Roland Brauner und der Wald – das gehört in Villingen-Schwenningen zusammen wie der Zapfen zur Tanne. Doch der 54-Jährige ist beileibe nicht nur im Zusammenhang mit Bäumen bekannt – sein Aktionsradius ist riesengroß und die Liste der ehrenamtlichen Tätigkeiten ellenlang.
Gerade war der stellvertretende Leiter des städtischen Forstamtes beim Zunftball auf der Bühne als der Stadtheld Romäus zu sehen. Bei Stadt- und Waldführungen geleitet er Einheimische und Auswärtige durch Villingen und beim örtlichen Lions-Club ist er der Activitybeauftragte. Damit zwar noch lange nicht genug, aber davon später mehr.
Roland Brauner gibt zu, dass er an dem Defekt des „Nicht-Neinsagenkönnens“ leidet, genießt es aber, seinen vielfältigen Interessen nachzugehen und dabei Gutes für die Bürger, die Stadt und die Umwelt zu tun. Eigentlich wäre der gebürtige Calwer gerne Arzt geworden, die Zusage für einen Studienplatz hatte er schon. Doch dann entschied sich der leidenschaftliche Naturfreund und Umweltschützer für den gehobenen Forstdienst und wurde unter 1100 Bewerbern zusammen mit 90 anderen für die Ausbildung an der Fachhochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg ausgewählt.
Perspektivwechsel in Crailsheim
Trotz seines guten Abschlusses wurde er ein Opfer der damaligen Verwaltungsreform und erhielt zunächst keine Anstellung. Einen „spannenden Perspektivwechsel“ bescherte ihm das Schnuppern in eine soziale Einrichtung in Crailsheim. Danach studierte er in Heidenheim nämlich noch BWL mit Fachrichtung Wirtschaftsinformatik. Es folgten Anstellungen im IT-Bereich der Heidenheimer Zeitung, einem großen Softwarehaus in Dortmund und beim baden-württembergischen Forstministerium.
Inzwischen Familienvater, entschied sich der Forst- und Betriebswirt nach diesen „Ausflügen“, wie er die Stationen heute nennt, zu seiner eigentlichen Leidenschaft, dem Wald, zurückzukehren. 2005 bewarb er sich auf den Posten des stellvertretenden Forstamtsleiters in Villingen-Schwenningen und setzte sich gegen mehr als 160 Bewerber durch.
Seither kümmert er sich an der Seite von Amtsleiter Tobias Kühn um den Stadtwald. Seit 2022 könnte er durch das Erlangen der forsttechnischen Sachkunde auch selbst ein Amt leiten.
Herausforderung Stadtwald
VS ist nach Baden-Baden die Stadt mit dem größten zusammenhängenden Waldbestand in Baden-Württemberg, bundesweit liegt man auf Rang fünf. In allen Betrieben, die sich im „Waldmusterländle“ mit Holz beschäftigen, arbeiten mehr Menschen als in der Automobilindustrie. Bäume auf eine ökologische Weise wachsen zu lassen, dafür folge man im Forstamt der Wissenschaft, sagt Brauner, bei der es unter anderem um das Austarieren von Abständen geht, damit Kronen und Wurzeln sich optimal entfalten können. Zunehmend hat aber auch der Klimawandel seine Hände im Spiel, auf den es zu reagieren gilt.
Mit rund 30 Baumarten fährt man aktuell den „Trockentest“, um den Waldbestand allmählich auf den Rückgang der Niederschläge vorzubereiten. „Ein verregneter Sommer wie der von 2024 reicht nicht“, erklärt der Experte.
„Die Feinwurzelsysteme bräuchten mindestens drei Jahre, um sich etwas zu erholen. Es ist nicht so, dass sich die Natur immer selbst helfen kann. Das Thema wird uns noch massiv beschäftigen.“ Holz ist für Roland Brauner im Sinne der CO₂-Neutralität das Mittel der Wahl für den Hausbau, eine Strategie, für die in seiner Stadt, so findet er, „noch Luft nach oben“ wäre.
Bei einem Thema seiner beruflichen Arbeit wird Roland Brauner stinksauer: die ausufernde Bürokratie. „Wir verwalten uns für eine Scheinsicherheit noch zu Tode“, schimpft er und setzt erbost noch hinzu: „Die haben doch nicht mehr alle Latten am Zaun.“
Ehrenämter en masse
Die Liste der ehrenamtlichen Tätigkeiten Roland Brauners ist ellenlang. So gehört er einer IT-Expertengruppe im Städtetag an, dem Arbeitskreis Betriebswirtschaft und Kommunalwald der Forstkammer und ist Geschäftsführer der Jagdgenossenschaft VS. Das Vorstandsamt im baden-württembergischen Forstverein und die Betriebsleitung des Reviers Hausen ob Verena gebe er dagegen demnächst ab, sagt er. Berater im Bereich Holzverkauf des Deutschen Forstwirtschaftsrates und Ausbilder an der Hochschule für Forstwirtschaft bleibt er aber.
Als geschichtsinteressierter Mensch schloss er sich dem Beirat des Heimat- und Geschichtsvereins Villingen an und war an der Entstehung der „Geschichtskratten“ beteiligt, die im vergangenen Jahr erstmals in Grundschulen eingesetzt wurden. Auch wirkt Roland Brauner seit einigen Jahren an der mittelalterlichen Stadtführung „Des Wächters Runde“ mit.
Das Röthenlochfest anlässlich des 350-jährigen Bestehens des gleichnamigen Hofes von Klaus und Silke Richter im September 2024 nutzte er, um nach Jahren der Pause von Seiten des Forstamtes wieder einmal einen Waldtag auszurichten – es wurde ein großer Erfolg.
Zusammen mit seiner Frau Barbara und den drei Kindern unterstützt Roland Brauner jedes Jahr tatkräftig die Vesperkirche in Schwenningen und als Mitglied des Whiskey Clubs Black Forest die alljährliche Whiskey-Messe seines Lions-Freundes Uwe Lauinger in der Tonhalle.
Überhaupt ist die Lions-Familie für Roland Brauner ein Tummelplatz für Ideen, um gemeinsam Gutes zu tun. Als Mann des Waldes steht er zudem den „Tännlelupfern“ in Schwenningen nahe, ermöglicht das fachkundige Fällen des Narrenbaumes und ist seit einigen Jahren „Gastlupfer“.
Nach weiteren Hobbys gefragt, muss der vielbeschäftigte Mann lachen. Viel Zeit bleibe in der Tat nicht mehr, gibt er zu. Aber die Familie, Freunde, der SERC Schwenningen, der Irish Folk und ein guter Kriminalroman kommen trotzdem nicht zu kurz.