Viele Plakate zur Volksabstimmung hängen nicht mehr. Foto: Piechowski

Bei keinem Wahlkampf zuvor ist die Zerstörungswut so groß gewesen wie vor der Volksabstimmung.

Stuttgart - Die Plakate zur Volksabstimmung hängen gerade mal eine Woche lang, schon ist der Grad der Zerstörung größer als bei jedem bisherigen Wahlkampf. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, sind bisher sieben solcher Fälle angezeigt worden, in zwei Fällen wurden Täter auf frischer Tat ertappt. Am Montag erwischten die Beamten in der Ostendstraße einen 50-Jährigen dabei, wie er ein Pro-S-21-Plakat anzündete und eines zerschnitt. Insgesamt gehen auf sein Konto vermutlich neun zerstörte Plakate. Am Dienstagabend wurde ein 26-Jähriger in der Rosenbergstraße sowie der Rotenwaldstraße beobachtet, der vier Plakate der S-21-Befürworter zerstörte. Der 50-Jährige habe gestanden. Laut Polizei hätte er die Plakate aus Angst vor dem Bahnprojekt zerstört.

S21-Gegner weisen Anschuldigungen zurück

Der Verein Pro Stuttgart 21 beklagte am Donnerstag, dass inzwischen der Großteil seiner Plakate zur Volksabstimmung zerstört sei. Selbst schwer entflammbare Kunststoffplakate in Botnang und im Westen, teilt das Kampagnenbüro Pro Stuttgart 21 mit, seien mit Brandbeschleunigern angesteckt worden, an der Neuen Weinsteige sowie in der City habe man die Plakate heruntergerissen. Die nur mit einer Leiter erreichbaren Plakate in Bad Cannstatt und im Osten seien "zielgerichtet abgehängt und durch Gegnerplakate ersetzt" worden. Der Schaden belaufe sich auf 50.000 Euro, so Geschäftsführer Bernhard Bauer, der die Täter im Kreis der S-21-Gegner vermutet: "Im Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 steckt offensichtlich erhebliche Energie, Andersdenkende mit Gewalt mundtot zu machen." Der Verein hat Anzeige erstattet.

Das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 weist diese Anschuldigungen zurück: "Wir haben nie zu Zerstörungen aufgerufen", so BUND-Regionalgeschäftsführer Gerhard Pfeifer. Auch die Plakate des Aktionsbündnisses seien bis zu 30 Prozent zerstört. Vom Verein Pro Stuttgart 21 erwarte er "Respekt statt Aufstacheln mit Kraftausdrücken und spekulativen Schuldzuweisungen". Auch die Juristen für S 21 gemahnen zu einem demokratischen Umgang mit anderen Meinungen.