Hans Schanz bedankt sich bei Volker Kauder mit einem Vöhringer Vesperbrett. Foto: Vögele

Um die weltweite Verfolgung von Christen ging es beim Männerfrühstück in Vöhringen.

Das Thema „Christenverfolgung“ war das Begleitthema beim Männerfrühstück in der Kirchenbox der Petruskirche. Referent war der ehemalige Bundestagsabgeordnete Volker Kauder. Seit September 2022 lehrt er als Honorarprofessor an der Freien Theologischen Hochschule in Gießen in den Bereichen Politische Ethik und Religionsfreiheit. Für seinen Einsatz für verfolgte Christen wurde er schon zweimal ausgezeichnet.

Nach dem Weltverfolgungsindex sind die Christen die am meisten verfolgte Religionsgemeinschaft mit steigender Tendenz. Dabei gelte die Religionsfreiheit als eines der wichtigsten Menschenrechte. Jedoch werde dieses in der Politik kaum thematisiert, so Kauder.

Gegenwärtig sei die Lage für Christen in Russland schwierig, da die russisch-orthodoxe Kirche als Staatskirche gegen andere religiöse Gruppierungen sei. Sonst gebe es in Europa keine Unterdrückung. Die eigentliche Verfolgung spiele sich in anderen Weltteilen ab, hieß es.

Entwicklungen machen Sorgen

Drei Entwicklungen machten Sorgen. Das sei einmal die Verbindung von Religion und Nation wie in Indien. Hinduismus und indische Identität gehörten zusammen. Danach können Christen nach der vorherrschenden Ansicht dort keine guten Inder sein, deshalb würden sie regelmäßig verfolgt. Das Kastenwesen sei zwar offiziell abgeschafft, existiere aber in den Köpfen weiter.

Die christlichen Missionswerke vermögen die „Unberührbaren“ für den christlichen Glauben zu begeistern durch die Aussage „Jeder Mensch ist Gottes Ebenbild“, meinte Kauder. Gegenstimmen sähen jedoch in der Christianisierung eine neue Kolonialisierung. In China sei die nationale Einheit unter der kommunistischen Partei wichtig. Christen und Muslime müssten sich der Partei unterordnen. Beeindruckende Beispiele zeigten, wie christliche Familien immer mehr in den Untergrund gehen.

Kritik am Schweigen der Kirche

Die dritte Entwicklung der Verfolgung beruhe auf einem schwachen Staat, der die Religionsgruppen nicht mehr verteidigen könne. Und überall, wo der Islam Staatsreligion sei oder Muslime in der Überzahl, hätten es die Christen schwer, führte Volker Kauder aus. Er zeigte dies an den Länderbeispielen Nigeria und Ägypten. Dennoch: Wo die Verfolgung besonders groß ist, wachse die Zahl der Christen ständig.

Kritik äußerte Kauder am Schweigen der großen Kirchen. Unter den Berichten über Menschenrechtsverletzungen in Katar sei die Unterdrückung der Christen ausgeklammert gewesen.

Verfolgung habe viele Gesichter, wie er weiter aufzeigte. Sie müsse öffentlich angeprangert werden. Er nannte es eine Pflicht, sich um Glaubensgeschwister zu kümmern und nicht aufzugeben, da es sonst bald keine Religionsfreiheit mehr gebe.