Mit dem grünen Kreuz möchte die Landjugend Rottweil-Tuttlingen ein Zeichen setzen. Foto: Vögele

Aktion der Landjugend Rottweil-Tuttlingen. "Redet mit uns - nicht über uns." Protest gegen Einschränkung der Betriebe.

Vöhringen - Junge Landwirte stellen grüne Holzkreuze an der Straße Vöhringen-Wittershausen und an stark frequentierten Wanderwegen auf. Die Kreuze sind Zeichen einer bundesweiten Bewegung gegen das Agrar-Umweltpaket der Bundesregierung.

Viele Autofahrer haben sich wohl gewundert, was gerade auf einem Acker an der Straße Vöhringen-Wittershausen passiert. Man ging vom Gas, um die Szene um ein grünes fünf Meter hohes Holzkreuz zu erfassen, das von der einheimischen Landjugend aufgestellt wurde. Sechs Kleinere samt Infotafeln werden an stark frequentierten Rad- und Wanderwegen aufgestellt.

Ein grünes Kreuz? Das Kreuz an sich hat schon Symbolcharakter und die Farbe grün lässt die richtigen Rückschlüsse zu. Es ist das Zeichen für eine bundesweite Bewegung aus der Landwirtschaft gegen das jüngst vorgestellte Agrar-Umweltpaket der Bundesregierung, das in die Bewirtschaftung der Betriebe eingreife, zu starken Einschränkungen führe und die Produktion von Nahrungsmitteln erschwere. Dadurch gehe die Regionalität verloren, es gebe kein Obst und Wein mehr vom Land. Auch müssen etliche Betriebe aufgeben, fasste Junglandwirtin Sonja Schmid aus Bergfelden zusammen.

Die Kreuzaktion, zurückgehend auf Bauer Willi Kremer-Schillings aus dem Rheinland, soll den Verbraucher zum Nachdenken anregen, ihn sensibilisieren für die Probleme der Landwirte, erklärt Diana Stierle aus Vöhringen, Schriftführerin bei der Landjugend Rottweil-Tuttlingen.

In deren Stellungnahme zur Aktion  "Grüne Kreuze" heißt es, seit Jahren sei die tägliche Arbeit der Landwirte geprägt vom Umwelt- und Artenschutz. Das Volksbegehren Artenschutz "Rettet die Bienen", welches ab dem 24. September sechs Monate Zeit hat, um zehn Prozent der Unterschriften aller Wahlberechtigten des Landes zu sammeln, will den Umwelt- und Artenschutz vorantreiben. Jedoch seien die angestrebten Lösungen nicht zu Ende gedacht. So werde gefordert, dass ein Viertel aller landwirtschaftlichen Flächen bis 2025 und 50 Prozent der Fläche bis 2035 ökologisch bewirtschaftet werden sollen.

Themen totgeschwiegen

Hört sich gut an, doch sind nicht genug Konsumenten bereit, den Preis für Bio-Lebensmittel zu bezahlen. Erst wenn mehr Verbraucher zu Bioprodukten greifen, werden automatisch - ohne staatliche Eingriffe - auf mehr Flächen Bio-Lebensmittel produziert. Zur Forderung, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis 2025 zu halbieren, zeigt das Papier auf, dass eine pauschale Mengenreduktion nicht sinnvoll ist. Landwirte arbeiteten bereits jetzt schon einsparend nach dem Prinzip "so viel wie nötig, so wenig wie möglich", bauten krankheitsresistente Sorten an und verwendeten neuste Technik.

Bedenklich dagegen erscheint der Landjugend das Handelsabkommen mit dem Mercosur-Staaten (Brasilien, Argentinien, Uruguay, Paraguay) das die Einfuhr landwirtschaftlicher Produkte aus fragwürdigen Produktionsmethoden vorsieht. Der dortige Anteil an Pflanzenschutzmitteln steigt, im eigenen Land sinkt er. Totgeschwiegen werden auch Themen wie der Flächenverbrauch, 2018 waren es täglich 4,5 Hektar für Baumaßnahmen, gleichbedeutend mit dem Verlust von Ackerland und Artenschutz.

"Wir Landwirte sind gerne bereit, faire Lösungen umzusetzen. Redet mit uns - nicht über uns. Auch in Sachen Natur- und Artenschutzfragen sollte es ein Miteinander anstelle eines Gegeneinanders und anstatt von Bevormundung geben", lautet ihr Anliegen.