Leiter Jonas Reck zeigt die überarbeitete Website der Volkshochschule und das neue Programm für das Herbstsemester (im Vordergrund). Foto: Cools

Kaum geht die eine Herausforderung, kommt die nächste – so geht es zumindest der VHS Oberndorf, die bald ins Herbstsemester startet. Während Corona ihr zuletzt wenig Probleme bereitet hat, stellte der Ukraine-Krieg sie vor neue Probleme.

Oberndorf - Keine Kursausfälle, eine ruhige pandemische Lage und gestiegene Teilnehmerzahlen, wenn auch noch nicht auf Vor-Corona-Niveau – das Sommersemester hätte dieses Jahr für die Volkshochschule Oberndorf recht angenehm laufen können. Doch der Krieg in der Ukraine, der kurz nach Start des Sommersemesters begonnen hat, stellte auch sie vor große Herausforderungen.

 

VHS wird quasi überrannt

"Wir wurden, was unsere Integrationssprachkurse angeht, überrannt", sagt Leiter Jonas Reck. Der Ansturm der Ukrainer aus Oberndorf, aber auch aus Sulz mit allen Stadtteilen und umliegenden Gemeinden sei riesig gewesen.

"Von März bis Juni haben wir drei neue Integrationskurse nur für Ukrainer auf die Beine gestellt. Pro Kurs waren es immer um die 25 Teilnehmer." Die Integrationssprachkurse werden über das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) finanziert. Zusätzlich habe die VHS einen selbst finanzierten Abendkurs angeboten für die, die keinen Platz mehr bekommen hatten.

Die Nachfrage sei aber weiterhin riesig. "Wir haben fast täglich Ukrainer hier, die sich nach einem Integrationssprachkurs erkundigen", sagt Reck. Vier weitere Kurse starten deshalb Mitte September. Die VHS-Mitarbeiterin Irmgard Reger kümmere sich äußerst engagiert um die Organisation, so Reck.

Run auf Lehrkräfte

Weil man als Lehrkraft für Integrationssprachkurse bestimmte Qualifikationen vorweisen muss, wie ein Deutschstudium und eine spezielle BAMF-Zulassung, seien die Lehrkräfte rar und der Markt seit Beginn des Ukraine-Kriegs leergefegt, erklärt der VHS-Leiter. "Somit sind die Lehrkräfte, die wir haben, doppelt belastet und müssen teilweise vormittags und nachmittags unterrichten, statt den Rest des Tages zur Vor- und Nachbereitung des Unterrichts nutzen zu können."

Integrationssprachkurse gehören schon seit vielen Jahren zum festen Repertoire der VHS Oberndorf. Normalerweise seien es zwischen fünf und sieben pro Semester, so Reck. In den vergangenen Jahren hätten vor allem Syrer, Iraker, Iraner und Afrikaner diese Kurse besucht – teils bis zu acht verschiedene Nationalitäten.

Die besondere Schwierigkeit: Manche der Kursteilnehmer hatten bis dahin noch nie eine Schule besucht. Das sei bei den Ukrainern überwiegend anders. "Für alle gilt: Wenn sie hier Fuß fassen wollen, dann ist die Sprache der Schlüssel."

Energiekrise beschäftigt Menschen

Das Thema Ukraine werde die VHS auch im Herbstsemester noch weiter begleiten, prognostiziert er. Damit verbunden ist die Energiekrise, die die Menschen sehr beschäftige. Passend dazu habe die VHS in den kommenden Monaten drei Vorträge parat.

Der erste am 13. Oktober befasst sich mit dem Thema Balkon-PV-Anlagen. Am 17. November wird in einem weiteren Vortrag die Frage, welche Heizung für wen die richtige ist, geklärt. Und am 24. November geht es darum, was die PV-Pflicht für Häuslebauer bedeutet.

Um Demenz und ihre Erscheinungsformen geht es in einer Veranstaltung am 26. Januar 2023. Neu ist zudem ein Vortrag unter dem Titel "Leben in Balance – der Weg zu einem vitalen Lebensstil" am 20. Oktober, in dem Kniffe zum Stressabbau gezeigt werden sollen.

Kreatives und kochen

Im kreativen Bereich lockt als Neuheit ein Kurs zum Stricken mit Garnresten ab dem 26. November. Das Fitnessmix-Ganzkörpertraining ab dem 7. Oktober und ein Selbstverteidigungskurs für Frauen ab dem 27. September sind ebenfalls neue Angebote im VHS-Kursrepertoire.

Einiges Neues gibt es auch im Koch-Bereich, darunter ein Kurs für orientalische Vorspeisen (ab 24. Oktober) und griechische Rezepte (ab 30. Januar 2023), ein Kurs zur kreativen Verwendung von Chili (ab 23. Januar 2023) und ein Kurs zum Genuss von kohlenhydrat- und säurearmer Kost.

"Lernen mit Rückenwind"

Ein erfolgreiches Förderprogramm, an dem sich die VHS Oberndorf seit dem Sommersemester beteilige, sei "Lernen mit Rückenwind". Damit sollen pandemiebedingte Lernrückstände bei Schülern ausgeglichen werden.

Als Kooperationspartner des Oberndorfer Gymnasiums am Rosenberg und der Grundschule Bösingen stellt die VHS Oberndorf Lehrkräfte für die Fächer Mathematik, Französisch und Deutsch zur Verfügung, die Förderunterricht anbieten. Finanziert wird das vom Land.

"Das ist eine wirklich tolle Sache, die wir auch dieses Semester fortführen werden", sagt Jonas Reck. So konnten bereits bei zehn Gruppen à vier bis acht Kinder Lernrückstände angegangen werden.

Semester startet am 26. September

Das neue Volkshochschul-Semester startet am 26. September. "Wir hoffen, bei den Anmeldezahlen dann wieder Vor-Corona-Niveau zu erreichen. Bisher sieht es ganz gut aus", sagt der VHS-Leiter. Das Kursbuchungssystem sei nun einfacher aufgebaut worden.

Für die Teilnahme gilt: Die erste Kursstunde ist immer eine Schnupperstunde, nach der man sich entscheiden kann, ob man bleiben will. Wichtig sei, dass eine Anmeldung erfolgt. "Manchmal stehen Interessierte einfach da, und der Kurs ist schon voll. Das wollen wir vermeiden."

Auch eine Handvoll Online-Kurse werden im Herbst wieder angeboten. Sollte die Pandemielage ernster werden und Einschränkungen den Alltag erschweren, so könne man viele Präsenz-Kurse auf online umstellen. "Das ist unser Plan B, den brauchen wir aber hoffentlich nicht", sagt Reck.

Weitere Informationen

www.vhs-oberndorf.de