Heinrich „Henry“ Greif hat so einige Talente und stets Platz für Neues in seinem Leben. Foto: Birgit Heinig

Heinrich Greif ist ein Tausendsassa und in Villingen-Schwenningen an vielen Stellen anzutreffen: auf der Theaterbühne, an der Spitze des Stadtharmonie-Vereins, als Stadtführer oder als Moderator.

Von seinen Freunden wird er »Henry« genannt und auch diejenigen, die ihn eigentlich gar nicht kennen, wissen dann, wer gemeint ist. Der ehemalige Lehrer ist mit seinen 76 Jahren zwar schon lange im Ruhestand, doch von „Ruhe“ kann in seinem Leben wahrlich keine Rede sein.

 

Schließlich gibt es noch so viel zu ergründen, zu erledigen, zu erleben und auf die Beine zu stellen.

Aktuell beschäftigt er sich – nahezu wissenschaftlich – mit der Geschichte der Hexen und man darf gespannt sein, ob und in welchem seiner nächsten Projekte das Ergebnis seinen Niederschlag finden wird.

Ideen über Ideen

Das Schreiben und Arrangieren einer Theater-Collage zum Thema „Schwarzwald“ für das Jubiläumsfest des Röthenlochhofes im vergangenen September liegt gerade hinter ihm. Dabei schlug er in seiner unnachahmlichen Art den Bogen von der Erschaffung der Welt über den schwer arbeitenden Schwarzwaldbauern bis hin zum „Pollenhut“, der in seiner Les- und Schreibart weniger als nationales Symbol, denn als Hinweis auf die für den Menschen lebenswichtigen Bienen hinwies.

Das Ersinnen solcher Geschichten geht ihm leicht von der Hand, denn sein Kopf steckt voller Ideen. Unvergessen sind seine beiden „Clownicals“ 2010 und 2013, die er für und mit jungen Menschen mit Behinderung entwickelte und denen er 2022 das „Märchical“ mit dem Titel „Warum ist der Wald so schwarz“ folgen ließ. Ein Maskentheater – das würde er gerne einmal auf die Bühne bringen. Am liebsten zum Thema „Don Quichote“.

Schon immer Leidenschaft für Schauspielerei und Musik

Henry Greif erblickte 1948 im badischen Bad Rotenfels das Licht der Welt. Schon als Jugendlicher engagierte er sich als Gruppenleiter bei der Katholischen Jugend. Nach dem Lehramtsstudium für Biologie, Religionspädagogik und pädagogische Psychologie und zwei Jahren als Lehrer in Leipferdingen kam er 1974 an die Villinger Goldenbühlschule.

Seine Leidenschaften für die Schauspielerei, für Musik und das Puppenspiel ließ er schon damals in den Unterricht einfließen. 1992 wurde er Konrektor an der Bickebergschule und entwickelte diese an der Seite von Rektor Hans-Joachim Bürner zu einer Gemeinschaftsschule – lange bevor sie zur Pilot- und Vorzeigeschule für eine neue Schulart wurde.

Neben seiner Aufgabe als Vollblut-Pädagoge ging Henry Greif auch außerhalb des Stundenplans immer seiner spielerischen und kreativen Leidenschaft nach.

Sowohl vom Villinger Sommertheater als auch den Eigenproduktionen des Theaters am Turm ist er nicht wegzudenken, wenngleich er sich dort in den letzten Jahren etwas rar machte.

Theater-Highlights

Was vor rund 30 Jahren mit dem »Hauptmann von Köpenick« begann, ihm unzählige Rollen bescherte wie im „Tagebuch der Anne Frank“ und der „Geierwally“ in den 1990er-Jahren, „Der Papst und die Hexe“ (2014), „Der Büchsenöffner (2015) oder zuletzt bei der Collage anlässlich 50 Jahren gemeinsamer Stadt (2022), sei in jüngster Zeit zwar zu kurz gekommen, stehe aber weiterhin auf seiner To-do-Liste, verrät Greif schmunzelnd.

Egal ob als Schauspieler oder Regisseur. Immerhin ist er nach wie vor in den Wintermonaten im Theater an der Stadtmauer im sonntäglichen Kinderprogramm als Clown oder Puppenspieler anzutreffen. Auch bei diversen Stadtfesten taucht er immer wieder als Clown Enrico auf.

Henry Greif übernimmt auch Verantwortung. So war er Pfarrgemeinderat in der St. Bruder Klaus-Gemeinde und sogar Dekanatsratsvorsitzender. Trotz „Nichtblasmusiker“ ist er seit 2012 Vorstandssprecher der Stadtharmonie Villingen.

Mittlerweile hat er ein junges Vorstandsteam um sich geschart, die Satzung geändert und die Vereinsführung auf mehrere Schultern verteilt. „Jeder bringt jetzt seine Fähigkeiten ein“, schwärmt Henry Greif.

Im Musikverein sind seine Ideen legendär und sein Netzwerk hinterlässt Spuren. Beispiel Fasnet: Als ehemaliger Kneipenfastnachter zusammen mit Gunter Schwarz und dem „Sender Blau-Weiß“, und später mit der Truppe »Lady Gagack und die Südstadtfüchse« zog er zuletzt mit Solovorträgen – man erinnere sich an den „Coro-Narr“ – durch die Fastnachtskneipen.

Motivation, beim Katzenmusikverein mitzuwirken

Er begeisterte die Jugendkapelle der Stadtharmonie, den Katzenmusikverein „Miau“ Villingen nicht nur musikalisch zu begleiten, sondern bei dessen Fastnachtsball auch auf der Bühne mitzuwirken. Seither sind die jungen Musiker fester Bestandteil des Ballprogrammes.

Bei der närrischen Stadtführung „Wiis-blau Miile“ tritt Henry Greif bis heute auf. Stichwort Stadtführungen: Darin ausgebildet und geschichtlich interessiert, erfindet er immer wieder neue Formate.

Einzigartig sind „Bindestrich-Führungen“ mit Cora Worms, die Geschichtliches der gemeinsamen Stadt – zuerst in Villingen, dann in Schwenningen – beleuchten.

Platz für Neues

Platz bleibt in Greifs Terminkalender stets für Neues und Geliebtes: In der Weihnachtszeit ist er seit einigen Jahren als Nikolaus unterwegs, besucht Kindergärten, gestaltet an Grundschulen ganze Vormittage oder bestreitet eines der Villinger Adventsfenster. Im SWR-Fernsehen war er jüngst mit Marius und Klaus Richter als Teilnehmer eines Nikolaus-Kurses im Europa-Park zu sehen.

Gedanken macht sich Heinrich Greif über die Kultur seiner Stadt. Das kulturelle Ehrenamt gehöre stärker gefördert und als Pädagoge wünsche er sich, dass Kultur in der Bildung noch stärker Eingang findet, dass sie von Kindern und Jugendlichen nicht nur konsumiert, „sondern selbst gemacht wird“. Das städtische Projekt „Kumfi“ (Kultur macht fit) sei ein guter Ansatz, spreche aber nur Zweitklässler an.

Aus dem Kulturbeirat der Stadt ist er gerade ausgetreten – aus Protest, nachdem die geplante Kulturlandschaft „Bürk“ vom Gemeinderat fallengelassen wurde: „Eine vertane Jahrhundertchance“, findet er.