Der Brachvogel soll bei Dundenheim ein neues Zuhause finden. Foto: Link (Symbolbild)

Der vom Aussterben bedrohte Brachvogel soll im Niedermattengraben bei Dundenheim und Müllen angesiedelt werden. Dafür sind Eingriffe in das Landschaftsbild notwendig, unter anderem Rodungen. Die Eichen sollen jedoch vorerst stehen bleiben.

Dundenheim/Müllen - Über das Projekt zur Ansiedlung des vom Aussterben bedrohten Brachvogels im Niedermattengraben haben die Ortschaftsräte Dundenheim und Müllen in einer gemeinsamen Sitzung beraten. "Wir haben BLHV, BUND und Nabu angeschrieben und über die Sitzung informiert", erklärte Dundenheims Ortsvorsteher Hans Mild. Müllens Ortsvorsteherin Hilde Wurth-Schell verlas den Brief des BUND: Grundsätzlich werde das Projekt als unproblematisch gesehen, allerdings gebe es im projektierten Bereich Laubfrösche, die ebenso vom Aussterben bedroht seien und geschützt werden sollen.

Sabine Harms, beim Regierungspräsidium zuständig für die Landschaftspflege und den Artenschutz, informierte über die Notwendigkeit der Maßnahme. Es gehe dabei nicht nur um den Brachvogel, sondern auch um viele weitere Arten. Jochen Bresch vom Büro "Bresch Henne Mühlinghaus" informierte über die Gehölzmaßnahmen im Gewann Niedermatten, das sich über die Gemarkungen Dundenheim und Müllen erstreckt. Seit rund 30 Jahren liefen das Artenschutzprogramm und Forschungen rund um das Verhalten des Brachvogels. Auf einer Übersichtskarte stellte Bresch die Entwicklung der Verbreitung des Brachvogels dar. Die Brutverbreitung sei stark zurückgegangen, erläuterte er. Aktuell werde mit 27 Brutpaaren gerechnet. "Wir müssen uns Gedanken machen, was wir tun, um den Trend zu wenden, ansonsten stirbt die Art bald aus", so der Fachmann.

Gebiete eignen sich für Wiederansiedlung

Erste Artenschutzmaßnahmen seien bereits erfolgreich gewesen und der Bestand des Brachvogels konnte erhöht werden. So entstand die Idee, auf Dundenheimer Gemarkung den Brachvogel im Niedermattengraben wieder anzusiedeln. Die Gebiete seien aufgrund der Struktur dafür gut geeignet. In der Biotopverbundplanung gebe es ein eigenes Modul für die Feldvögel. So würden auch den Planungsbüros Informationen an die Hand gegeben. Es sollten daher nicht nur neue Gehölze etabliert werden, sondern auch das Offenland zu Gunsten der Feldvögel berücksichtigt werden. Die Zielkonflikte seien vorhanden, aber es müssten auch die Entwicklungen auf der Roten Liste berücksichtigt werden. "Im Naturschutz geht es darum, sich um diejenigen besonders zu kümmern, die vom Aussterben bedroht sind", betonte Bresch. Die Feldbrüter seien Sorgenkinder, die besonderer Aufmerksamkeit bedürfen.

Die Maßnahme sieht vor, die Gehölze zurückzuschneiden, um den offenen Charakter der Landschaft zurückzuerhalten. Auch sollen die Kopfbäume gepflegt werden und Teilflächen gerodet werden. Zudem bieten die Blütenwiesen den Brachvögeln, die sich von Insekten ernähren, eine gute Lebensgrundlage.

"Was Sie von uns verlangen, ist schon viel", sagte Hermann Fuchs im Bezug auf Rodungen. Zwar seien alle Ratsmitglieder für den Artenschutz, allerdings müssten die Maßnahmen auch im Gleichgewicht stehen. Er könne die Maßnahme nur befürworten, wenn die Eichen erhalten bleiben. Er habe Beobachtungen gemacht, dass die Bäume nicht zwingend für die Vogelpaare störend seien. "Die Gehölzthematik ist beim Brachvogel komplex", betonte Jochen Bresch. Häufig seien es alte Paare, die sich in der Nähe von Gehölzen angesiedelt haben. Junge Vogelpaare siedeln sich vorzugsweise in gehölzarmen Regionen an. Eine Möglichkeit wäre, so Bresch, zu beobachten, was geschieht, wenn die Eichen zunächst blieben.

"Mir tut auch jeder Baum leid, den wir fällen müssen", sagte Wurth-Schell. Sie fragte nach, ob für jeden Baum, der entfernt würde, eine Ersatzpflanzung vorgenommen werden müsste. Dies sei nicht notwendig, so Bresch. Letztlich wurde der Beschlussvorschlag umformuliert, sodass die Eichen von den Maßnahmen ausgenommen sind. Während in Dundenheim das Stimmungsbild einstimmig war, kam es für Müllen zu einem Patt und damit zu einer Ablehnung auf Müllener Gemarkung.