provokantes Plakat – es zeigt eine verfremdete Version des AfD-Logos: Der typische Pfeil der Partei ist in Braun gehalten und so stilisiert, dass er an einen aufgerollten Kothaufen erinnert. Damit wird laut Fehlinger eine eindeutige Botschaft transportiert: eine kritische Gleichsetzung mit rechtsextremen und menschenfeindlichen Positionen.
Fehlinger bekommt überraschend Post
Diese Grafik ist dabei nicht nur als Illustration für die Spendenaktion von Schurr genutzt worden, der Künstler sendete es auch bei einem politischen Plakatwettbewerb ein. „Eigentlich wollte ich es gar nicht schicken, aber irgendwie bin ich dann doch wieder darüber gestolpert“, so Fehlinger.
Poster in Heidelberg, Berlin und Hamburg gezeigt
Das Heidelberger Festival sieht sich dabei als „Schauplatz des visuellen Widerstandes“. Die Plakate sollen für Diskussionen und Aufsehen sorgen – und zwar mit kritischen, sozialen oder politischen Inhalten. Und das verfremdete AfD-Logo wird nun in die Öffentlichkeit getragen: Die von einer international besetzten Jury ausgesuchten 30 besten Poster werden an viel befahrenen Straßen und hoch frequentierten Plätzen in mehreren Wellen plakatiert – sowohl in Heidelberg als auch in Berlin und Hamburg.
Ein Preisgeld ist hiermit zwar nicht verbunden, darum geht es bei dem Wettbewerb aber auch gar nicht. „Für Grafikdesigner ist das eine gute Reputation“, freut sich Fehlinger über den überraschenden Erfolg. Und das nächste Projekt mit der „scheiß Idee“ hat er auch schon vor Augen: Der verfremdete Kothaufen soll nun Platz auf T-Shirts finden.