Matthias Hölle vom Steinefurthof in Binsdorf befürwortet eine landesweite Stallpflicht zum Schutz des Geflügels vor der Vogelgrippe. Foto: Merk

Im Zollernalbkreis bleibt die Lage rund um die Vogelgrippe bislang ruhig – doch die Sorge wächst, nachdem in Nachbarkreisen bereits Fälle aufgetreten sind.

Im Zollernalbkreis bleibt die Lage rund um die Vogelgrippe derzeit ruhig – bislang wurde kein Fall gemeldet. Doch die Sorge wächst: Der Ausbruch im Alb-Donau-Kreis zeigt, wie schnell sich das Virus über Wildvögel verbreiten kann.

 

Ende Oktober wurde die Krankheit auch bei einem Kranich im Kreis Reutlingen nachgewiesen. Im dortigen Landratsamt geht man davon aus, dass der gefundene Wildvogel den Landkreis lediglich auf seinem Weg nach Süden überflogen hat.

Wie ist die aktuelle Situation – und was bedeutet sie für die Geflügelbetriebe im Kreis? Die Viruserkrankung des Erregertyps H5N1 ist nicht neu, dennoch scheint der aktuelle Genotyp „aggressiver“ zu sein als in den vergangenen Jahren, sagt Andrea Bauer vom Geflügelwirtschaftsverband Baden-Württemberg.

Zugvögel können Virus über weite Distanzen verbreiten

Derzeit läuft noch der Vogelzug, so dass infizierte Zugvögel das Virus auch über weite Distanzen verbreiten können. „Betroffene Tiere erkranken sehr schnell und sehr stark und produzieren dabei hohe Virusmengen“, so Bauer weiter.

Dem stimmt auch Matthias Hölle vom Steinefurthof in Binsdorf zu. „Dieses Jahr hat die Vogelgrippe eine andere Dimension als in den Vorjahren angenommen“, stellt er fest. Das Virus sei ungewöhnlich früh und sehr massiv aufgetreten – „das bereitet uns große Sorgen“.

Biosicherheitsmaßnahmen auf höchstem Niveau

Auf dem Steinefurthof läuft der Betrieb bislang normal. Matthias Hölle betont, die Biosicherheitsmaßnahmen seien das ganze Jahr über auf sehr hohem Niveau, doch die Lage bleibe unberechenbar. „Bei einer Freilandhaltung ist es praktisch unmöglich, eine Infektion völlig auszuschließen“, meint Hölle.

Wenn ein infizierter Wildvogel beispielsweise Kot verliert, durch den Auslauf läuft oder wenn ein Aasfresser – etwa ein Fuchs oder Raubvogel – das Virus einschleppt, könne es schnell zu einem Eintrag in den Stall kommen.

Hölle begrüßt landesweite Stallpflicht

Deshalb würde Hölle auch eine landesweite Stallpflicht begrüßen, wie sie der Geflügelwirtschaftsverband Baden-Württemberg fordert. Der Verband lobt das rasche Handeln der Behörden, spricht sich aber für eine befristete, landesweite Stallpflicht aus, um die Ausbreitung einzudämmen. „Außerdem sollte mittelfristig die Möglichkeit zur Impfung praktikabel gestaltet und entsprechende Impfstoffe zugelassen werden“, sagt Andrea Bauer.Kleinere Betriebe mit weniger als 500 Tieren sollten dabei ausgenommen werden, da diese oft viele verschiedene Geflügelarten hielten und ihre Tiere nicht immer getrennt oder mit ausreichend Platz unterbringen könnten, fügt Hölle hinzu. „In unseren Ställen wäre eine Aufstallung problemlos möglich – unsere Haltungssysteme sind für solche Szenarien ausgelegt.“

Natürlich blicke man mit einer gewissen Sorge auf den Winter, denn die Situation bleibe unberechenbar. „Trotzdem überwiegt bei uns die Zuversicht“, betont Hölle – auch, weil der Zollernalbkreis bislang nicht als Hochrisikogebiet gilt.