Der Markt in Morteau: Auch dort ist allmählich wieder normales Leben eingekehrt. Dennoch gelten wie in Deutschland weiterhin Auflagen zum Schutz vor Corona. Foto: Stadtverwaltung Foto: Schwarzwälder Bote

Corona-Krise: Schreiben aus der Partnerstadt schildert Entwicklungen in Frankreich

Vöhrenbach/Morteau. Das Corona-Virus beschäftigt derzeit nahezu die ganze Welt. Einschränkungen des öffentlichen Lebens zur Eindämmung der Verbreitung des Virus sind die Regel. Auch bei den Nachbarn in Frankreich ist dies der Fall. Morteau, die Partnerstadt von Vöhrenbach, hat ebenfalls mit den Auswirkungen zu kämpfen.

Aus Morteau erreichte die Stadt ein Bericht zur Lage in Frankreich. Nachdem das Virus Ende 2019 zunächst in China aufgetreten war, wurden zum 24. Januar in Frankreich die ersten Corona-Fälle Europas gemeldet. Rückblickend sei heute bekannt, dass bereits einige Fälle, die Ende Dezember in Frankreich als Wintergrippe eingeschätzt wurden, wahrscheinlich an Corona erkrankt gewesen seien. Die ersten Ausbrüche im Januar habe es im Elsass und in der Nähe von Paris gegeben. "Frankreichs Präsident Macron verkündete kurze Zeit darauf am 17. März die Ausgangssperre für die Bevölkerung Frankreichs zur Eindämmung der Verbreitung des Virus", heißt es in dem Bericht. "Schulen, Restaurants, Geschäfte, öffentliche Einrichtungen und Kirchen wurden geschlossen. Daneben wurde das Veranstalten von Familientreffen und Hochzeiten verboten. Für Beerdigungen wurde die Zahl an zulässigen Teilnehmer auf zehn Personen festgelegt."

Darüber hinaus wurden die Grenzen geschlossen. Nur Personen, die im Ausland einer Tätigkeit nachgehen, durften sie überschreiten. Einschränkungen mussten auch in der Welt der Unterhaltung und der Kultur hingenommen werden. Konzerte und Theaterstücke sind voraussichtlich bis September abgesagt. Die Zahl an Erkrankten habe schnell zugenommen. "In den Krankenhäusern wurden Betten mit Patienten belegt, während Materialien wie Masken, Schutzkleidung und Beatmungsgeräte dringend fehlten. Aufgrund der fehlenden Schutzausrüstung erkrankten auch viele Mitarbeiter des Gesundheitswesens, was einen erheblichen Personalmangel zur Folge hatte", schildert das Schreiben die Situation. Dutzende von Kranken seien mit Flugzeugen, Hubschraubern und Zügen in weniger belastete Regionen sowie nach Deutschland und in die Schweiz gebracht worden, um einem überlasteten und atemlosen Frankreich zu helfen. Am 5. Juni lag die Zahl der an dem Virus Erkrankten in Frankreich bei 154 213 Fällen. Die Zahl der Toten lag bei 29 173 Menschen.

Das Département Doubs, in dem Morteau liegt, hatte zum 5. Juni 148 Tote in den Krankenhäusern zu verzeichnen. "Die Zahl der Toten in Altersheimen und die Zahl der zu Hause Verstorbenen ist hierbei nicht inbegriffen", ist aus der Partnerstadt zu erfahren. Ende Mai zog Premierminister Èdouard Philippe erste Lockerungen in Betracht. Diese traten zum 11. Mai mit der Lockerung der Reiseeinschränkungen ein. Drei Wochen später durften die Geschäfte ihre Türen öffnen. Inzwischen besuchen einige Kinder wieder die Schule, auch wenn der Unterricht nicht wie gewohnt stattfinden kann. Einschränkungen wie das Tragen von Masken im öffentlichen Nahverkehr sowie im Supermarkt gelten weiterhin.

Während der Ausgangssperre hatte Morteau mit Schwierigkeiten, wie dem Mangel an Schutzausrüstung, einer großen Zahl an erkrankten Pflegern sowie zahlreichen Todesfällen zu kämpfen. Um das Krankenhaus mit Schutzkleidung auszustatten, kamen aus anderen Regionen Hilfslieferungen. Gleichzeitig wurde das Krankhaus durch freiwillige Helfer unterstützt. In den vergangenen Wochen hat sich die Lage in Morteau verbessert. Die Stadt und ihre Bürger beginnen, aufzuatmen und ihre Freiheit wiederzufinden. Gleichwohl bleiben die Behörden vorerst wachsam. Auch in der Krisenzeit standen Cédric Bôle, Bürgermeister von Morteau, und sein Kollege Robert Strumberger in engem Austausch. Ursprünglich war ein Treffen der zwei Bürgermeister beim Stadtfest in Vöhrenbach geplant. Nachdem das Stadtfest aber abgesagt werden musste, hofft man auf ein baldiges Treffen im Herbst oder im kommenden Frühjahr.