Freuen sich auf die Gartenschau 2023 – und die vielen Beiträge aus dem Haus der Volkskunst (von links): Manfred Stingel, Sarah Dlugosch, Anna Fischer und Niko Skarlatoudis. Foto: Ungureanu

143 Tage, 1000 Veranstaltungen: Die Gartenschau 2023 ist mehr als nur "Blümchengucken". Kultur gehört dazu. Drei städtische Bühnen stehen auf der sechs Hektar großen Veranstaltungsfläche, eine vierte baut das Haus der Volkskunst beim Eingang vom Bahnhof her auf. Sie wird jeden Tag bespielt.

Balingen - Einen "tollen Partner für die Gartenschau" habe die Stadt mit der Volkstanzgruppe Frommern gewonnen, betont Niko Skarlatoudis vom Gartenschau-Team beim Gespräch im Haus der Volkskunst in Dürrwangen.

Hausherr Manfred Stingel, der auch Leiter der Volkstanzgruppe ist, verweist darauf, dass es im Gartenschau-Jahr gleich zwei Festivals "Balingen international" geben werde, weil das Festival ja einmal wegen Corona ausgefallen sei: Gruppen aus Litauen, Nepal, die Stocktänzer aus Portugal, eine Gruppe aus Rude (Kroatien) seien für den ersten Teil angekündigt, für den zweiten Ensembles aus Mexiko, Spanien, aus der Partnerstadt Royan in Frankreich, aus Sardinien und Griechenland.

Na klar: der Bändertanz

Die Volkstanzgruppe Frommern werde bei der Gartenschau auch einen Bändertanz vorführen, wie er in Dürrwangen traditionell in jedem Jahr am 1. Mai zu sehen ist. Am 10. und 11. Juli 2023 finden die Kulturtage des Schwäbischen Albvereins statt. Unter anderem gibt es ein Filmprojekt über Wanderschäferei. "Die Schafe", sagt Stingel, "sind die Baumeister der Wacholderheiden." Und sie liefern die Wolle, die gesponnen oder verwoben wird. Das werde live auf der Bühne gezeigt – auch zum Mitmachen. Dazu meinte Stingel schmunzelnd: "Wer spinnen will, darf sich gerne melden."

Darüber hinaus werde eine Schneiderin Trachten nähen – ähnlich wie die, mit der sich Stingels Stellvertreterin Anna Fischer eigens für das Gespräch "gewandet" hatte – die schmucke Tracht junger Frauen im sogenannten Bäuerlichen Barock zwischen 1750 und 1850. Auch Korb- und Strohflechten werden vorgeführt.

Sackpfeifen-Festival ein Höhepunkt

Ein weiterer Höhepunkt: das Festival "Sackpfeifen in Schwaben", das vom 25. bis 28. August 2023 stattfindet. Parallel dazu gibt es die Möglichkeit, die Dudelsackausstellung im Haus der Volkskunst zu besuchen, von wo aus es eine Busverbindung zur Gartenschau gibt – für die internationalen Gäste, die in Dürrwangen übernachten, und für Gartenschau-Besucher, die mehr sehen wollen.

Erinnerung an "Zwetschgenfeldzug"

Und für die Gartenschau-Besucher, die sich gerne ein wenig sportlich betätigen wollen, wird mit dem Schwäbischen Albverein der "Zwetschgenfeldzug" von 1848 nachgewandert. Es ist auch eine Erinnerung an den Dürrwanger 1848er-Revolutionär Gottlieb Rau, über den das Haus der Volkskunst einen Film gedreht hat. Rau war mit Gleichgesinnten aus Rottweil Richtung Stuttgart marschiert, um die Republik zu proklamieren. Aber der Feldzug endete an der Grenze zu Hohenzollern, in Stuttgart waren bereits Kanonen aufgestellt. Die Revolutionäre kehrten um und ertränkten ihren Frust im "Zwetschgenwasser" – daher der Name. Auch aus Frankreich, sagte Stingel, werde es einen Beitrag zur 1848er-Revolution geben.

"Schwäbische Francaise" wird getanzt

Stichwort Frankreich: Die "Schwäbische Francaise", ein fast vergessener Tanz, soll während der Gartenschau ein "Comeback" feiern. Noch 1960, weiß Stingel, habe man den Tanz im Gasthaus "Roller" erlernen können. Stingel hat nach langer Suche ein Tanzbeschreibungsheft aufgetrieben, aus Ellwangen hat er die Noten einer Schwäbischen Francaise bekommen. Komponiert hat sie Paul Schumm, dessen Kornett und Taktstock Stingel ebenfalls "gefunden" hat. Beim Landesfest 1999 in Balingen sei der Tanz gezeigt worden. Die Gartenschau biete eine geeignete Plattform: der Tanz – er dauert etwa 20 Minuten – werde dort jeden Sonntag gezeigt.

Neue Tänzer? Gerne!

Schön wäre es, meint Stingel, wenn man noch ein paar Tänzerinnen und Tänzer gewinnen könnte. Das Haus der Volkskunst biete dazu jeden Donnerstag einen Kurs an, auch Wochenendseminare gebe es. Stingels Traum: "Dass möglichst viele das lernen und auch später noch tanzen können. Am schönsten sieht es aus, wenn viele mitmachen." Bis dahin aber haben nicht nur die Stadt Balingen, sondern auch die Volkstanzgruppe Frommern noch alle Hände voll zu tun.