Der Forst wirft in Villingendorf keinen Gewinn ab. Bei der Zielsetzung für die Jahre 2024 bis 2033 steht dafür die Ökologie an erster Stelle – vor Ökonomie und der sozialen Komponente. Foto: Pfannes

Wer Zahlen liebt, ist bei der Vorstellung des Haushaltsplanentwurfs für das Jahr 2023 der Gemeinde Villingendorf im Ratsgremium goldrichtig. Doch dies ist nicht das einzige Thema des Abends.

Villingendorf - Die neue Kämmerin, Daniela Duttlinger, feiert in der Gemeinde Premiere. Ähnlich detailliert wie ihr Vorgänger Michael Hardtmann nimmt sie die Ratsrunde mit und spricht zahlreiche Posten an. Jenseits der vorgesehenen 2023er-Investitionen erscheinen folgende Zahlen nicht unbedeutend.

Der Verlauf des laufenden Jahres sei einigermaßen zufriedenstellend. Immerhin: Auf eine mögliche Kreditaufnahme von bis zu 3,0 Millionen Euro könne verzichtet werden. Der 2022er-Ergebnishaushalt könnte somit besser ausfallen als gedacht (minus 370 000 Euro).

Die Mehrkosten

Der Entwurf des 2023er-Ergebnishaushalts sieht ein Minus von etwa 530 000 Euro vor. Als Gründe gelten: erhebliche Steigerungen der Energiekosten (Gas und Strom) – der exakte Betrag im Vergleich zu 2022 dürfte sich bei etwa plus 470 000 Euro einpendeln –, Kostensteigerung für EDV-Infrastruktur bei "KommOne", steigende Personalausgaben und Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst, die Dachsanierung des Gebäudes Im Gässle 2 und die Ökoausgleichsmaßnahmen Hülbberg.

Immerhin existieren nach den sehr guten Jahren 2020 und 2021 (ein Plus von jeweils etwa 1,4 Millionen Euro) nicht unbedeutende Rücklagen. Gerechnet wird für 2023 mit Gewerbesteuereinnahmen von 1,2 Millionen Euro (wie im 2022er-Plan).

Bis zu 9,63 Millionen Euro

Der Entwurf des Ergebnishaushalts sieht ordentliche Erträge in Höhe von 9,1 Millionen Euro und ordentliche Aufwendungen von 9,63 Millionen Euro vor. Hinzu kommen die aktuellen Zuschüsse an Sportangelverein, Cavemen und Bläserklasse, die erst an diesem Abend beschlossen werden. Auch mögliche Aufwendungen für die Unterbringung von Flüchtlingen sind derzeit nicht berücksichtigt.

Bei den Investitionen wird mit Einnahmen von 3,81 Millionen Euro kalkuliert und mit Ausgaben von 5,93 Millionen Euro gerechnet. Im Haushaltsplan ist auf jeden Fall eine Kreditaufnahme von maximal 2,0 Millionen Euro vorgesehen.

Blick in den Forst

Für den Fortshaushalt hat Revierleiter Felix Schäfer die entsprechenden Zahlen mitgebracht. Im 2023er-Plan steht unter dem Strich ein Minus von knapp 279 000 Euro. Besagte Aufforstung im "Hülbberg" schlägt dabei jedoch mit 219 000 Euro zu Buche. Würde man diese Summe abziehen, blieben etwa 60 000 Euro als Minus stehen. Ein Betrag, wie in den Jahren zuvor. Der Hiebsatz bleibt bei 750 Festmeter.

Beim Blick auf das aktuelle Jahr bleibt festzuhalten, dass trotz des nicht idealen Wetters der Schadholzanteil bei etwa 30 Prozent liege, somit weniger als befürchtet. Bis auf April und September ist ja 2022 zu heiß und zu trocken gewesen. Normalerweise ein idealer Nährboden für deutlich mehr Käferholz.

Ökologie an erster Stelle

Die Pflanzungen im "Hülbberg" sollen bereits Anfang Dezember starten, der Rest folgt dann im ersten Halbjahr 2023.

Beim Blick auf den kommenden Zehn-Jahresplan, die sogenannte Forsteinrichtung, die die Jahre 2024 bis 2033 betrifft, beschließt der Gemeinderat folgende Schwerpunktsetzung: Ökologie/Schutzfunktionen, dann Ökonomie/Betriebswirtschaft, zuletzt Soziales/umfassende Nachhaltigkeitssicherung im Sinne eines Generationenvertrags. Speziell ist diese Festlegung jedoch nicht dogmatisch zu interpretieren. Je nach Waldgebiet verschieben sich die Schwerpunkte. Im "Bergwald" werde die Ökonomie mehr Gewicht erhalten, in den Neckarhängen mehr die Ökologie, nennt Felix Schäfer Beispiele.

Eine Frage

Dennoch: Für Karl-Heinz Wachter stellt sich eine Frage nach dem Betrachten des Schriftstücks, das dies alles fixiert hat: "Alles, was hier auf dem Papier steht, geschieht bei uns seit 30 Jahren. Hat jemand eine Beschäftigung gebraucht?" Eine klare Antwort gibt es nicht. Es sei halt erforderlich als Marschrichtung für den Forsteinrichter, so Schäfer. Und jener bekommt dann – einstimmig – besagte Vorgaben, wenn er 2023 die Gemeinde besucht.

Eine Eilentscheidung

Der Gemeinderat nimmt schließlich noch eine Eilentscheidung des Bürgermeisters zur Kenntnis. Diese betrifft die Vergabe von Tiefbau- und Wasserinstallationsarbeiten beim Bau der Mehrzweckhalle: Tiefbau die Firma Bantle (Bösingen) 224 558,59 Euro, Wasserinstallation die Firma Rack (Renquishausen) 34 925,23 Euro. Zusammen somit 65 483,82 Euro mehr als im Haushalt eingeplant.