Denis Demirovski (Mitte) fühlt ist im Kreise der U18-Volleyballnationalmannschaft pudelwohl. Foto: privat

Volleyball: Freudenstädter ist Physio, Athletiktrainer und Psychologe in einem. Betreiber von zwei Physiotherapie-Praxen.  

Er hat in Freudenstadt ein zuhause gefunden – und zwar eines mit Potenzial: Denis Demirovski ist nicht nur mit zwei Physiotherapie-Praxen selbstständig, sondern betreut seit Neuestem auch die U18-Volleyballnationalmannschaft.

In seinem Behandlungsraum hängen Bilder und Zitate von Steve Jobs und Muhammad Ali – "Menschen, die mich inspirieren", sagt Denis Demirovski kurz und knackig mit einem Lächeln auf den Lippen, "Menschen, die die Welt verändert haben". Stillstand scheint für den Physiotherapeuten, der am heutigen Donnerstag seinen 34. Geburtstag feiert, keine Option zu sein, das wird klar, sobald man sich mit ihm unterhält und seine Geschichte hört.

Eigenen Weg gebahnt

Demirovski stammt aus der serbischen Hauptstadt Belgrad, ist in Cloppenburg aufgewachsen, lebte in Bochum, seit mittlerweile zehn Jahren im Schwarzwald – und er trägt seit Dezember immer wieder den Bundesadler auf der Brust. Jedoch nicht als Sportler, sondern als Physiotherapeut und Athletiktrainer der deutschen U18-Volleyballnationalmannschaft.

Dass er diesen Sprung geschafft hat, mag sicher mitunter einem Zufall geschuldet sein. Es ist gleichzeitig aber das Resultat dessen, was Demirovski auszuzeichnen scheint: Begeisterungsfähigkeit, Beharrlichkeit und Mut zu Neuem.

"Ich werde den Tag nie vergessen, an dem ich aus Bochum nach Obertal gekommen bin", sagt Demirovski, "die Sonne schien, überall Blumen und Wald". Für einen echten Städter, der mehr Beton als Grün kennt, ein Traum – sollte man meinen. "Das hat genau vier Wochen lang angehalten", sagt er und lacht, "dann war mir einfach ein bisschen zu wenig los". Er bat darum, zurück nach Bochum zu können, wo er beim VfL etliche Sportler betreut hatte: Fußballer, Leichtathleten, Basketballer – die gesamte Bandbreite eben, ein "junges, dynamisches Klientel", wie er selbst sagt.

Bis die Rückmeldung aus Bochum kam, hatte er aber bereits eine Wohnung in Freudenstadt gefunden und sich dazu entschlossen, dem Ganzen eine zweite Chance zu geben. "Ich habe dann im Sanatorium gearbeitet, bis es insolvent ging, war anschließend im Hotel Lauterbad tätig", berichtet er. 2016 sollte der nächste große Schritt folgen: "Ich wollte mich wieder verändern", sagt Demirovski.

Für Mut belohnt

Er schaute sich nach eigenen Räumlichkeiten um, erhielt von vielen Seiten jede Menge Unterstützung – von Sportvereinen wie von Privatpersonen, beispielsweise von Oliver Grohe. "Ich habe zum Beispiel auch Andreas Weigand wirklich viel zu verdanken", sagt Demirovski. "Er hat die Leute vom SV Oberiflingen regelrecht zu mir geprügelt, meine Kapazitäten waren dadurch schnell ausgeschöpft."

Heute, vier Jahre nach der Eröffnung seiner ersten Praxis in der Tübinger Straße in Dornstetten im August 2016, hat der 34-Jährige eine zweite Praxis in der Hindenburgstraße in Freudenstadt, 18 Mitarbeiter stehen auf seinem Gehaltszettel. Demirovski arbeitet jeweils den halben Tag an beiden Standorten, ist Vater dreier Kinder – und hat seit Dezember noch weitere Schützlinge unter seinen Fittichen: Nach einer Weiterbildung Ende des vergangenen Jahres baute er Beziehungen zum Deutschen Volleyball-Verband auf, wurde zum Lehrgang der U18 eingeladen, um die Spieler physiotherapeutisch zu betreuen.

"Ich bin erstmal zu spät gekommen, weil ich im Stau gelandet bin", sagt Demirovski über seine erste Begegnung mit dem Team und Coach Dominic von Känel beim Trainingslager in Amberg (Bayern). "Dominic war aber so entspannt, er hat daraus überhaupt kein Problem gemacht." Gemeinsam mit ihm fuhr er in die Halle, übernahm das Aufwärmen – und von Känel war so begeistert, dass künftig am liebsten nur noch mit Demirovski arbeiten will.

Rolle mit vielen Facetten

Dementsprechend fuhr der 34-Jährige in der vergangenen Woche auch mit ins Trainingslager in die Niederlande, wo die U18 ihre Vorbereitung auf die EM-Qualifikation, die im April in Rottenburg steigt, absolvierte. "Die Jungs sind wirklich toll. So reif für ihr Alter, und manchmal doch noch Kinder", sagt Demirovski strahlend. "Irgendwie ist man dort alles: Physio, Athletiktrainer und Psychologe in einem", sagt er. "Es macht tierisch Spaß, weil es einfach etwas völlig anderes ist als der Praxisalltag – den ich aber auch liebe." Für Demirovski stehen seine Patienten an erster Stelle, "sie sollen und dürfen durch dieses Engagement nicht in Mitleidenschaft gezogen werden", betont er. "Das soll eher ein zweites Standbein sein"

Noch in diesem Jahr will er die Weiterbildung zum lizenzierten Sportphysiotherapeuten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Angriff nehmen – und dann verfolgt er ein großes Ziel: "Bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 und Los Angeles 2028 dabei zu sein, wäre ein Traum", sagt er. Sollte das klappen, das steht schon fest, lässt er sich die Olympischen Ringen tätowieren. Bis dahin wird er sich weiter um das kümmern, was ihm am Herzen liegt: die Familie, seine Angestellten, die Patienten – und "seine Jungs" der U18-Volleyballnationalmannschaft.