Mit wilden Rhythmen heizen die "Revelling Crooks" die Stimmung zum Abschluss des 32. Innenhof-Festivals an Foto: Zieglwalner

Viele ihrer Lieder gehen ans Herz, die packenden Rhythmen direkt in die Beine: Die "Revelling Crooks" bringen zum Abschluss des 32. Festivals den Innenhof zum Tanzen und Singen – und bescheren dem Team einen ausverkauften Abend.

Villingen-Schwenningen - Kaum hatten die acht Musiker die Bühne erobert und "Speed-Folk für Villingen" versprochen, gab es kein Halten mehr. Die Tanzfläche war im Nu gefüllt. Während Frontmann Rafa wie ein Derwisch über die Bühne fegt und mit dem Mikro umherhüpft, bringt die wilde Mischung aus Balkan-Klängen, Rock’n’Roll oder Polka die Menge in Bewegung.

Mal sind die Lieder voller Dramatik und Melancholie, schwermütig geben sich die Musiker russischen und jiddischen Klängen hin, doch dann legen sie sofort wieder voller Dynamik los, fordern zum Klatschen und Singen auf. Ob eine eigene Variante von "Resistiré" oder "Fleur du mal": Mit diesem energiegeladenen Sound bringen sie die Stimmung zum Kochen und reißen das Publikum mit, das begeistert feiert.

Positive Bilanz nach neun Abenden im Innenhof

Gut gelaunt sind denn auch die Festivalmacher um die Sprecher Richard Hehn, Jürgen Kern und Kilian Schmidt, die nach neun Abenden im Innenhof eine positiven Bilanz ziehen. "Niemand wusste, ob uns alle vergessen haben oder die Besucher wiederkommen", schildert Hehn die Ungewissheit der Festivalmacher. Doch der Neustart nach der Corona-Zwangspause ist geglückt, mit 1400 Besuchern liegen die Zahlen zwar deutlich unter den 2000 bis 2400 verkauften Tickets vergangener Auflagen, aber das sei auch den veränderten Rahmenbedingungen geschuldet, betont Hehn. Durch die Verlegung der Bühne vor die Scheuer und die erforderlichen Fluchtwege falle einiges an Platz weg, so dass statt bisher rund 400 nur noch 300 Gäste Einlass finden.

Froh seien sie, dass die Stadt durch den Einbau einer Spülküche in der alten Fliegerhalle das Festival trotz des parallel im Jugendhaus anstehenden Ferienprogramms ermöglicht hat. Die Zusammenarbeit mit dem Jugendhaus habe ebenso super geklappt, erklärt Kern. Dass sich der neue Kulturamtsleiter Lutz Schwarz gleich im ersten Jahr unter die Besucher mischte, findet bei ihm und seinem Team durchaus Anerkennung. Und voll des Lobes zeigt er sich über all seine Mitstreiter, die Auf- und Abbau ohne Verschnaufpause direkt vor und gleich nach dem Festival meistern mussten. Und es sogar schafften, nach dem plötzlich aufgezogenen Gewitter mit Platzregen und Hagel kurz vor dem Auftritt von "Ifriqiyya Electrique" das komplette Bühnenequipment samt Technik in 45 Minuten in die Scheuer zu verlegen.

Gruppe sonst nur in Großstädten zu erleben

Überhaupt sei dieser Abend zwischen Trance und Punk etwas Besonderes gewesen, stellt Hehn fest. Einige hätten die Macher beglückwünscht, solch eine Gruppe, die sonst nur in Großstädten zu erleben ist, für Villingen zu engagieren – und den Mut zu ungewöhnlichen Klängen gelobt. Für Hehn einmal mehr der Beweis, dass das Publikum die Vielfalt des Festivals und die Begegnung mit auch mal exotischeren Tönen zu schätzen weiß. Mit diesem Konzept gelinge es, neben Stammgästen neue Leute anzulocken. Gerade die Konzerte mit Dota, Yenga und Karo Lynn hätten viele junge Leute angesprochen, hat Schmidt beobachtet. Schön sei es, dass das ganze Team mit 30 bis 35 Helfern nach der Pandemie wieder parat stand, sogar der Nachwuchs mit anpackt.

"Partigiano" mit viel Weltschmerz und noch mehr Tempo präsentiert

So ist für alle klar, dass das Innenhof-Festival 2023 über die Bühne geht. Angetan von der Atmosphäre im Hof zeigen sich denn auch die "Revelling Crooks": "Er war großartig bei euch in Villingen, es gibt bestimmt ein Wiedersehen", versichert Rafa. Mit ihrer ureigenen Version "Partigiano" von "Bella Ciao" mit viel Weltschmerz und noch mehr Tempo peitschen die Musiker noch mal richtig ein und lassen auf eine baldige Einlösung des Versprechens hoffen.