Nach der brutalen Entführung in Villingen weitet die Polizei ihre Ermittlungen aus. Eine Durchsuchung im Umfeld eines Gastro-Betriebs sorgt für neue Spekulationen.
Auch wenn die Haupttäter des brutalen Überfalls und der anschließenden Entführung eines 24-Jährigen inzwischen identifiziert sind, ist der spektakuläre Villinger Kriminalfall noch lange nicht abgeschlossen. Denn nun dringen weitere Informationen zu den Hintergründen der Tat nach außen.
Dass die Tat finanziell motiviert sein dürfte, stand bereits früh im Raum. Das lässt sich auch aus offiziellen Angaben der Ermittlungsbehörden herauslesen. In der Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft wird erklärt, dass die Täter Gegenstände erbeuten konnten. Diese fanden sie in der Wohnung des Opfers – bei dem Überfall hatten sie dem 24-Jährigen die Schlüssel abgenommen und anschließend seine vier Wände in Bad Dürrheim durchsucht. Zudem fiel den Tätern wohl eine vierstellige Bargeldsumme in die Hände.
Der Überfall soll demnach kein Zufall gewesen sein. Die Tätergruppe erhoffte sich eine größere Bargeldsumme bei dem jungen Mann. Ein Kumpel soll ihn deshalb – so erklärten es Insider unserer Redaktion – bei der St.-Konrads-Kirche in der Villinger Südstadt gezielt in eine Falle gelockt haben. Der Grund: Offenbar führten Schulden im Zuge von Drogengeschäften zu der brutalen Tat.
Wie unserer Redaktion zugetragen wurde, gibt es in diesem Zusammenhang eine Spur in die Gastro-Szene. Recherchen ergaben, dass das direkte familiäre Umfeld eines italienischen Gastronomen in das Fadenkreuz geriet. Dieser führt eine kurzfristig stillgelegte Gaststätte in einer VS-Umlandgemeinde. So soll ein junger Mann, der in dem Lokal unterstützend tätig war, an der Entführung beteiligt gewesen sein. Das wird von mehreren Seiten bestätigt.
Hohe Schulden bei Zwischenhändlern?
An unsere Redaktion wurden in diesem Zusammenhang Informationen herangetragen, dass ein schwunghafter Handel mit Betäubungsmitteln eine Rolle gespielt haben soll. So heißt es im Umfeld der Beteiligten, dass sich bei mutmaßlichen Zwischenhändlern in Metropolen Schulden im fünfstelligen Bereich angehäuft hätten. Unabhängig verifizieren ließen sich diese Angaben aber noch nicht.
Klar ist jedoch: In der vergangenen Woche führte die Kriminalpolizei eine Durchsuchungsaktion im Umfeld der Familie sowie des Gastronomiebetriebs durch. Mindestens 15 Beamte seien daran beteiligt gewesen, heißt es hierzu. Polizeisprecher Daniel Brill bestätigt auf Anfrage unserer Redaktion die Durchsuchungsaktion am Freitag.
Tatverdächtiger soll sich nach Italien abgesetzt haben
Dass diese im Zusammenhang mit der Entführung und möglichen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz steht, will der Sprecher hingegen nicht bestätigen. Kein Zufall scheint es, dass sich ein Tatverdächtiger aus dem Umfeld der Familie nach Italien abgesetzt haben soll
Brill hierzu: „Es wird nach wie vor nach zwei verbliebenen Tätern gefahndet.“ Und auch jene drei Tatverdächtigen (19, 20 und 21 Jahre alt), die von der Kantonspolizei Basel-Stadt vorläufig festgenommen wurden, dürften so schnell nicht mehr aus dem Wirkungskreis der Ermittlungsbehörden ausbrechen, wie der Polizeisprecher erklärt. „Die drei Festgenommenen befinden sich mittlerweile – nach der Richtervorführung – in unterschiedlichen Justizvollzugsanstalten in Untersuchungshaft.“