Im Trend: Sprachen und Witerbildung. Foto: StN

Volkshochschulen im Südwesten hoffen, dass sie ihre Gebühren wieder senken können.

Stuttgart - Jeder fünfte Baden-Württemberger hat im vergangenen Jahr die Volkshochschule besucht. Künftig könnten es sogar noch mehr werden, denn die Bildungseinrichtungen hoffen, dass sie ihre Gebühren wieder senken können.

In den vergangenen Jahren hatte Hermann Huba selten Grund zur Freude, wenn er die Jahresbilanz des Volkshochschulverbands Baden-Württemberg vorlegte. Ganz anders am Montag: "Die mageren Jahre müssten jetzt vorbei sein und wir fast goldenen Zeiten entgegengehen", sagte der Verbandsdirektor vor Journalisten in Stuttgart.

Grund für seinen Optimismus ist die Zusage im grün-roten Koalitionsvertrag, dass das Land den Weiterbildungseinrichtungen "stufenweise" mehr Geld zur Verfügung stellen will. Würden die Zuschüsse des Landes für Volkshochschulen und andere Bildungsträger wie angekündigt auf den Bundesdurchschnitt angehoben, dann erhielten sie vom Land künftig doppelt so viel Geld wie heute - für die Volkshochschulen wären das etwa 15 Millionen Euro pro Jahr.

Ärmere und weniger gebildete Personen nutzten seltener entsprechende Angebote

Derzeit kommen im Südwesten sechs Prozent der Einnahmen der Volkshochschulen vom Land, im Bundesdurchschnitt zahlen die Länder hingegen 13,5 Prozent. Deshalb müssen Kursteilnehmer in Baden-Württemberg deutlich höhere Gebühren bezahlen als in anderen Bundesländern. Sie müssen für 57,6 Prozent der Kosten aufkommen, im Bundesdurchschnitt tragen die Teilnehmer 38,9 Prozent. Rund ein Viertel der Zuschüsse kommen von den Kommunen, zudem beteiligen sich Kreise und Bund - etwa bei den Integrationskursen.

Die mehrfachen Kürzungen der Landeszuschüsse und die gestiegenen Kursgebühren in Baden-Württemberg hatten zur Folge, dass vor allem ärmere und weniger gebildete Personen seltener entsprechende Angebote nutzten. Gerade sie seien jedoch eine wichtige Zielgruppe, sagte Huba. Die Volkshochschulen planten, vermehrt auf sie zuzugehen und passende Angebote wie Sprach- oder Elternkurse bereitzustellen. Dazu werde man mit Stadtteilinitiativen und Kulturvereinen zusammenarbeiten.

Besonders gefragt waren im vergangenen Jahr Angebote zum Thema Gesundheit - zum Teil bieten die Volkshochschulen dabei mit den Krankenkassen Vorbeugeprojekte an. Die meisten Unterrichtsstunden wurden im Bereich Fremdsprachen erteilt. Den größten Zuwachs - plus 15 Prozent - hatte im vergangenen Jahr der Bereich Grundbildung/Schulabschlüsse.

Nachbesserungen auch bei den Integrationskursen für Zuwanderer gefordert

Nachbesserungen auch bei den Integrationskursen für Zuwanderer gefordert

Mehr als 4500 Teilnehmer holten auf dem zweiten Bildungsweg einen Schulabschluss nach, davon machten 2700 Abitur. "Das zeigt, wie wichtig der Erhalt und Ausbau der zweiten Bildungswege ist", sagte Huba. "Den meisten eröffnet der Schulabschluss erstmals eine berufliche Perspektive."

Nachbesserungen fordert Huba auch bei den Integrationskursen für Zuwanderer. Die Kritik mancher Politiker, viele Migranten hätten kein Interesse an Sprachkursen, sei größtenteils unberechtigt. Mittlerweile habe die Bundesregierung zwar einen Teil der Kürzungen zurückgenommen und Wartezeiten aufgehoben, aber es gebe noch immer Einschränkungen bei den Teilzeitkursen. Insgesamt besuchten 2010 rund 11.100 Personen in Baden-Württemberg einen Integrationskurs, davon etwa die Hälfte bei an einer Volkshochschule.

Aufbau eines Landesnetzwerks für Weiterbildungsberatung

Als Meilenstein in Richtung lebenslanges Lernen und Weiterbildung bewertet Huba auch das von der neuen Landesregierung angekündigte Gesetz für eine "bezahlte Bildungsfreistellung". Damit würden die Baden-Württemberger Anspruch auf sogenannten Bildungsurlaub erhalten. Fast alle anderen Länder - außer Bayern, Sachsen und Thüringen - räumen ihren Bürgern diese Möglichkeit ein.

Diese können sich bis zu fünf Tage im Jahr (im Saarland drei Tage) freistellen lassen, um Angebote zur beruflicher oder politischer Bildung zu nutzen. Bei den Arbeitgebern kommen die Pläne allerdings weniger gut an - überflüssig, teuer und ineffektiv, argumentieren sie.

Die 175 Volkshochschulen wollen in den kommenden Jahren am Aufbau eines Landesnetzwerks für Weiterbildungsberatung mitwirken. Schon jetzt bietet der baden-württembergische Verband einen neuen Service an. Auf der Internetseite vhs.de können Interessierte landes- und bundesweit nach passenden Kursen suchen.