Nach dem Musical ist vor dem Musical, scheint wohl die Devise von Chorleiter Rolf Wiechert und seinen musikalischen Mitstreitern von „Vocalmania“ zu sein.
Seit dem beflügelnden Corona-Comeback und der Aufführung des Musicals „Martin Luther King“ will Wiechert seinen Chor auf dem erlangten Level festigen und setzt bereits neue Maßstäbe für die Zukunft.
Nach den coronabedingten Probe- und Auftrittsembargos der vergangenen Jahre hatte der Chorleiter seinen Musikern und Chormitgliedern einiges abverlangt. Wie sich herausstellte, meisterte der Chor die Herausforderungen des Musical-Projekts und ging daraus gestärkt hervor. So kehrten einige Mitglieder aus der Corona-Pause wieder zum Chor zurück, welcher letztlich sogar noch 18 Neuzugänge zu verzeichnen hatte.
Ein Meilenstein für die Region
Mit 120 Darstellern, bestehend aus Big-Band, einen gemischten Chor und neun Musicaldarstellern, brachte Wiechert das Musical „Martin Luther King“ in die Täleseehalle nach Empfingen. Einzig Opernsänger Brian Garner, der bereits als Nebendarsteller im Musical „König der Löwen“ fungiert hatte, verfügte über die entsprechende Musical-Erfahrung.
Vor allem deshalb stellt Wiechert heuer im persönlichen Gespräch mit unserer Zeitung stolz fest: „Das war ein Meilenstein für die Umgebung, mit Amateuren in dieser Größenordnung ein Musical aufzuführen. Im Prinzip sind das jetzt keine Laien mehr.“
Deutlich an Professionalität gewonnen
Laut den Rückmeldungen habe die Formation deutlich an Professionalität gewonnen, welche Wiechert nicht nur beibehalten, sondern steigern will. Und dazu gehören laut Wiechert drei Schlagworte: „Disziplin, Anwesenheit und Digitalisierung.“ Mit hunderten einstudierten Musikstücken und wechselnden Mitgliedern habe die „Notenwirtschaft“ irgendwann Überhand gewonnen.
Durch Digitalisierung sind nun Änderungen in der Partitur möglich, die für die Sängerinnen und Sänger sofort und ohne jeglichen Papier- und Tonerverbrauch verfügbar sind. „Arrangements auf Knopfdruck“, bezeichnet Wiechert diese technische Möglichkeit, für welche die Mitglieder über ein eigenes Tablet verfügen müssen, was Wiechert auch bewusst einfordert.
Mitglieder sollen Tablets benützen
„Das ist, wie wenn ich in einen Ski-Club eintrete, in dem ich meine eigenen Ski brauche“, erklärt Wiechert und verdeutlicht: „Ich wundere mich immer, was die Mitglieder einer Narrenzunft investieren. Warum nicht auch im Chor?“ Für die Mitglieder räumt Wiechert dennoch eine Refinanzierungsmöglichkeit ein.
Für die private Anschaffung eines Tablets muss im laufenden Jahr kein Mitgliedsbeitrag entrichtet werden. Überhaupt bringe das digitale Notenblatt nur Vorteile mit sich. Es verfügt über mehrere Übungsfunktionen, in denen die Singstimme und weitere Stimmen für Harmonien dazu abgespielt werden können.
Ebenso können Notizen eingefügt, beliebig geändert und markante Stellen der Partitur hervorgehoben und markiert werden. Für das laufende Jahr hat sich Wiechert vorgenommen, dass „Vocalmania“ sich in der „Top 10“ der Chöre in der Region ansiedelt. Acht- bis zehnstimmiges Singen sei dabei Standard. 44 Mitglieder zähle der Chor aktuell.
Was der Chor vorhat und wie er neue Sänger gewinnen will
Männerstimmen
Mangelware seien, wie in anderen Chören auch, vor allem die Männerstimmen. „In unserem Fall haben wir das gut abfangen können, aber man könnte in diesem Bereich noch was tun“, lässt Rolf Wiechert durchblicken. Im Tenor sei „Vocalmania“ gut abgedeckt, jedoch herrscht großer Bedarf im Bass. „Diese Stimmen sind selten und setzen auch ein Naturtalent voraus. So ein richtig tiefer, grummelnder Bass, da würde ich mir die Finger danach schlecken“, verdeutlicht der Chorleiter.
Konzerte 2023
Um diese Naturtalente zu finden, will Wiechert mit seinem Chor in diesem Jahr Präsenz zeigen. Unter anderem wird „Vocalmania“ in 2023 die Osternacht in Wiesentstetten (8. April) und die Kommunion in Nordstetten (22. April) musikalisch umrahmen. Im Sommer will der Chor seine volle Klanggewalt in der Stiftskirche Horb (8. Juli) unter Beweis stellen. Und auch für das Jahr 2024 bestehen bereits Pläne. So ist ein großer Musical-Akt geplant, in welchem eine Kollektion aus großen, bekannten Musicals wie unter anderem dem „Tanz der Vampire“, „Le Misérables“, „Miss Saigon“, „Wicked“ und dem „König der Löwen“ aufgeführt werden soll.