Noch zu viele Unbekannte gibt es in Sachen Lärmschutz an der Autobahn bei Wittershausen. Foto: Schnekenburger

Neuer Vorstoß mit S 21-Aushubmaterial. Gemeinderat will erst belastbare Daten haben. Mit Kommenar

Vöhringen - Die Tunnelbauten für Stuttgart 21 sorgen für viel Material – und das im Wortsinn. Die Bauherrin lässt sich dessen Versorgung einiges kosten. Am Ende könnten Kommunen davon profitieren. Wittershausen etwa in Form eines Lärmschutzwalls.

Das Angebot klingt verlockend: Ein Unternehmen könnte, wenn es mit anderen Anbietern aus der Gegend den Zuschlag bekommt, das Material quasi frei Baustelle liefern und noch Geld für dessen Verwendung in die Vöhringer Gemeindekasse legen. Viel Geld, so hört man. Denn die Bahn muss für das gesamte Projekt rund 20 Millionen Tonnen Erd- und Steinaushub irgendwo unterbringen. Das ist teuer.

Das Thema Lärmschutz an der Autobahn ist präsent. So sind Anrainer-Kommunen vom Land angehalten, Lärmaktionspläne zu erstellen. Und im vergangenen Jahr hatte man am Vöhringer Ratstisch den Lärmschutz ungeachtet dessen auf der Agenda – wieder einmal, diesmal mit der Idee, dass nach Realisierung der neuen Halle perspektivisch bereits ein neues Projekt wartet. Wobei noch lange nicht klar wäre, wie so ein Lärmschutzkonzept aussehen könnte, ob es nur die Ortslage von Wittershausen als nach der Lärmimmissionskarte stärker als Vöhringen betroffene Fläche erfassen, oder doch Vöhringen einschließen soll, ob ein Wall reichte und realisiert werden könnte oder doch eine Wand her müsste, ob nicht vielleicht der Einbau von Schallschutz-Fenstern günstiger käme. Nur eins war schnell klar: Der absehbar zweistellige Millionenbetrag für die große Lösung würde wohl immer eine Nummer zu groß sein.

Jetzt leistet aber das Autobahnamt Schützenhilfe. Angefragt, wo man an der A 81 denn einen Lärmschutzwall brauchen könnte, fiel der Donaueschinger Behörde nur der Bereich Wittershausen ein. Wenn die Straßenverwalter noch irgendwo Bedarf sähen, dann hier, wo die Lärmimmissionsgrenzwerte nur knapp unterschritten werden. So kommt der Kontakt mit der Gemeinde zustande, und weil die Entsorgung des Stuttgarter Aushubs im Herbst ausgeschrieben werden soll, ist auch nicht Zeit für einen langen Planungsvorlauf.

Nach Abstimmung mit dem Landratsamt steht für die Gemeindeverwaltung fest: Ohne Bebauungsplan kann es an der vorgesehenen Stelle keinen Lärmschutzwall geben. Also schnürt die Verwaltung ein Paket, das die Erstellung eines Lärmaktionsplans vorsieht, der immerhin so tief ausgearbeitet ist, dass er konkrete Vorschläge erfasst, die als Entscheidungshilfe für das Projekt Lärmschutz in Vöhringen dienen können. Denn noch ist keineswegs klar, dass ein Wall, der dieses Ziel erreichen könnte, überhaupt einigermaßen wirtschaftlich realisierbar ist. Gleichzeitig will die Verwaltung aber bereits neben der schalltechnischen Begleitung, deren Ergebnisse die technische Lösung des Lärmschutzes bestimmen, bereits das Bebauungsplanverfahren anstoßen und die dafür notwendigen artenschutzrechtlichen Prüfungen beauftragen.

Für den Gemeinderat ist das alles ein bisschen viel. Zu diffus sind das Angebot des Unternehmers, die Zahlen zu wenig greifbar. Vor diesem Hintergrund wollen die Räte noch kein Bebauungsplanverfahren anstoßen, und auch die ingenieurstechnischen Leistungen sollen nur so weit vergeben werden, dass Daten für eine belastbare Entscheidungsgrundlage vorliegen. Weil der weitere Ablauf dennoch feststeht, sind sie zuversichtlich, im Erfolgsfall ohne großen Zeitverlust die Verfahren abwickeln zu können. Für den Fall, dass es mit der Schallbremse nicht klappt, bleibt der finanzielle Aufwand überschaubar – und den geforderten Lärmaktionsplan kann man dann auch schon in Stuttgart herzeigen.

Kommentar: Klärung tut not

Von Bodo Schnekenburger

Neue Folge in der Never-Ending-Story: Lärmschutz längs der Autobahn ja, aber wie – und dann vielleicht doch nicht, bis zur nächsten Folge. Aktuell hat ein Unternehmen am Drehbuch weitergeschrieben. Was bei Stuttgart 21 den Tunneln weichen muss, soll, so die Idee, unter anderem in Wittershausen in Form eines Lärmschutzwalls für Ruhe sorgen. Denn das Lärmproblem besteht unbestritten. Aushub entsorgt, und vielleicht bleibt noch Geld über! So etwas wird gerne als Win-win-Lösung beworben. Wie sie im Detail aussehen soll, ist allerdings völlig offen. So nachvollziehbar die Idee der Verwaltung ist, ein großes Paket mit den vielleicht notwendigen Planungen zu schnüren, um bei Bedarf ohne Zeitverzug loslegen zu können, so richtig ist die Entscheidung des Gemeinderats, zunächst nur den ersten Schritt zu gehen. Denn zu vieles ist noch unklar.