Der Pastor und Freizeitastronom Peter Otparlik baut sich seine eigene Sternwarte / Aus einem Glasrohling entsteht ein neuer Spiegel

Von Axel Wolf

Vöhrenbach. Die Baustelle nimmt so langsam Gestalt an. Zuerst war es nur ein Holzständergerüst auf der Garage. Inzwischen ist der Aufbau überdacht und das selbst gebaute Spiegelteleskop und eine handelsübliche digitale Spiegelreflexkamera ermöglichen gestochen scharfe Fotos aus dem Weltall.

"Vor zwanzig Jahren hätte ich nicht geglaubt, dass so etwas möglich ist", sagt Peter Otparlik. Der Pastor der Freien Christengemeinde hat in den vergangenen knapp neun Monaten eine kleine Sternwarte auf seinem Grundstück am Ursbachweg gebaut.

Noch sieht dort manches unfertig aus. Statt einer Treppe geht es über eine Alu-Leiter steil hinauf über die Garage. Dort hängt noch ein wenig der Geruch von frisch gesägtem Holz. Der kommt von den Brettern, mit denen diese besondere Hütte verschalt ist.

Frei von Vibrationen

Fast zwangsläufig richtet sich der Blick aber auf das Herzstück dieser besonderen Kammer. In der Mitte des Raumes ist auf einem völlig vibrationsfreien Sockel das Teleskop aufgebaut, das – wie praktisch die gesamte Technik rund um diese astronomische Einrichtung – dem handwerklichen Geschick und dem Einfallsreichtum des Hausherrn zu verdanken ist.

Das gilt – nicht zu übersehen – natürlich auch für die Mechanik des Daches. Otparlik drückt den Knopf einer elektrischen Fernbedienung. Und schon beginnt die Winde an den Stahlseilen zu ziehen. Fast wie von Geisterhand klappen die Teile des Dachs auseinander und geben den Blick zum Himmel frei.

Vorausgesetzt, er ist wolkenlos und es ist richtig dunkel, kann der Freizeit-Astronom damit beginnen, sich die Himmelskörper sozusagen ins Haus zu holen. Dazu muss er nicht einmal die Wohnung verlassen. Sein Laptop ist mit der Technik über der Garage vernetzt. Ein Mausklick, und das Teleskop richtet sich auf den Stern oder die Galaxie aus, die Otparlik in den Fokus rücken will.

"Das geht sogar von unterwegs aus", berichtet er stolz und zeigt einen kleinen Film, der ihn bei der "Arbeit" auf einer New Yorker Parkbank zeigt. Auch von dort aus hat er sein Vöhrenbacher "Auge" ins Weltall gerichtet.

Noch sind dessen Möglichkeiten eingeschränkt, die Linse misst nur 25 Zentimeter im Durchmesser. Doch das genügt Peter Otparlik nicht. Bei einer Spezialfirma hat er einen dicken Glas-Rohling gekauft mit einem Durchmesser von 45 Zentimetern. Noch steht das 600 Euro teure Stück in der Garage – teilbearbeitet. Doch das soll sich bald ändern. Denn Otparlik hat sich auch eine eigene Schleifmaschine gebaut, mit der er – ähnlich wie die Profis bei großen Optik-Firmen – das Glas so lange bearbeitet, bis ein Parabolspiegel daraus wird. "Das ist eigentlich gar nicht so schwierig", meint der Pastor. Doch es erfordert viel Zeit, Geduld und Fingerspitzengefühl.

Die 45-Zentimeter-Linse soll aber noch nicht das "Ende der Fahnenstange" sein. Otparliks Traum ist es, eines Tages eine Linse mit 60 Zentimeter Durchmesser herzustellen. Deshalb hat er seine Schleifmaschine schon entsprechend dimensioniert.

Doch das ist noch Zukunftsmusik. Bevor die Sternwarte mit derartigen Feinheiten aufwarten kann, muss sie erst einmal fertig sein. In etwa einem Jahr, schätzt Peter Otparlik, könnte die heutige Baustelle so weit sein, dass er dort auch Besucher empfangen kann. Wer sich die steile Leiter nicht hinauf traut, muss sich vorerst darauf beschränken, die Früchte von Otparliks Arbeit am Bildschirm zu bestaunen.

Und die können sich sehen lassen. Dank moderner Digitalfotografie und "Kalibrierung" mit entsprechenden Bildbearbeitungsprogrammen "schießt" der Freizeitastronom mittlerweile Bilder, wie sie vor 20 oder 30 Jahren nur die Profis in den großen Sternwarten der Welt zustande brachten. Schon seine Fotos von der Mondoberfläche sind sehenswert.

Weitere Informationen: www.otparlik.de