Mitgliedskarten hoch: Fast immer herrschte Einstimmigkeit. Foto: Ungureanu

Eine Bilanz von 1,625 Milliarden Euro, eine Dividende von zwei Prozent Inflation, Niedrigzins und zwei Jahre Pandemie: Die Volksbank Hohenzollern-Balingen hat sich im vergangenen Geschäftsjahr "richtig gut geschlagen".

Balingen - Das sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Jörg Schwab zu Beginn der Mitgliederversammlung in der Balinger Stadthalle.

 

Während der Pandemie habe man gelernt, dass virtuell vieles möglich sei, und dass eine Versammlung auch im schriftlichen Umlaufverfahren stattfinden könne, sagte Vorstandsmitglied Joachim Calmbach in seinem Vorstandsbericht. "Aber", fügte er hinzu, "solche Versammlungen leben von Kontakten, von persönlichen Begegnungen."

Inflation, Materialengpässe und unterbrochene Lieferketten

Der Angriff Russlands auf die Ukraine habe ein neues Kapitel in der europäischen Außen- und Sicherheitspolitik eröffnet, eine zweite Krise im Bankensystem zeichne sich ab, "aber wir sind nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung". Inflation, Materialengpässe und unterbrochene Lieferketten seien "erst ein Vorgeschmack auf 2022".

Die Entwicklung sei auch auf den Aktienmärkten zu spüren: Habe der DAX im vergangenen Jahr noch um 15,8 Prozent zugelegt, so habe sich diese Entwicklung 2022 "in Luft aufgelöst".

295.000 Euro für Sponsoring und Spenden

Die Volksbank nehme ihren regionalen Förderauftrag wahr: Im vergangenen Jahr seien 295.000 Euro für Sponsoring und Spenden geflossen. Damit seien Schulen, Kindergärten, Vereine und Verbände unterstützt worden.

Die Volksbank investiere in Bauvorhaben am Rappenturm, in der Wilhelm-Kraut-Straße in Balingen sowie im Zentrum Grauenstein in Frommern. Bei den ersten beiden stehe nur noch die Baugenehmigung aus, beim Letzteren müsse der Gemeinderat über einen Grundstückszukauf entscheiden.

"Bremsspuren in der Baufinanzierung"

Nachhaltigkeit sei in der "DNA der Volksbank schon immer vorhanden", Klimaschutz werde ernst genommen: "Wir begleiten die Kunden bei der Transformation und bei Investments in nachhaltige Fonds".

Ein Ausblick auf 2022 sei schwierig angesichts des Kriegs in der Ukraine. Niemand könne sagen, "was geschieht, wenn Russland uns den Gashahn zudreht", oder wie die Inflation sich weiter entwickeln werde. Dass der Kunde derzeit für eine Baufinanzierung mit einer Laufzeit von zehn Jahren bereits drei Prozent Zinsen bezahlen müsse, habe "erste Bremsspuren in der Baufinanzierung" verursacht.

1,6 Milliarden Bilanzsumme

Vorstandssprecher Arndt Ständer verwies auf die Bilanz von 1,625 Milliarden Euro im Jahr 2021, sechs Prozent mehr als 2020: "Wir haben unter Beweis gestellt, dass wir unter schwierigen Bedingungen ein fairer und verlässlicher Partner sind", sagte er.

Es sei auch weiterhin möglich, "allen vertretbaren Kreditwünschen nachzukommen". Das Eigenkapital betrage 90,6 Millionen Euro, für allgemeine Bankrisiken seien 61 Millionen Euro vorgesehen.

Zwei Prozent Dividende

Vom Jahresüberschuss in Höhe von fast 2,1 Millionen Euro sei vorgesehen, eine Dividende in Höhe von zwei Prozent – insgesamt 493.739 Euro – an die Mitglieder auszuschütten. Jeweils 802.500 Euro seien für die gesetzliche Rücklage sowie für andere Ergebnisrücklagen vorgesehen.

Insgesamt, sagte Ständer, sei es ein gutes Jahresergebnis: "Wir wollen weiterhin erfolgreich am Markt tätig sein." Allerdings wisse man nicht, "was 2022 wirtschaftlich mit uns macht".

Der Antrag von Alfred Tritz aus Gammertingen, die Dividende auf drei Prozent zu erhöhen, was "vielen gut getan hätte, denen es heute schlecht geht", ging nicht durch. Der Jahresabschluss wurde von den 155 stimmberechtigten Mitgliedern – rund 46 Prozent der Genossen – mehrheitlich beschlossen.