Viele Narren waren im Häs in die Pfarrkirche gekommen, um so mit geistlichem Beistand die Fasnet zu beginnen. Beim Vater Unser bildeten sie auf Aufforderung von Pfarrer Schäuble große Ketten quer durch die Kirche. Foto: Schwarzwälder Bote

Narrenmesse: Besondere und überraschende Einlage: eine "Predigt" von Mesnerin Margot Schäffner-Dold

Den Auftakt zum traditionellen Fasnet-Ausrufen bildete auch 2018 die heilige Messe mit den Narren in der Vöhrenbacher Pfarrkirche St. Martin. Dabei nahm Pfarrer Martin Schäuble in seiner närrischen Predigt einige Vöhrenbacher Begebenheiten aufs Korn.

Vöhrenbach. Pfarrer Martin Schäuble freute sich sehr über die zahlreich anwesenden Narren, man wolle gemeinsam um den Segen für die Fasnet bitten. Denn es sei auch wichtig, dass man nicht als verbiesterter Christ durch die Gegend läuft, sondern dass man den Christen auch Freude über die Erlösung ansieht. Natürlich wurden auch besondere Teilnehmer des Gottesdienstes begrüßt, unter anderem wurden die "Ausländer" aus Furtwangen und anderen Regionen erwähnt.

Gleich zu Beginn seiner gereimten Predigt im Dialekt zeigte sich Pfarrer Schäuble befriedigt, dass sein Wink vom vergangenen Jahr gewirkt habe und endlich auch der Gebrauchtwagen des Roten Kreuzes eingeweiht wurde. Allerdings habe es bei diesem Fest auch unzufriedene Besucher gegeben: Feuerwehr-Diakon Radigk, der mit ihm die Weihe durchgeführt habe, sei offensichtlich sehr unzufrieden gewesen, weil es ihm zu lange gegangen sei, bis er etwas zu trinken bekommen habe. Er habe dann "ohne Ade nerrsch s‘Gerätehaus schnell verlasse".

Auch der Blitzer am Ortsausgang war ein Thema. Ein Zeitgenosse, der offensichtlich ähnlich dachte wie er selbst, habe weiße Farbe darauf gespritzt. Das dürfe man natürlich nicht machen, ermahnte Schäuble, aber es sei auch kein Delikt, wenn man dafür sorge, dass unser Nächster keinen Strafzettel erhalte.

Mit der Technik zu kämpfen hatte der Pfarrer selbst in der Osternacht, an der die Feier draußen am Osterfeuer über Lautsprecher in die Kirche übertragen werden sollte. Nachdem nach zehn Minuten scheinbar noch nichts geschehen war, habe Mesnerin Margot Schäffner-Dold nachgefragt, wann der Gottesdienst denn beginnen solle. Verwundert stellte Schäuble fest, dass die Feier am Feuer bereits beendet sei und man in die Kirche einziehen wolle. Es wurde nämlich einfach vergessen, das Mikrofon einzuschalten.

Ebenso ging es um einen Mitbürger, der den Geburtstagsgruß des Pfarrers missverstand, und um den Martinsumzug: Wegen der Arbeiten in der Villinger Straße wurde für diesen ein anderer Weg gewählt. Doch auf diesem brannte keine Straßenlaterne – und auch am Ende fand Pfarrer Schäuble in der Dunkelheit kaum noch die Martinswecken. Für die richtige Stimmung sorgte die Stadtkapelle Vöhrenbach, mit Chorälen gleichermaßen wie mit Fasnetschlagern. Auch geschunkelt wurde, aber mit Warnung von Pfarrer Schäuble: "Nicht zu fest schunkeln, damit niemand aus der Bank fällt! Denn schunkeln ist in der Kirche nicht versichert!"

Nachdem er seine Predigt unter der Narrenkappe, die im zuvor Stephan Winker überreicht hatte, beendet hatte, trat plötzlich überraschend Mesnerin Margot-Dold ans Kanzel-Mikrofon. Sie wollte in ihrer Predigt offensichtlich einmal loswerden, wie es ihr in den Diensten des Pfarrers gehe. Pfarrer Schäuble sei ziemlich stur, und sie müsse machen, was er wolle. Aber heute wolle sie einmal das Wort ergreifen: "Ich muss folgen tagaus, tagein, eigentlich bin ich ein armes Schwein."

Er sehe nun als Fünfziger zwar nicht mehr alles so eng. Aber noch immer müsse beispielsweise der Christbaum exakt bis zur Decke der Kirche reichen und dürfe keinen Meter kürzer sein. Aber sie wolle nicht über den Pfarrer schimpfen, wie man nur selten einen finden könne.

Sie forderte stattdessen die Narren auf, Pfarrer Schäuble eine besondere Freude zu machen: Sie sollten nicht nur zur Narrenmesse in die Kirche kommen, sondern auch bei anderen Gottesdiensten. Und der Pfarrer sehe noch sehr gut, wer in den Bänken sitze. Viele Gottesdienstbesucher kämen von nah und fern, aber er hätte eben auch gerne Vöhrenbacher in der Kirche.

Auch diese "Predigt", wie zuvor die von Pfarrer Schäuble, wurde von den Gottesdienstbesuchern mit viel Beifall quittiert. Aber auch Pfarrer Schäuble konnte sich eine spitze Bemerkung nicht verkneifen: Er wisse genau, weshalb er gegen Frauen in kirchlichen Ämtern sei, denn "die können ihr Maul nicht halten wie wir Männer".