Der Kammerchor Ettenheim begeisterte in der Mahlberger Schlosskirche mit seiner breiten Auswahl an Werken. Foto: Decoux

Zwischen Renaissance, Barock und Neoklassik: Mit seinem neuen geistlichen Konzert „Hear my Prayer O Lord“ fand der Ettenheimer Kammerchor besten Zuhörer-Anklang. In der kleinen Mahlberger Schlosskirche waren alle Plätze belegt.

Das gewohnt anspruchsvolle Programm führte durch Renaissance, Barock und auch Kompositionen aus der Neuzeit. Dies beginnend mit einem sehr getragenen, dennoch stimmlich nicht minder anspruchsvollen „O magnum mysterium“ des frühbarocken Venezianers Giovanni Gabrieli als mehrstimmige Weihnachtsmotette samt frohlockend endenden schnelleren Hallelujahs. Aber auch das „The Beatitudes“ als Seligpreisungs-Requiem des zeitgenössischen Wallisers Paul Mealor kam ausdrucksstark unter der Leitung des Kammerchor-Dirigenten Michael Hartenberg in langsamem Tempo bis zum eingebauten Jubilieren zu Gehör – auch dank Anne Metayer als makelloser Sopran-Solistin. Vom einstigen englischen Barock-Genie Henry Purcell erklang das Konzert-titelgebend kraftvolle „Erhöre mein Gebet, o Herr“, in vielstimmig-andächtigen Harmonien aufgebaut und in einer monumentalen Dissonanz endend – hier mal weniger barock-typisch.

 

Lieder gehen in die Tiefe

Nun ein Wechsel zu Johannes Brahms in die musikalische Hochromantik. Der hat, ansonsten eher weniger in der geistlichen Kirchenmusik verhaftet, die theologische Grundfrage „Warum ist das Licht gegeben?“ eindrücklich in Noten umgesetzt. Das Stück beginnt mit der Sinnfrage nach einem mühselig beladenem Leben und Sterben. Besonders dabei stellte das Kammerorchester mit seinen fünf Sopran-, vier Alt-, ebenso vielen Tenor- und drei Bassstimmen seinen längst gefestigten besten Ruf unter erneuten Beweis. Bei Brahms endet die Licht-Suche schließlich im Schlusschoral vergleichsweise langsam und im Tod versöhnlich besonders sanft: „Mit Freud und Freud ich fahr dahin!“. Der britische Rockmusiker Paul Smith hat sich, ganz entgegen seines sonstigen Genres, mit einem lateinischsprachigen, sehr andächtigen Lobgesang auf den biblischen Simeon „Nunc Dimittus“ mal ganz anders ausgedrückt.

Zurück in die Übergangszeit zwischen Renaissance und Barock ging es per Chor mit dem niederländischen Organisten Jan Pieterszoon Sweelinck und seinem „Psalm 150“. Dieses Gotteslob beginnt höchst jubilierend-fröhlich, stellenweise nahezu volkstänzerisch anmutend per Text-Psaltern. Es wird mit Harfen fortgesetzt und endet schließlich in einem klangsilbernen mehrstimmigen Lobgesang. Auch dabei brillierte der Kammerchor besonders mit hoher Ausdruckskraft. Dies nicht minder beim „Tota pulchra es“ des noch jungen neoklassischen Norwegers Ola Gjelo. Das die Jungfrau Maria süß-melodisch verherrlichende Lied ist auf Latein und hat ein gebührend andächtiges Tempo.

Verschiedene Tempi in einer Tonhöhe gesungen

Ebenfalls begeisterte der Chor mit einem Werk des italienisch-frühen Opernkomponisten Claudia Monteverdi. Er hinterließ als zeitweiliger venezianischer Markusdom-Kapellmeister auch zahlreiche geistliche Werke – so auch das andächtig-anbetende „Adoramus te, Christe“, das eher getragen im Stile alter Mönchsgesänge ist .

Schließlich kam indirekt auch noch der „Unsterbliche Bach“ zur Geltung, nämlich durch das ihm von Knut Nystedt gewidmete gleichnamige Stück, das auf dem Sterbelied-Choral „Komm süßer Tod“ des Barockmeisters aufbaut. Dabei wählt jeder Sänger, so die Kompositeur-Anweisung, stellenweise sein eigenes Tempo, jedoch ohne von der angegebenen Tonhöhe abzuweichen, bis dann zu Wort-Treffpunkten bei „Tod“ und „Ruh“ alles wieder quasi als Improvisation zusammen findet. Heraus kam im dafür auf sieben Stimmen verkleinerten Ensemble ein faszinierendes, und höchst harmonisches besinnliches Klangerlebnis mit langen Tönen, das viel Applaus erhielt.

Info – Über den Chor

Wie schon beim ebenso stark besuchten Parallelkonzert am Abend zuvor in Schallstadt-Mengen dankte auch in der barocken Mahlberger Schlosskirche der Ettenheimer Kammerchor den Besuchern mit „Peace leave will you“ von Nystedt als Zugabe. Mittlerweile schon seit 2009 agiert der sich aus ambitionierten Sängerinnen und Sängern aus dem südlichen Umland zusammengesetzte Chor projektbezogen unter seinem Freiburger Leiter Michael Hartenberg. Der Chor hat sich konzeptionell weiterentwickelt und ist dazu übergegangen in seinen neuen Programmen alte und neue Chormusik miteinander zu kombinieren.