Insgesamt zeigt sich Bürgermeister Stefan Hammer zufrieden mit dem abgelaufenen Jahr. Foto: Günther

Was war, was kommt? Für Bürgermeister Stefan Hammer hat es 2022 in Vöhringen einen echten Gänsehaut-Moment gegeben. In einem Punkt tritt er aber auf die Bremse.

Vöhringen - Würde man fragen, welches der eine, der alles entscheidende Moment für ihn als Bürgermeister von Vöhringen im Jahr 2022 war – Stefan Hammer würde es nicht schwer fallen, ihn zu benennen. "Als in der Tonauhalle die Nationalhymne angestimmt wurde, das war wirklich der Höhepunkt", bekennt der Bürgermeister. Und mit dieser Meinung sieht er sich nicht allein.

Der hymnische Abend datiert auf den 19. Mai, das ist ein Dreivierteljahr her. "Aber ich werde heute noch darauf angesprochen", sagt Stefan Hammer Ende Dezember. Im Besprechungszimmer des Vöhringer Rathauses hat er sich Zeit für die Presse genommen, obwohl sein Terminplan eng ist und er sich bei der Terminabsprache erst einmal vergewissern musste, dass tatsächlich ein Zeitpunkt vor Weihnachten 2022 gemeint sei und nicht etwa vor Weihnachten 2023 oder 2024.

Aus dem Dorf und für das Dorf

Als vielstimmig in der baufrischen Vöhringer Tonauhalle die Nationalhymne erklang – unverzüglich gefolgt übrigens von der Europa-Hymne mit dem Text "Freude schöner Götterfunken" – war das nur eines von vielen Ereignissen im Rahmen der 1250-Jahr-Feier, die Hammer aufzählt. Die Jubiläumsfestivitäten seien das herausragende Ereignis im Jahr 2022 gewesen, betont er. "Aus dem Dorf, für das Dorf" war das Motto der Veranstaltungsreihe, und genau so sei es auch umgesetzt worden – nicht in erster Linie für Besucher von außerhalb, bei denen dann die Mitglieder der eigenen Vereine nur die Arbeit hinter der Theke und am Wurstgrill gehabt hätten – sondern so, dass gerade diejenigen davon profitierten, von deren Engagement die Gemeinde lebt.

Ein anderer großer Moment in der Reihe der Jubiläums-Veranstaltungen war für den Bürgermeister der Festumzug im Juli, an dem bei Kaiserwetter 700 Menschen teilnahmen, oder anders ausgedrückt: 20 Prozent der Bevölkerung.

Das Rathaus als Dienstleistungszentrum

Zwei weitere Höhepunkte im Vöhringer Jahr sieht der Bürgermeister in der Fertigstellung der Tonauhalle, die im März erstmals hatte für kulturelle Zwecke genutzt werden können, sowie im Umbau des Rathauses für 100 000 Euro, das mit dem neu gestalteten Eingangsbereich ein echtes Dienstleistungszentrum geworden sei – und sogar am Freitagnachmittag noch seine Dienste anbiete. Eine runde Erfolgsstory hätte auch die Fertigstellung der Ortsdurchfahrt von Wittershausen werden können. Aber das Millionenprojekt verzögerte sich – so dass der Bürgermeister jetzt wenigstens hofft, im Frühjahr über den neu aufgebrachten Feinbelag laufen zu zu können.

Natürlich, auch seine eigene Wiederwahl zum Bürgermeister war in diesem Jahr kein ganz kleines Ereignis für Stefan Hammer. Obwohl er schon zum dritten Mal in den Ring gestiegen war, gibt er zu: "Eine Wahl ist immer eine Sondersituation." Sein Herausforderer René Hund, der kurz vor der Wahl in Vöhringen als Kandidat in Sulz klar gescheitert war, hatte immerhin rund 19 Prozent erreicht. Dass es Protestpotenzial gebe, sei ja klar gewesen, sagt Stefan Hammer. "Natürlich tritt man mal jemandem auf die Füße", sagt er, "und man steht auch mal mit dem falschen Fuß zuerst auf."

Drei wichtige Projekte stehen an

Andererseits erinnert er sich an das, was ihm einst ein frisch wiedergewählter Feuerwehrkommandant anvertraute, nachdem er ebenfalls keine sozialistischen Ergebnisse erzielt hatte: "Wenn ich es allen recht gemacht habe, dann habe ich was falsch gemacht."

Für die nähere Zukunft sieht Stefan Hammer insbesondere drei wichtige Projekte in Vöhringen. Da ist zum einen die Kinderbetreuung. Da sei schon viel erreicht worden, findet der Bürgermeister, aber bei Krippenöffnungszeiten und bei der Ganztagsbetreuung erkennt er steigende Nachfrage –"da werden wir Kapazitäten schaffen müssen, auch in der Schule." Schon jetzt hat Hammer den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ab 2026 im Visier. Und wenn der Bürgermeister Vöhringen auch "gut aufgestellt" sieht, ahnt er beim Kindergarten: "Ohne Neubau werden wir da nicht auskommen."

In einem Punkt tritt der Bürgermeister auf die Bremse

Das wäre auch schon wieder ein Millionenprojekt. Aber nicht das einzige in Vöhringen. Ein solches ist auch das Hofäcker-Areal, wo unter anderem eine Tagespflege entstehen soll und ein Ärztehaus. Da wird es sich eher um eine Investition in achtstelliger Höhe, also um -zig Millionen handeln. Dafür soll 2023 ein Unternehmer gefunden werden – die Ausschreibung läuft bereits, und erste Angebote seien schon eingetrudelt.

Als drittes großes Projekt nennt der Bürgermeister eines, an dem er sich diebisch erfreut. Beim Lärmschutz für Wittershausen hat die Gemeinde einen echten Coup gelandet: Ein Investor findet in dem zu errichtenden Lärmschutzwall nördlich des Kreisels einen Platz, seine Massen an Abraum vom Bauprojekt "Stuttgart 21" preisgünstig loszuwerden. Im Gegenzug wird er südlich des Kreisels die Lärmschutzwand zur Autobahn bezahlen – so etwa soll das der städtebauliche Vertrag regeln, den die Vöhringer Verwaltung anvisiert.

In einem Punkt allerdings sieht sich der Bürgermeister genötigt, auf die Bremse zu treten: bei der Ausweisung neuer Baugebiete. Natürlich gebe es Druck von Grundstücksbesitzern, die allzu gerne verkaufen würden. Er sei selbst für moderates Wachstum, sagt Hammer. "Aber man muss immer bedenken", ergänzt er, "wenn die Stadt wächst, dann muss auch die Infrastruktur mitwachsen."