Cäcilia und Helmut Reitemann sowie Reinhold Schäfer (von links) stehen am Sonntag auf dem Balinger Friedhof am Ehrenmal. Anlässlich des Volkstrauertags, der wegen Corona ohne breite Beteiligung der Öffentlichkeit stattfand, legten sie dort Kränze nieder. Foto: Maier

Balinger Rathauschefs legen wegen Corona-Pandemie ohne Beteiligung der Öffentlichkeit Kränze nieder.

Balingen - Die Fackel brennt – wie immer. Kränze liegen unterm Kreuz am Ehrenmal des Balinger Friedhofs – auch wie immer. Und doch ist die Gedenkstunde anlässlich des Volkstrauertags am Sonntag in Balingen ganz anders ausgefallen als üblich.

 

Statt mit Vertretern der Vereine, des Volksbunds Deutscher Kriegsgräberfürsorge und der Balinger Schulen sowie mit Beteiligung der Öffentlichkeit gedachten Oberbürgermeister Helmut Reitemann und dessen Frau Cäcilia sowie Bürgermeister Reinhold Schäfer am Sonntagvormittag in aller Stille der Kriegstoten und Opfer von Gewaltherrschaft. Namens der Stadt, der Vereine und des Volksbunds Deutscher Kriegsgräberfürsorge legten sie Kränze nieder und hielten davor in aller Stille inne.

Übliche Form des Erinnerns abgesagt

Üblicherweise gestalten Balinger Musiker, Sänger und Schüler diese Gedenkfeier mit, wegen des grassierenden Coronavirus wurde diese Form des Erinnerns indes in diesem Jahr – dem 75. nach Ende des Zweiten Weltkriegs – abgesagt.

Für die Gedenkfeier hatte Helmut Reitemann Gedanken formuliert, diese standen unter dem Motto des Sprichworts "Es ist, wie es ist. Aber es wird, was wir daraus machen!" Das gelte aktuell in Coronazeiten, in der jedermann mit Verantwortung für seine Mitmenschen trage. Das gelte aber eben auch mit Blick auf den eigentlichen Hintergrund des Volkstrauertags: den Frieden zwischen den Menschen.

Auch diesbezüglich komme es darauf an, was der oder die Einzelne daraus mache. "Davon auszugehen, dass jeder Mensch sich so verhalten wird, dass der Frieden erhalten bleibt, ist nicht realistisch", so Reitemann in seinen Gedanken, die er auf der städtischen Homepage veröffentlich hat. Die täglichen Bilder von Unfrieden, von Streit und Krieg zeigten, dass diese Erwartung eine Illusion sei. Jeder Einzelne sei gefragt, etwas Positives aus vielen Situationen zu machen, die immer wieder Anlass zu Streit und Auseinandersetzung geben. Das fange bei kleinen Dingen, etwa in der Familie, in der Nachbarschaft, im Straßenverkehr oder am Arbeitsplatz an und setze sich in der Gesellschaft fort bis hin zur Völkerverständigung.

Eines habe die Bewältigung der Pandemie mit dem Frieden in der Welt gemeinsam, so der Oberbürgermeister: Dies könne nur gelingen, "wenn jeder nicht nur an sich und seinen eigenen Vorteil denkt, sondern mit seinem jeweiligen Gegenüber wertschätzend und respektvoll umgeht." In diesem Sinne solle seiner Meinung nach der Volkstrauertag dazu anhalten darüber nachzudenken, "was wir alle zum Frieden in unserer Umgebung und damit in der Welt beitragen können".