Eigentümer Ralf Kornhaas (Mitte) zeigt Ministerin Nicole Razavi und Claus Wolf, ­Präsident des Landesamts für Denkmalpflege, sein Wohnzimmer, die als Amtsstube diente. Foto: Eich

Hoher Besuch in Marbach: Ministerin Nicole Razavi hat zum Auftakt ihrer Denkmalschutzreise mit dem Vogtsbauernhof eines der bedeutendsten Gebäude in der VS-Ortschaft besucht. 

VS-Marbach - Dass eine Ministerin mal in ihrem Wohnzimmer steht, damit hätten Ralf Kornhaas und Manuela Haap vermutlich nicht gerechnet. Doch: Das Paar öffnete gerne ihre Türen, um Nicole Razavi, Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, ihr Reich näher zu bringen. Denn der Vogtsbauernhof in Marbach ist eines der bedeutendsten Denkmäler in Villingen-Schwenningen.

Darauf machte am Dienstagvormittag Folkhard Cremer, zuständig für die Inventarisation der Bau- und Kunstdenkmalpflege beim zuständigen Landesamt, aufmerksam. Aufgrund des Status des "besonderen Denkmals" sei die in 1796 errichtete Hofanlage, die zugleich Amtssitz und Privathaus war, gleich eingestuft wie die Villinger Stadtmauer.

Insbesondere die Ausstattung der Stuben sei "überregional bedeutend." Auch deshalb, weil der Vogtsbauer hier seinen Aufgaben als ortsansässiger Richter und Verwaltungsbeamter nachging und entsprechend ausgestattet sind.

Umso dankbarer zeigte sich die Ministerin, dass sich Kornhaas, der das Denkmal geerbt hatte, seit 2016 mit viel Eigenleistung um den Erhalt bemüht. "Sie hätten es sich auch einfacher machen können", sagte Razavi mit Blick auf die Anstrengungen, die mit der Sanierung und teilweiser Restaurierung verbunden sind und betont: "Sie leben damit in der Geschichte."

"Denkmal muss leben und darf nicht leer stehen"

Überhaupt zeigte die CDU-Politikerin, die seit Mai im Amt ist, die Bedeutung der Denkmäler auf, auch für den gesamten Ort. "Denkmäler stiften Identität und sind Teil des Heimatgefühls – deshalb ist die Pflege des Denkmals so wichtig", sagte die 56-Jährige. Claus Wolf, Präsident des Landesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg, bringt die Bedeutung des Engagements auf den Punkt: "Sie sorgen dafür, dass das Gebäude in das nächste Jahrhundert rübergerettet wird."

Das ist auch im Sinne von VS-Bürgermeister Detlev Bührer, wie er erklärt: "Denkmal muss leben und darf nicht leer stehen." Deshalb unterstütze die Stadt die Bestrebungen des Eigentümers, wobei es immer gilt, Kompromisse zu finden.

Kornhaas derweil zeigt sich auf humorvolle Art "erleichtert" darüber, dass er nicht entscheidet, "ob da jetzt ein zweifach oder dreifach verglastes Fenster" eingebaut wird, "die Entscheidung wird mir abgenommen", sagt er mit Blick auf Denkmalschutzvorgaben lachend.

Er macht deutlich, dass die Sanierung sehr aufwendig sei, mittlerweile konnte das Paar den Lebensraum aber von einem Zimmer auf ein Stockwerk ausweiten. Kornhaas: "Des Gebäude deckt aber alle modernen Bedürfnisse", schließlich seien die Räume hell und die Decken hoch. Abstriche mache er deshalb nicht – ganz im Gegenteil: "Das ist ein ganz anderes Wohngefühl als in einem Neubau."