Die Vinzentinischen Ersthelfer und -helferinnen mit Ehrengast Karin Schieszl-Rathgeb – im gelben Jacket –, Regenschirmen und der jungen Eiche, die sie in wenigen Augenblicken offiziell einpflanzen werden. Foto: Martin Kistner

Hohen Besuch aus Rottenburg haben Albstadts Vinzentinische Ersthelfer erhalten: Sie durften Ordinariatsrätin Karin Schieszl-Rathgeb zeigen, was sie in 14 Jahren vollbracht haben.

Michael Weimer macht keine halben Sachen. Der Gründer und Motor der Vinzentinischen Ersthelfer hatte fast alle seine volljährigen Helferinnen und Helfer aufgeboten, um der Besucherin aus der Bischofsstadt einen angemessenen Empfang zu bereiten.

 

Sogar Schwester Marzella, geistliche Leiterin des Bildungshauses Untermarchtal und Mitbegründerin der Vinzentinischen Ersthelfer, war seiner Einladung gefolgt.

Der Begrüßung nach der Ankunft von Karin Schieszl-Rathgeb folgte erst ein Mittagessen, zu dem Kirchenmusikdirektor i. R. Rudolf Hendel Begleitmusik auf der Veeh-Harfe spielte, und dann eine opulente Bildpräsentation, die 14 Jahre Dienst an der Allgemeinheit und am Vinzentinischen Gedanken dokumentierten.

Die Anfänge 2011 waren nicht ganz so unbedeutend, wie Weimer in seinem Kommentar suggerierte, und das erste Projekt der „Ersthelfer“, der Lautlinger Meditationsgarten, war alles andere als eine Kleinigkeit. Von Anfang an hatten die Lautlinger ihren Diakon überaus tatkräftig unterstützt; sogar der Ersatz für die erste Marienstatue, die der Witterung nicht gewachsen war, wurde mit einer Spende finanziert. Die kam laut Weimer von einer Mutter, deren Gebetswunsch, ihr schwer erkrankter Sohn möge genesen, von der Muttergottes erhört worden sei.

Die Bilanz – eine Liste mit zahllosen Positionen

Es folgten weitere Projekte, für die Weimer mit der vinzentinischen Devise „Liebe sei Tat“ nicht nur viele Kinder und Jugendliche, sondern auch etliche Sponsoren und Unterstützer aus den Reihen der Lautlinger Handwerker zu motivieren verstand: die Neugestaltung der Gärten der Truchtelfinger Acura-Klinik, bei der an die 100 Jugendliche Hand anlegten, die Singstunden mit Rudolf Hendel in wechselnden Pflegeheimen, die „Reisen ohne Koffer“ mit Kutschfahrten und anderen Attraktionen, die 72-Stunden-Aktionen der Jugend, die Haustürbesuche der Kinder bei Senioren, die aus ihrem Leben erzählten, Theatervorstellungen mit und ohne Puppen, das Gymnastikangebot „Fit mit Susi“, die Pflegekurse für pflegende Angehörige, der „Kreuzweg der Barmherzigkeit“ und nicht zuletzt die Pflegewerkstatt-Oase, in der sich Profi-Pflegende eine Auszeit gönnen.

Vinzenz von Paul – „Er sah die Not und half“

Die Liste ließe sich beliebig verlängern, mit Drehorgel, E-Rikscha, Vinz-Fürbettüchern, Grillkota, Trauercafé und Demenzweiterbildungen – „er sah die Not und half“ ist ein weiterer Wahlspruch der Vinzentinischen Ersthelfer, der das Wirken ihres Patrons, des heiligen Vinzenz von Paul, bündig zusammenfasst.

Gutes tun kostet halt auch Geld

Allerdings beeindruckt an dessen Jünger Michael Weimer nicht allein die Hilfsbereitschaft, sondern auch der unerschöpfliche Reichtum an Ideen, wie sich die Not lindern ließe, und die stupende Motivationskunst. Nicht zu vergessen: Begabung fürs Fundraising. Die Projekte der Vinzentinischen Ersthelfer kosten Geld, laut Weimer zwischen 40 000 und 65 000 Euro jährlich. Die Hoffnung, dass der Besuch der sichtlich beeindruckten Ordinariatsrätin auf die eine oder andere Weise kassenwirksam werden könnte, erscheint nicht völlig unrealistisch.

Und hier wird geschaufelt – lang soll die Stieleiche leben. Foto: Martin Kistner

Die Lichtbildschau dauerte geraume Zeit; danach folgte eine Exkursion in den Talgang zu zwei Seniorenheimen, dem Haus Raichberg in Onstmettingen und dem Truchtelfinger Senova-Pflegeheim, sowie der Acura-Klinik. Zuvor aber wurde im Garten der Pflegewerkstatt-Oase ein Baum gepflanzt. Michael Weimer hatte, wie er verriet, zuerst an eine Eiche aus der südwestfranzösischen Heimat des Heiligen gedacht, doch habe ihm dieser im geistlichen Zwiegespräch davon abgeraten: Wozu in die Ferne schweifen, eine heimische Stieleiche sei ihm genauso lieb. „Wichtig ist nur, dass es mit Liebe geschieht!“