Auch die statische Sicherung des gemauerten Sturzes an der Nordseite der Ruine Neufürstenberg gehört zur Sanierung. Foto: Schwarzwälder Bote

Neufürstenberg: Ortsvorsteher seit zehn Jahren in Kontakt mit Behörden / Arbeiten beginnen im Oktober

" Die Burg ist umzingelt", so könnten etwa die Rufe des 4000 Mann starken Bauernheeres geklungen haben, als am 8. Mai 1525, es war ein Montag, die Burg Neufürstenberg eingekreist und gestürmt wurde.

Vöhrenbach-Hammereisenbach. Fast 500 Jahre später werden die Überreste der Festung mit der mächtigen Schildmauer erneut eingekreist. Allerdings in friedlicher Absicht. Ein Gerüst wird Anfang Oktober um die Ruine errichtet, damit eine umfangreiche Sanierung stattfinden kann.

Schon wenn man als Laie die Mauern unter die Lupe nimmt, wird man feststellen, dass Reparaturen dringend geboten sind. Es gab zwar vor etwa 40 Jahren eine Sanierung, doch inzwischen haben Witterung und Heckenbewuchs deutliche Spuren hinterlassen. Risse in den Mauern unterstreichen zudem, dass über kurz oder lang die Situation gefährlich werden kann, wenn große Mauersteine oder ganze Mauerstücke herabzu- stürzen drohen.

Trotz aller Dringlichkeit war es nicht einfach, die Finanzmittel für die Arbeiten bewilligt zu bekommen. Ortsvorsteher Peter Hummel kann ein Lied davon singen. Rund zehn Jahre war er beharrlich in Kontakt mit den Behörden, hauptsächlich mit dem Amt Vermögen und Bau Baden Württemberg in Konstanz, Außenstelle Rottweil und dessen Leiter Friedrich Sommerfeld. Seit April dieses Jahres weiß Hummel, dass sich die Bemühungen gelohnt haben.

Die Sanierung ist etatmäßig abgesichert und wurde mit 620 000 Euro veranschlagt. Neufürstenberg ist nach Paragraf 12 des Denkmalschutzgesetzes als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung eingestuft. Ab 1. Oktober wird die Ruine eingerüstet. Das wird ungefähr vier Wochen dauern.

Wenn dann das Wetter mitmacht, können die Mauerarbeiten beginnen. Die Sanierungsdauer beträgt ein Jahr. Vorausgegangen sind umfangreiche Untersuchungen, um das Ausmaß der Kosten kalkulieren zu können. Vor zwei Jahren wurden mit einer Drohne hunderte von Bildern um das Gemäuer geschossen, damit die äußeren Schäden exakt beurteilt werden konnten. Probebohrungen beiderseits der Schildmauer gehörten ebenfalls zu den Vorarbeiten.

Auf Nachfrage teilte Thomas Steuer, Leiter des Amtes Vermögen und Bau Baden Württemberg, Konstanz, mit, dass das Sanierungskonzept folgendermaßen aussieht: Bewuchs entfernen, Mauerflächen reinigen, zementhaltigen Mörtel in den Fugen bis auf etwa fünf Zentimeter Tiefe entfernen, Ausbruchstellen neu aufmauern, maschinelle Neuverfugung mit Kaltmörtel, Rissesanierung durch Vernadelung und Verpressung zur Stabilisierung der Mauern, Herstellen einer geschlossenen Mauerkrone zur Wasserableitung und statische Sicherung des gemauerten Sturzes an der Nordseite.

Eine besondere Herausforderung ist die Topografie der Ruine. Neufürstenberg liegt auf einem Felssporn und ist nur über einen schmalen Pfad, der über steiles Gelände führt, erreichbar. Baustelleneinrichtung, Materialtransport und Gerüstarbeiten müssen deshalb im Vorfeld bis ins Detail geplant werden.

Die Planung und Baudurchführung ist dem Ingenieurbüro Grau – Wurst.Wisotzki GbR aus Bietigheim-Bissingen als erfahrenem Partner auf diesem Gebiet übertragen worden. Das Sanierungskonzept und die Vorgehensweise wurde mit der zuständigen Fachbehörde für Denkmalpflege des Landratsamtes Schwarzwald-Baar-Kreis abgestimmt.

Neufürstenberg wurde auf einer älteren Anlage errichtet. Im Jahre 1381 wurde die Burg Neufürstenberg erstmals erwähnt. Sie diente als Straßensicherung und Zollstation. Im 15. Jahrhundert war in der Burg auch ein Gefängnis. Das Ende der Burg nahte im Bauernkrieg. Die Bauern litten damals sehr unter den Abgaben und Frondiensten, die sie an die Herrschaften entrichten mussten.

Ihr Anführer Hans Müller von Bulgenbach konnte etwa 4000 Bauern um sich versammeln. Sie beschlossen der drückenden Abgabenlast ein Ende zu setzen, indem sie die Behausungen der Burgherren angriffen und deren Bewohner im Kampf auslöschten.

Durch List oder Verrat, ist in verschiedenen Niederschriften zu lesen, konnten die Bauern die Burg einnehmen. Der Burgvogt Beha wurde zum Tode durch Spießrutenlaufen verurteilt und die Burg am 8. Mai 1525 zerstört. Das Bauernheer kam von Hüfingen her und zerstörte einen Tag, bevor es in Hammereisenbach eintraf, auch die Burg Zindelstein.