Lichter im Advent spenden Hoffnung und erfreuen den Betrachter in Villingendorf. Foto: Pfannes

Die Klammer zwischen dem Gestern und dem Morgen setzt die Tagesordnung des Villingendorfer Gemeinderats.

Villingendorf - Mit dem Rückblick auf ein in vielerlei Hinsicht anspruchsvolles Jahr beginnt der Abend im Ratszimmer, dem sich nahtlos die Verabschiedung des Arbeitsplans für 2023 anschließt.

Bürgermeister Marcus Türk vermittelt mit einer kleinen Bilderschau einen Eindruck, was 2022 in knapp zwölf Monaten in der Wohlfühlgemeinde Villingendorf geschehen ist. Dominieren in gewisser Weise zu Jahresbeginn die Mund-Nase-Masken auf den Fotos, wirkt das Leben in der zweiten Jahreshälfte nahezu "normal". Ohne Masken – Veranstaltungen wie einst.

Sicher ein Hingucker ist immer wieder die neue Halle, ein Prunkstück der besonderen Art, die Lob von vielen Seiten erhält, seitdem sie Besucher, Vereinsmitglieder, Schüler, Sportler und viele Menschen so einladend ihre Vorzüge zeigen und bei Gelegenheit demonstrieren darf.

Bemerkenswerte Menschen

Es werden aber auch beim Jahresrückblick Persönlichkeiten in Erinnerung gerufen, die als Mensch für immer (Gemeinderat Jürgen Müller) oder als Kämmerer beruflich (Michael Hardtmann) Villingendorf verlassen haben. Menschen, die ausgezeichnet wurden, wie sechs Werkrealschüler mit Landespreis oder das "Vorbild 2021" (Vivian Kurbel), ein blutjunger und sehr engagierter Vereinsvorsitzender (Cavemen).

Das Engagement

Das Politische, besser das Kommunalpolitische wird erwähnt. Etwas, das für viele den Anstrich des Drögen und Langweiligen hat, aber mit am meisten in das tägliche Leben in der Heimat eingreift. Und deshalb chronisch unterschätzt scheint.

Was eine Gemeinde ohne engagierte Gemeinderäte oder – Sünden tät ich mich fürchten – ohne eine kompetente Verwaltung wäre, soll nicht weiter vertieft werden. Das Feld der Betätigung ist schier allumfassend: von einer Schaukel auf einem Kinderspielplatz bis zur Zukunft der Abwasserentsorgung. Und dazwischen liegt ebenfalls nicht so wenig, was zum Alltag vor Ort gehört.

Rechte und Pflichten

Digitalisierung – man beachte aktuell offene Bürgersteige –, vorhandene oder fehlende Bauplätze, ja, sogar die Übungszeiten des Lieblingsvereins in der Mehrzweckhalle und die in 2023 neu festzusetzenden Gebühren für die Benutzung derselben – und noch viel mehr: Vor Ort spielt die Musik.

Und das Schöne ist hierzulande: Ein jeder kann sich daran beteiligen und einbringen, wenn er nicht nur Wert auf eine Work-Life-Balance legt, sondern auch eine Rechte-Pflichten-Balance nicht außer acht lässt.

Es leuchtet

Jenseits des Bierernsten erlaubt sich ein kleines Schlenkerle in den Alltag: die Beleuchtung im Advent. Während Einsparmaßnahmen aus unterschiedlichen Gründen die Ortsmitte dunkler wirken lassen, als gewohnt, setzt ein Bürger in der Hochwaldstraße in bewährter Weise leuchtende Akzente. Chapeau.

Um nun den Bogen in 2023 zu schlagen, gilt es darauf hinzuweisen, dass das Ratsgremium die Haushaltsplanberatungen final beendet und die Satzung des Zahlenwerks beschließt.

Bereit für 2023

Kämmerin Daniela Duttlinger nimmt sich genügend Zeit, die Runde der Zwölf noch einmal mit den wichtigsten Zahlen und Passagen dessen vertraut zu machen, was ab Januar zwölf Monate das Handeln bestimmt und worüber mehrfach berichtet wurde. Nun halt mit aktuelleren Zahlen. Wenn auch nicht mit den alleraktuellsten. Da hapert es. Bund und Land spielen in einer anderen zeitlichen Liga als die meisten Akteure vor Ort und müssen noch liefern.

Zahlen und Anmerkungen

Stand der Dinge für Villingendorf ist Mitte Dezember: ein negatives Gesamtergebnis von 611 400 Euro, Mehrkosten bei Strom und Gas von etwa 460 000 Euro im Vergleich zu 2022, Kostensteigerung von 18,9 Prozent für die EDV-Infrastruktur bei KommOne, dem kommunalen IT-Dienstleister (ketzerisch gefragt: Wie viele Bogen Papier wären dies in der guten, alten Zeit gewesen?), steigende Personalausgaben wegen Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst (erneut ketzerisch gefragt: Wie groß ist das Mehr an Personal heutzutage, das benötigt wird, um all das bewältigen zu können, was einst in den Jahren des Aufbaus nicht erforderlich war?); insgesamt nach den guten Jahren von 2012 bis 2021 mit Schuldenabbau von 954 404,57 Euro und dem Aufbau von Rücklagen plus Verzicht auf die 2022er-Kreditaufnahme und somit eine Pro-Kopf-Verschuldung von 144,23 Euro, die möglicherweise Ende 2023 auf 710 Euro ansteigt, falls der bewilligte Kreditrahmen von 2,0 Millionen Euro ausgeschöpft werden muss. In absoluten Zahlen: 491 745 Euro Schulden am 1. Januar 2023.

Erfreulich, das Sparschwein

Die Rücklagen betragen an diesem Stichtag 2,505 Millionen Euro, zwölf Monate später voraussichtlich 1,893 Millionen Euro. Liquidität ist in 2023 immer gegeben. Von 2,46 Millionen Euro zu Jahresbeginn bis 1,94 Millionen Euro Ende Dezember. Zum Vergleich: Unterste erlaubte Grenze wäre für die Gemeinde etwa 150 000 Euro.

Was getan werden soll

Die 2023er-Vorhaben sind nicht unbekannt: Beginn des Projekts Anschluss der eigenen Kläranlage an jene der Rottweiler, die Ostfassadensanierung der Grundschule, die Pausenhofgestaltung, der Fitness- und Generationenpark, das Finale der Mehrzweckhalle sowie dies (Gewerbegebiete) und das (Baugebiete) und noch manches mehr (Ökoausgleichsmaßnahme im "Hülbberg").

Und für all dies, was in den 386 Seiten festgehalten ist, erfährt die neue Fachkraft in der Kämmerei, Daniela Duttlinger, reichlich Lob von Bürgermeister-Stellvertreter extern, Karl-Heinz Wachter.

Vier Seiten für drei Jahre

Das Galama mit gewissen Zahlen, die die mittelfristige Finanzplanung betrifft, also die Jahre bis 2026, und vor 14 Tagen die Ratsrunde zum Teil sehr bewegt hat, wird nun nicht extra thematisiert. Wer will, kann die Seiten 346 bis 349 studieren. Und stellt dann möglicherweise in 2024, 2025 oder 2026 fest, dass dann doch ganz andere Summen bewegt werden mussten.