Selbst ist die Frau: Michelle Feuerstein packt gerne bei ihrem Wohnungsumbau mit an und zeigt auch hier ihre Fähigkeiten. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten Marcel Cattarius soll das Projekt in Mönchweiler im Frühjahr fertig sein.Foto: Kai Blandin Foto: Schwarzwälder Bote

Volleyball: Villingens Mannschaftsführerin Michelle Feuerstein tauscht vorübergehend Trikot mit Arbeitsanzug

Es ist ein Fitness-Programm der etwas anderen Art. Statt baggern und pritschen nun bohren sowie hämmern. Michelle Feuerstein, die Mannschaftsführerin des TV Villingen, verbringt derzeit nahezu jede freie Minute auf ihrer Baustelle.

Schufterei macht Spaß

Zusammen mit ihrem Freund Marcel Cattarius wird nicht einfach nur die Wohnung in dessen Elternhaus in Mönchweiler auf Vordermann gebracht, sondern komplett umgebaut und gleichzeitig vergrößert. Für Michelle Feuerstein zwar kein gänzlich ungewohntes Terrain, schließlich war sie bereits bei einigen Renovierungsmaßnahmen dabei. Und auch bei ihrem Bruder, der gerade baut, hat sie tatkräftig mitgeholfen. "Mir macht das tatsächlich Spaß", erzählt die gebürtige Villingerin. "Und wenn es für einen selbst ist und man klare Vorstellungen hat, wie es später einmal aussehen wird, ist das noch einmal etwas ganz anderes."

Seit rund fünf Jahren sind die beiden ein Paar. Kein Wunder, dass es bereits längere Zeit Überlegungen für diesen Umbau gab. Konkreter wurde die Sache im Laufe diesen Jahres. "Seither wohnen wir ersatzweise relativ beengt ein Stockwerk darüber." Ihr Freund ergänzt: "Wenn alles nach Plan läuft, sind wir im Frühjahr fertig."

Sehnsucht nach dem Sport

Aber die Diagonal-Angreiferin gibt auch zu: "So gerne ich auf der Baustelle bin, oft würde ich aber viel lieber ins Training gehen, zumal der Start in die neue Reginalliga-Saison für uns extrem gut lief." "Doch nachdem gleich einmal unsere erste Begegnung gegen Fellbach aufgrund eines Corona-Verdachts beim Gegner abgesagt wurde, war mir klar, dass dies natürlich nicht der letzte Fall in dieser Runde ist. Unabhängig davon, dass wir normalerweise vor vielen Zuschauern spielen und bei unserer bislang einzigen Partie in der Hoptbühlhalle mit nur wenigen Besuchern fast schon eine Geisterstimmung herrschte, tut mir der Verein extrem leid", betont sie. "Unser TV hat so viel Arbeit und Energie in sein ausgeklügeltes Hygiene-Konzept gesteckt. Trotzdem konnte ich auch die Fans verstehen, die vorsichtshalber damals daheim blieben."

Nur eine Einfachrunde?

Kürzlich, berichtet Michelle Feuerstein, sei Post vom Verband gekommen, in der über Szenarien bei einer möglichen Wiederaufnahme der Saison informiert wurde. Fest steht wohl bereits, dass eine normale Saison mit Hin- und Rückspiel kaum mehr möglich sein wird. Dazu fehlen immer mehr die freien Spieltermine. "Wahrscheinlich werden wir nur eine Einfachrunde austragen. Wie es allerdings aktuell mit Auf- und Abstieg aussieht steht noch komplett in den Sternen." Bis zur möglichen Rückkehr ins Teamtraining sollen die Villingerinnen nach den Plänen von Coach Sven Johansson individuell trainieren.

Treffen vorm Bildschirm

Um manchmal den inneren Schweinehund zu überwinden und nicht völlig auf sich allein gestellt zu sein, hat sich ein Teil der Mannschaft etwas Besonderes einfallen lassen. Einmal die Woche trifft sich Michelle Feuerstein mit Nikola Strack sowie Sonja und Maria Kühne per Videoschalte vor dem Computer zu digitalen, gemeinsamen Einheiten. Reihum ist immer eine von ihnen dafür zuständig, sich Übungen auszudenken und diese vorzugeben. "Meist geht es dabei um Kraft und Kraftausdauer", erzählt die erfahrene Volleyballerin. Doch: "Der direkte Kontakt mit den Mädels und die Arbeit mit dem Ball fehlen mir doch sehr", stellt Michelle Feuerstein klar.

Gerade kein Weltrip

Genauso wie Volleyball – seit fast 20 Jahren schmettert Michelle Feuerstein nun schon die Bälle über das Netz – liegt eine ihrer anderen Leidenschaften derzeit auf Eis. Ägypten, Kenia und Australien zum Beispiel haben sie und Marcel auf ihrer gemeinsamen "Bucket List" in Sachen Reiseziele bereits abgehakt, weitere sind aufgrund der Pandemie momentan nicht möglich. "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben", sagt Marcel Cattarius.

Bei einem ganz anderen Thema wird Michelle Feuerstein ziemlich nachdenklich. Ein paar Tage noch, dann beginnt das Jahr, in welchem sie 30 wird. "Wirkliche Probleme habe ich damit nicht. Doch das wird schon ein komisches Gefühl, wenn plötzlich nicht mehr die Zwei davor steht", verrät sie. Ihr großer Wunsch für das neue Jahr aber? "Gesundheit für alle, und dass wir endlich wieder eine normale Saison spielen können. Ich vermisse meinen Sport wirklich sehr."