Der Leiter des Polizeireviers St. Georgen, Udo Littwin (rechts), und der neue Leiter des Polizeipostens in Furtwangen, Gunter Feis, informieren im Vöhrenbacher Gemeinderat über die Kriminalstatistik des vergangenen Jahres. Foto: Reutter Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderat: In Vöhrenbach steigt Zahl der Fälle im vergangenen Jahr auf 75 / Cyberkriminalität legt zu

Einen Einblick in die Kriminalstatistik erhielt der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung. Demnach stieg die Kriminalität in dem beschaulichen Vöhrenbach – entgegen dem Landestrend.

Vöhrenbach. Der Leiter des Polizeireviers St. Georgen, Udo Littwin, war zusammen mit dem neuen Führer des Polizeipostens Furtwangen, Gunter Feis, nach Vöhrenbach gekommen, um dem Gemeinderat die Entwicklungen im vergangenen Jahr aufzuzeigen. Während in Baden-Württemberg die Kriminalität laut Statistik zurückgegangen sei, habe sie in Vöhrenbach leider um 25 Prozent zugenommen, so Littwin. So waren es im vergangenen Jahr 75 Fälle, das sind 15 mehr als noch 2017 (60 Fälle). Ein Anstieg der Kriminalität zeige sich auch in mehreren anderen Kommunen des Polizeireviers St. Georgen.

Ein genauerer Blick auf die Situation in Vöhrenbach belegt vor allem mehr "Rohheitsdelikte", im vergangenen Jahr waren es 21 Fälle, im Vorjahr 14. Auf der Suche nach Erklärungen für diese Häufung verwies Littwin darauf, dass es bei einem Rohheitsdelikt in der Regel mit Opfer und Täter zwei Betroffene gebe, wobei Opfer und Täter jeweils als eigener Fall in der Statistik auftauchten. Dadurch erhöhten sich die Fallzahlen schnell.

Ebenfalls zugenommen habe die Zahl der Vermögens- und Fälschungsdelikte in Vöhrenbach, nämlich von fünf auf 13 Fälle. In dieser Sparte gehe es auch um die sogenannte Cyberkriminalität, also Straftaten, die übers Internet begangen würden. Dieser Bereich beschäftige die Polizei zunehmend. Als Beispiel nannte Littwin, dass Waren im Internet angeboten, aber nach Bezahlung nicht geliefert würden.

Eine Steigerung gab es außerdem bei der Rauschgiftkriminalität von zwei auf acht Fälle. Bei der Rauschgiftermittlungsgruppe in St. Georgen habe "ein Ast" nach Vöhrenbach gereicht, erklärte Littwin den Anstieg.

Rückgängige Zahlen im Vergleich der beiden vergangenen Jahre verzeichnete die Polizei unter anderem bei der Gewaltkriminalität (sechs auf drei Fälle) und der Diebstahlskriminalität (18 auf 13 Fälle).

Und noch ein erfreulicher Wert: Die Aufklärungsquote lag laut Littwin im vergangenen Jahr bei 80 Prozent. "Ich finde, das ist ein guter Wert", so der erste Polizeihauptkommissar gegenüber dem Gremium. Das heiße, von den 75 Straftaten in Vöhrenbach habe man 60 Täter ermitteln können. Darunter sei ein Asylbewerber gewesen, alle anderen Deutsche.

Bei den Verkehrsunfällen sei die Zahl im vergangenen Jahr von neun auf 16 angestiegen, es habe auch einen Verkehrstoten gegeben. Littwin erinnerte an den Motorradfahrer, der gestürzt und auf einen Traktor geschlagen sei und dabei tödliche Verletzungen erlitten habe. Die Zahl an 24 Leichtverletzten im vergangenen Jahr erkläre sich auch durch den Unfall mit einem britischen Reisebus, bei dem einige der Schüler im Bus leicht verletzt worden seien.

Im Hinblick auf die höheren Zahlen bei der Verkehrsunfallstatistik meinte Peter Hummel (BWV) bei der anschließenden Diskussion im Gemeinderat, dass es wohl schwierig sei, diese Zahlen zu verbessern, da viele Unfälle vermutlich aus Unachtsamkeit geschähen.

Littwin merkte an, dass hier auch der Zufall eine Rolle spielen kann. So sei der Motorradfahrer ausgerechnet in einem Bereich gefallen, wo ein Traktor stand. Susanne Dorer (CDU) merkte an, sie sei froh, dass bei dem Busunfall mit den 70 Kindern nicht noch mehr passiert sei. "Das hätte anders ausgehen können."

Hummel wollte wissen, was mit der Zunahme von Elektro-Rädern und nun auch den Elektro-Rollern auf die Polizei zukomme. Littwin meinte, das Problem sei weniger die Technik, sondern vielmehr der Fahrer. Er verwies in diesem Zusammenhang auf Pedelec-Kurse, die die Kreisverkehrswacht anbiete, damit Fahrer im Umgang mit Elektrorädern sicherer werden.

Er ging auch auf die aktuelle Diskussion ein, Autofahrern einen erleichterten Zugang zum Fahren von Motorrädern bis zu 125 Kubikmetern zu ermöglichen. Littwin sieht solche Vorhaben kritisch. Denn gerade bei Motorradfahrern sei die Verletzungsgefahr beim Unfall hoch. "Du hast keine Schutzzone. Das bisschen Helm und die Lederklamotten helfen ein bisschen." Aber es gebe keinen Schutz wie bei einer Autokarrosse.

Im Bereich Elektroautos sieht er eine zunehmende Herausforderung. "Die hörst du fast nicht", verwies er auf das geräuscharme Fahren der Elektrofahrzeuge. Kürzlich habe er auch gelesen, dass es schwierig gewesen sei, ein über Tage brennendes Elektroauto zu löschen. "Da wird viel auf uns zukommen." Wobei er ab April nächsten Jahres das weitere Geschehen "von seinem Balkon aus" verfolgen werde, erwähnte er seinen absehbaren Eintritt in den Ruhestand.