Interview: Vöhrenbacher realisiert in der Region aufwendige Fotoprojekte wie Feuerwehrkalender

Vöhrenbach. Als Fotograf und Bildbearbeiter hat sich der Vöhrenbacher Michael Stifter in der Region insbesondere mit spektakulären Kalender-Projekten von Feuerwehren oder aufwendigen Gruppenbildern von örtlichen Vereinen einen Namen gemacht. Wir sprachen mit dem 46-Jährigen über seine Arbeit.

Was reizt Sie an der digitalen Bildbearbeitung? Haben Sie sich Grenzen zwischen Fantasie und Wirklichkeit gesetzt?

In der digitalen Welt gibt es keine Grenzen mehr. Alles ist mittlerweile möglich. Das reizt mich besonders. Man kann fantastische Bilder erstellen, genauso, wie man sie sich im Kopf vorstellt. So können realistische Situationen dargestellt werden, wie man sie so nicht fotografieren könnte. Wie zum Beispiel einen Stürmer im Fußballspiel in einem voll besetzten Stadion, mit dem Ball durch die Gegner rennend und das alles in Nahaufnahme von unten aufgenommen. An dieser Position könnte sich niemals ein Sportfotograf im Spiel aufhalten.

Für welche Bereiche ist das noch hilfreich?

Auch für die Personalwerbung in Unternehmen können die Tätigkeiten eines Arbeiters in einem Bild zusammengeführt werden, was eine große Wirkung in Anzeigen bringt und den Beruf bildlich erklärt. Eine Möglichkeit, die auch in der Werbung für Auszubildende durchaus reizvoll ist. Oder es kann das Produktsortiment einer Firma besonders in Szene gesetzt werden, wie es alleine mit Fotografie nicht möglich wäre.

Wie kam Ihr erster Fotokalender für die Feuerwehr zustande?

Da ich selbst schon lange in der Feuerwehr Vöhrenbach tätig bin, reizt mich dieses Thema natürlich besonders. Ich wollte Situationen in realistischen Einsätzen darstellen, wie man sie noch nicht gesehen hat, weil kein Fotograf so nah in einem Gefahrenbereich sein kann und auch nicht sein darf. Es ist unmöglich, zwei Feuerwehrmänner unter Atemschutz in einem brennenden Haus bei der Brandbekämpfung zu fotografieren. Allein schon wegen der enormen Hitze und auch weil man wegen dem Rauch nichts sehen würde. So ist es möglich die Arbeit der Feuerwehr der Bevölkerung zu zeigen, wie sie bisher in dieser Art nicht dargestellt werden konnte.

Wie viele Feuerwehr-Kalender haben Sie seitdem gemacht?

Ich durfte neben Vöhrenbach einen Kalender für die Gesamtwehr von Blumberg erstellen, in dem die verschiedenen Tätigkeiten der einzelnen Teilortswehren gezeigt wurden. Und im letzten Jahr einen für die Feuerwehr Brigachtal, der zu ihrem Jubiläum verkauft wurde. Momentan arbeite ich an einem Kalender mit dem Titel "Feuerwehrfrauen im Einsatz" mit Feuerwehren aus ganz Deutschland, der im Sommer erscheinen soll.

Wie viel Arbeit steckt in der Regel in solchen Bildmontagen, wie sie bei den Feuerwehr-Kalendern verwendet werden?

Es steckt vor allem immer mehr Arbeit drin als man letztendlich sieht. Als erstes denke ich mir ein bestimmtes Szenario aus und überlege dann, wie man es interessant darstellen und vor allem umsetzen kann. Auch wenn am Computer alles möglich ist, müssen doch die Inhalte des Motivs einzeln fotografiert werden. Hier ist zu beachten, dass Elemente in der Perspektive und der Beleuchtung zueinander passen. Auch der Aufbau für ein harmonisches Bild ist wichtig. Hier spielen Gestaltung, Blickführung und ausgewogene Verhältnisse eine große Rolle.

Was passiert dann nach dem Fotografieren?

Am Computer werden dann die einzelnen Fotos ausgeschnitten und mit weiteren Fotos zu einem Bild zusammengefügt. Hinzu kommen schließlich weitere Effekte, wie Feuer, Rauch und Lichter. Zum Schluss werden Kontraste und Farben angepasst, damit möglichst nicht mehr zu erkennen ist, dass es sich um eine Bildmontage handelt. So kommen schnell vier bis acht Stunden für ein Motiv zusammen.

Was für besondere Fotoprojekte haben Sie sonst noch gestemmt?

Zum Beispiel einen Kalender für eine Frauenfußball-Mannschaft in der Schweiz oder der Stadtkapelle Vöhrenbach zu ihrem Jubiläum. Und natürlich einige größere und kleinere Gruppenbilder für die Musikvereine Hammereisenbach und Schönenbach, die Feuerwehren Furtwangen, Schönenbach und vor allem das große Gruppenbild der Gesamtwehr Vöhrenbach vor der Staumauer des Linacher Stausees. Zudem viele kleinere Shootings von Sportlern, die sich in Ihrer Sportart sehen möchten. Aktuell ist gerade ein Kalender für den Fußball-Freestyler Patrick Bäurer aus Blumberg fertig geworden, der demnächst präsentiert wird.

Was sind bei großen Gruppenbildern wie Sie sie machen die größten Herausforderungen?

Das Wichtigste bei diesen Gruppenbildern ist die Planung. Hier muss vorab ein geeigneter Ort gefunden werden, an dem auch genügend Platz und der einfach zu erreichen ist. Dann stellt sich die Frage, woher zu welcher Zeit das Licht kommt. Hier ist mir Gegenlicht lieber, so müssen die Personen nicht in die Sonne blicken und die Augen zukneifen. Dann geht es an die Aufstellung: wie groß ist die Gruppe, wer steht an welchem Platz und wie werden Fahrzeuge oder andere Utensilien platziert? Benötige ich eine Blitzanlage oder reicht das natürliche Licht? Am Tag des Shootings muss alles passen. Bei über 100 Personen auf einem Bild können keine Experimente gemacht werden, zudem werden viele nach kurzer Zeit ungeduldig. Es muss also alles so schnell wie möglich über die Bühne gehen. Und dann sollte natürlich noch das Wetter mitspielen.

Sie drücken aber auch fernab vom Schwarzwald auf den Auflöser...

Genau – ich reise gerne, vor allem nach Lateinamerika, speziell nach Costa Rica. Ich liebe den Regenwald mit seiner unglaublich artenreichen Tierwelt. Hier mache ich ständig Fotos von Tieren wie Affen, Faultieren, Schlangen, Frösche, Insekten oder Spinnen. Vor drei Jahren durfte ich für die Universität Berlin zwei Wochen lang zusammen mit Biologen Fledermäuse in Costa Rica fotografieren. Das war bisher sicherlich der schönste Fotoauftrag.   Die Fragen stellte Marc Eich

Nach einer Lehre zum Werkzeugmechaniker in Furtwangen, studierte Stifter an der Freiburger-Grafik-Schule Grafik-Design und hat das Studium im Jahr 1999 erfolgreich abgeschlossen. Anschließend war er bei einer Werbeagentur in Denkingen angestellt, wechselte daraufhin nach Vöhrenbach, um bei einer Firma im Bereich Marketing tätig zu sein. Zuletzt war er 13 Jahre als Grafik-Designer bei einer Werbeagentur in Villingen angestellt, seit März ist er nun als Fotograf und Bildbearbeiter selbstständig.