Annähernd 50 Kinder kamen kürzlich zur Zehntscheuer ins Riet, um gemeinsam den Staub aus den Rollen zu schütteln. Narrosomebeauftragter Manuel Rausevic begrüßte diese Jungnarros, ehe es durch das Riet und die Niedere Straße zum Narrobrunnen ging. Foto: Martin Disch

Die Tage bis zu den hohen Fastnachtstagen kann man langsam anfangen zu zählen. Die Schemen hängen traditionell seit dem Dreikönigstag schon an der Wand und erinnern daran, dass es „d’gege goht“.

​ Bei den Kragenmachern werden die frisch gestylten Narrokrägen in mühevoller Arbeit nach dem Waschen und Stärken zusammengefaltet und genäht. Die Narrozunft tut ihr Übriges, damit ihre Maschgere sich auf die Fastnettage freuen können. Es gibt Strählkurse sowie Mäschgerle - und Narroabend (20. Februar), an denen man zeigen möchte, wie sich ein Narro oder ein Morbili anzieht.

 

Schon in den Tagen nach Dreikönig hörte man schon vereinzelt an vielen Plätzen der Stadt das Pfitzen der Stachis. Die Anfänger unter ihnen, vor allem die Kindergruppe treffen sich im Vorfeld (8. Februar), um unter Anleitung des Butzeselvaters und anderer erfahrener Butzeseltrieber das fachmännische Pfitzen zu üben.

Übung macht den Meister

Das ist eine Kunst, und nicht jedem fällt diese in die Wiege. Doch Übung macht den Meister. Wenn der Zwick am Ende der Goaßel sitzt, dann knallt es laut auf den Straßen. Der Knall ist übrigens ein Überschallknall, der in der Rückwärtsbewegung entsteht. Einige der jungen Trieber nutzen einen Rottweiler Riemen, der mit 2,5 Zentimeter doppelt so breit wie der Villinger ist, aber offensichtlich das Pfitzen erleichtert.

Auch die Wuescht treffen sich schon zu ihren Stammtischen. Und das Stroh ist sicherlich schon geordert, und der ein oder andere bessert noch seine Krätze aus. Nicht zuletzt werden auch die Rollen aus den Truhen geholt, die oft auf dem Speicher über das Jahr stehen. Erst beim Erklingen der Narrorollen läuft es dem Villinger kalt den Rücken herunter, und die Vorfreude auf die Fasnet steigt.

Früher haben die Kinder die Rollen der Nachbarn und Verwandten vor den hohen Tagen bekommen, mit denen sie dann auf die Gass gingen. Da ist man zum Einkaufen mit zwei Riemen gesprungen. Und nicht zuletzt hat man beim Bäcker eine Brezel oder beim Metzger ein Rädle Wurst“ bekommen, wenn man das Schunkellied anstimmte oder ein Narrospruch sich über die Lippen getraute zu sagen. Parallel zum Staubausschütteln lernt man noch den komplizierten Narrosprung.

Kleine Narros

Die kleinen Narros sind nun an den kommenden Samstagen immer eingeladen zum gemeinsamen Rollenschütteln. Die Schellen, die auch Rollen genannt werden, werden noch in Nürnberg gegossen.

Vor dem Krieg stellte auch die Villinger Glockengießerei Grüninger Rollen her. Die klingenden goldgelben bronzenen Kugeln werden von 50 bis 85 Millimeter Durchmesser säuberlich abgestuft und mit je elf Rollen an weißen Lederriemen befestigt, wobei auch die größte Rolle sich immer unten befindet. Der Lederriemen ist ungefähr 1,80 Meter lang und von Hand doppelt zusammengenäht, damit er beim Sprung nicht verdrehen kann. Beim Leder handelt es sich um Rindsleder. Ein Narro muss etwa 20 bis 25 Kilogramm Gewicht an der Fasnettagen tragen, was auch Kondition bedarf und oft auch einige Blessuren auf den Schultern bewirkt.

Über Jahre hinweg war die gängige Meinung, dass der Lärm, welche die Rollen heraufbeschwören, den Winter austreiben soll. Sie wurden auch beim Saturnalien- oder der Sonnenwendfeier bei den Römern benutzt. Das Tragen der Rollen hat aber nach neusten Kenntnissen eine theologische Bedeutung, wie die ganze Fastnacht.