Das Hauptstraßenkreuz in Villingendorf, wo die 79-Jährige starb, ist viel befahren. Foto: Cools

Anwohner: "Was muss noch passieren?" Ende der B 462-Sperrung ist in Sicht.

Villingendorf - Wütende Briefe von Anwohnern, gestresste Autofahrer – und am Donnerstag als trauriger Höhepunkt ein tödlicher Unfall mit einer Fußgängerin: Die Verkehrsbelastung in Villingendorf durch die Umleitungsstrecke rückt in den Fokus der öffentlichen Diskussion.

Mittlerweile hat sich herauskristallisiert, wie es zu dem tragischen Unfall am Hauptstraßenkreuz kam, bei dem eine 79-jährige Frau starb.

 Der Unfallhergang

Nach ersten Ermittlungen der Polizei hatte der 29-jährige Fahrer des Sattelzugs aus dem Zollernalbkreis von der B  462 /Hochwaldstraße kommend an der Hauptkreuzung angehalten und wollte diese geradeaus überqueren. Während er den vorfahrtsberechtigten Verkehr passieren ließ, überquerte die 79-Jährige offenbar vor dem Lastwagen die Hochwaldstraße. Wie genau der wieder anfahrende Sattelzug die Frau dann erfasste, muss noch geklärt werden. Die Staatsanwaltschaft hat einen Unfallsachverständigen hinzugezogen. Der Lastwagen wurde ebenso wie die Bekleidung des Opfers sichergestellt. Die Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung laufen.  

Die Umleitungsstrecke

Bereits im September wurde auf der Strecke ein Motorradfahrer schwer verletzt. Die B 462 ist seit Monaten gesperrt, der Verkehr aus Richtung Zimmern läuft durch Villingendorf über die Hauptstraßenkreuzung. Ein Polizeisprecher betont, dass auf der Kreuzung durch Betontrennwände eigens Vorkehrungen zum Schutz der Fußgänger getroffen worden seien. Auf der schon mehrfach genutzten Strecke über Villingendorf sei kein ungewöhnlich hohes Unfallvorkommen bekannt.

 Anwohner aufgebracht

Für Anwohner Oliver Avemaria war es dagegen eher eine Frage der Zeit, bis etwas Schlimmes passiert. "Eine Frau ist dieses mal Opfer des mörderisch hohen Straßenverkehrs in Villingendorf geworden. Die Situation des Straßenverkehrs in dem kleinen Dorf hat sich zur tödlichen Gefahr entwickelt. Muss erst noch ein Schulkind überfahren werden, bis die verantwortliche Verkehrsbehörde und Amtsträger reagieren?", schreibt er in einem Brief an Bürgermeister Karl-Heinz Bucher, den er auch unserer Zeitung zukommen lässt, "um öffentlichen Druck zu erzeugen". Eine Tempo-30-Zone in der Durchgangsstraße sei längst überfällig. Schon im August habe er den Bürgermeister auf die eklatante Situation hingewiesen.  

Lkw-Fahrer unter Druck

Der Verkehr von der Hochwaldstraße in Richtung Ortsmitte – wo nun auch der Unfall passierte – staue sich an der Kreuzung durch den immensen Verkehr auf der Hauptstraße/Rottweilerstraße, da dort nach wie vor 50 Stundenkilometer schnell gefahren werden darf. Lkw-Fahrer, die unter erheblichem Zeitdruck und Stress stehen, hätten dort kaum die Chance, in den Verkehr einzufädeln. "Fußgänger, Radfahrer werden als noch zusätzlich störend wahrgenommen und sind leider das schwächste Glied in dieser unsäglichen Kette fataler Entwicklungen", schreibt der Anwohner.

Leider lade die Durchgangsstraße besonders in den Abendstunden und am Wochenende durch das Fehlen von Verengungen zum Rasen ein. Auch seine Tochter sei beim Überqueren des einzigen Zebrastreifens schon angefahren und verletzt worden, schreibt Oliver Avemaria, der seit 1994 an der Strecke wohnt. Kinder, Schüler, Erwachsene und alte Menschen, die über die Straße müssen, aber auch Radfahrende seien in Villingendorf zu "einer Art Freiwild" ausgerufen. Es gelte nun, sich zu wehren. Eine Unterschriftenaktion für eine dauerhafte Tempo-30-Zone in den Durchgangsstraßen sei bereits angelaufen. Die Situation ist nach Ansicht des Anwohners also auch ohne Umleitung schwierig, verschärfe sich mit der Blechlawine nun aber noch.  

Ende der Bauarbeiten

Ein Ende der umfangreichen Bauarbeiten auf der B 462 zwischen Dunningen und Zimmern ist nun zumindest in Sichtweite: Auf unsere Anfrage teilt das Regierungspräsidium (RP) Freiburg mit, dass der Abschnitt zwischen der Einmündung nach Villingendorf bis zum Hochwald bis auf die Markierungsarbeiten und die Schutzplanken inzwischen fertiggestellt sei. Zwischen Hochwald und Dunningen-Ost werden seit Mittwoch bis Ende nächster Woche die Trag-Binder- und Deckschichten eingebaut. In Kalenderwoche 45 und 46 folgen laut RP die Straßenränder und Markierungsarbeiten. "Die voraussichtliche Verkehrsfreigabe erfolgt Mitte November", so das RP. Weil witterungsabhängig Veränderungen auftreten können, will man sich jedoch nicht auf ein Datum festlegen. Bleibt zu hoffen, dass bis dahin nicht noch mehr schlechte Nachrichten aus dem geplagten Villingendorf kommen.