In der VHS Calw bleibt auch zukünftig die Stadt Neubulach. Foto: Rousek/Archiv

Viel Rauch um nichts – könnte man im Rückblick sagen. Während Neubulach im Vorjahr noch mit einem VHS-Wechsel ins Nagoldtal liebäugelte, ist knapp ein Jahr später alles geklärt. Sogar derart, dass Bürgermeisterin Petra Schupp in den Vorstand der Calwer Volkshochschule aufrückt.

Neubulach/Calw - Die frohe Kunde zu allererst: Neubulach bleibt in der Volkshochschule Calw und wechselt nicht zur VHS Oberes Nagoldtal. Das war nämlich vor fast einem Jahr die Idee. Die Wechselgelüste der Neubulacher Stadtverwaltung speisten sich damals aus mehreren Quellen. Zum einen die finanzielle Lage der Calwer VHS, die mindestens als angespannt zu bezeichnen war. Eine Corona-Aufbauhilfe wurde von allen Mitgliedern einkassiert, um die Probleme durch die Pandemie abzufedern. Ferner, so hieß es damals in der Sitzungsvorlage von September 2021, sei das Angebot in der VHS Oberes Nagoldtal besser.

Bürgermeisterin Petra Schupp sei, so sagte sie damals, aus der Bevölkerung immer wieder auf das gute Programm der VHS Oberes Nagoldtal angesprochen worden. Schlussendlich kam es aber nie zum Wechsel, denn der Tagesordnungspunkt wurde kurz vor der Sitzung gestrichen. Wie sich später herausstellte wohl deshalb, weil ein fünfseitiger Brief von Calws Oberbürgermeister Florian Kling – als solcher Vorstandsvorsitzender der VHS Calw – an die Neubulacher Stadträte für Wirbel sorgte.

Kling geht auf Wechselgründe ein

Darin hatte Kling die Wechselargumente zerpflückt und versucht, Neubulach vom Pfad des Wechsels abzubringen. Mit Erfolg: Weil der Punkt von der Tagesordnung flog, verstrich die Wechselfrist vom 30. September. Seitdem ist es eher ruhig geworden um einen möglichen Wechsel, auch weil inzwischen der VHS-Leiter nicht mehr Sebastian Plüer, sondern Clemens Schmidlin heißt und die Aufmerksamkeit des neuen Chefs erst einmal auf der Einarbeitung lag. Eine der ersten Dienstfahrten führte Schmidlin aber in die Bergwerksstadt Neubulach. "Ich habe da aktiv Kontakt aufgenommen", blickt der neue VHS-Chef auf die Bemühungen zurück.

Schöner Nachmittag in Neubulach

Es habe ganz offensichtlich Gespärchsbedarf gegeben. Trotzdem hatte Schmidlin nach eigener Aussage einen "schönen Nachmittag in Neubulach" verbracht und mit Bürgermeisterin Schupp offen gesprochen. Dabei konnten einige strittige Punkte geklärt werden. Generell will Schmidlin "organisatorische und finanzielle Stabilität" in der VHS herstellen. Klar sei natürlich auch, dass alle Volkshochschulen durch Corona finanziell gebeutelt worden seien und viel im Umbruch sei. Waren vor Jahren noch Fremdsprachen und Gesundheitsthemen vorrangig, komme jetzt immer mehr das Thema Deutsch als Fremdsprache auf. Das Gesamtprofil der VHS ändere sich eben. Und hier ist jetzt auch Neubulachs Verwaltungschefin mit im Boot, dieses zu schärfen. Schupp nämlich ließ sich in den Vorstand wählen – vorausgreifend auf das bevorstehende Ausscheiden von Althengstetts Bürgermeister Clemens Götz, der im kommenden Jahr nicht mehr zur Wiederwahl antritt. Über Schupp sagt Schmidlin: "Sie hat da keine Berührungsängste und zeigt Gestaltungswillen."

Schupp will sich "reinfuchsen"

Für Schupp wiederum keine Frage, wie sie im Gespräch mit unserer Redaktion betont. "Ich wollte nicht nur Kritik üben und dann die Hände in den Schoß legen", beteuert sie. Jetzt freue sie sich auf die Aufgabe und wolle sich "reinfuchsen". Schmidlin und Schupp ticken, so sagt es die Bürgermeisterin, ähnlich. Die Differenzen sind also ausgeräumt und es ist beiden Parteien anzumerken, dass man über die Zoff-Episode aus dem Vorjahr nicht nur Gras wachsen, sondern am liebsten gleich blickdichten Rollrasen legen würde.

Immerhin, sagt Schupp, habe die Diskussion im Vorjahr ein Bewusstsein dafür geschaffen, was alles nicht so rund lief. Das zu ändern, daran will sie jetzt auch aktiv selbst mitarbeiten. "Wir wollen jetzt alles in ruhigeres Fahrwasser bringen", stellt die Rathauschefin in Aussicht. Im Oktober ist VHS-Leiter Schmidlin dann im Neubulacher Gemeinderat zu Gast, wo er sich und seine Zukunftsvision vorstellen wird. Doch egal wie überzeugend das ausfällt – die Kündigungsfrist ist erneut der 30. September. Dann allerdings 2023. Für einen Wechsel, wäre er denn immer noch gewollt, ist es dann erneut zu spät. Doch Schmidlin und Schupp sind unisono überzeugt, dass man den jetzt beschrittenen gemeinsamen Weg weitergehen will und wird.