Verkehr: Gemeinderat spricht über mobile Geschwindigkeitsanzeigegeräte und stationäre Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen

Es goht dr’gega. In Villingendorf. In der Ortsdurchfahrt. Temporär Tempo 30 vom Rathaus bis kurz hinter dem Abzweig zur Oberen Gasse. Beschlossen vom Gemeinderat am Abend vor dem Schmotzigen. Einstimmig.

Villingendorf. Eine ernsthafte Diskussion schließt sich an, als die weiteren kurzfristigen Maßnahmen, die der Verkehrssicherung in den Ortsdurchfahrten dienen sollen, durchgesprochen werden. Vor allem über den Kauf von mobilen Geschwindigkeitsmessgeräten und die Frage, ob beim Landkreis stationäre Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen, umgangssprachlich Blitzer genannt, beantragt werden sollen, haben die Ratsmitglieder dezidierte Meinungen. Nahezu alle tun diese auch kund.

Blitzer-Antrag abgelehnt

Bevor ins Detail gegangen werden soll, hier das Ergebnis zweier Abstimmungen. Der Antrag der Verwaltung, einen Antrag beim Landkreis für einen Blitzer in der oberen Hochwaldstraße zu stellen, wird mit fünf (Karl-Heinz Bucher, Karl-Heinz Wachter, Jürgen Storz, Thomas Kramer, Sandra Mei) zu acht Stimmen abgelehnt.

Dafür wird mit neun Ja-Stimmen (bei vier Nein-Voten) der Kauf eines mobilen Geschwindigkeitsmessgeräts genehmigt. Ein weiteres Gerät hat bereits im vergangenen Jahr der Gemeindeverwaltungsverband, dem Villingendorf und Bösingen angehören, beschlossen, zu erwerben. Dieses wäre dann das dritte des Verbands.

Derzeit wird das erste und älteste aus dem Jahre 2008 hin und wieder in Villingendorf eingesetzt und das zweite und somit neuere (Jahrgang 2016) überwiegend in der Gemeinde Bösingen. Wie Bürgermeister Karl-Heinz Bucher erklärt, könnte das dritte (anno 2018) künftig in Villingendorf in der Herrenzimmerner Straße Dienst tun und das neue der Gemeinde in der Rottweiler Straße.

Jenes kostet etwa 3200 Euro, schöpfe seine Energie aus einem Solarmodul und ermögliche per Funk die Datenübertragung zwecks Auswertung. Ein Prozedere, das mit dem Veteran von 2008 nur mit größeren Mühen und unter persönlichem Einsatz eines schwindelfreien Gemeindemitarbeiters mit Leiter über die Bühne gebracht werden konnte und kann. Mit der Folge, dass der Verwaltung laut Hauptamtsleiter Armin Mei keine lückenlosen Auswertungen über Zahl der Verkehrsteilnehmer und den möglichen Geschwindigkeitsverfehlungen vorliegen.

Außerdem im Portfolio der kurzfristigen Maßnahmen befinden sich Verkehrszählungen, Darstellung der Fußgängerquerungen, Prüfung und gegebenenfalls Anpassung der Radverkehrsangebote in der Rottweiler Straße, eine laut Bürgermeister zügige Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen an beschädigten Schachtanlagen in der Herrenzimmerner Straße, Angebote zur Verkehrserziehung für Schüler, ältere Menschen und Menschen mit Beeinträchtigungen sowie Maßnahmen und Veröffentlichungen zur allgemeinen Verkehrsdisziplin.

"Nicht zu viele Geräte"

Aber, wie schon angedeutet, werden im Ratssaal im Prinzip die Vor- und Nachteile von Blitzer und Geschwindigkeitsanzeigegerät abgewogen. Hier eine Auswahl. Franz Schaumann reicht der Ist-Zustand aus. Zu viele Geräte sollten nicht in der Ortsdurchfahrt hängen. Reiner Bantle schließt sich dieser Ansicht an. Die jüngsten Daten des Landratsamts sprächen von 85 Prozent, die sich an Verkehrsregeln halten. Seiner Ansicht nach habe Villingendorf kein "Raser"-Problem, lediglich vereinzelte Zuschnellfahrer.

Nach Einschätzung von Jürgen Storz, einem Anwohner der Hochwaldstraße, lassen sich diese vereinzelten Raser, vor allem zu ungewöhnlichen Tages- und Nachtzeiten, nur mit einem Blitzer zur Vernunft bringen.

Karl-Heinz Wachter zeigt sich überrascht, dass "wir Dinge weg tun, die uns nicht weh tun". Konkret die sich bis zu Wachters erstem Wortbeitrag abzeichnende geringe Begeisterung im Rat für den Kauf von Geschwindigkeitsanzeigegeräten. Ein solches Gerät sei doch gut für die Übergangszeit, um sich "an Tempo 30 in der Ortsdurchfahrt zu gewöhnen". An die beschlossenen Tempo 30 im Bereich der Schule, die zum Beispiel von 7.30 bis 17.30 oder 18 Uhr gelten könnten. Genaueres will das Landratsamt noch festlegen.

Während Martin Schwellinger die "disziplinierende Wirkung" eines solchen Geräts betont, spricht Jürgen Müller über seine Beobachtungen. Tenor: "In der Villingendorfer Hauptstraße wird zivilisiert gefahren."

"Kein Raser-Brennpunkt"

Morgens zu den Stoßzeiten seien Geschwindigkeitsüberschreitungen "kein Problem". Fahre einer 30, fahren schließlich alle 30. Und zwischen 9 und 11.30 Uhr gebe es relativ wenig Fahrzeuge. Fazit: Er spricht sich gegen einen stationären Blitzer aus. Er spricht sich für ein mobiles Gerät in der Hochwaldstraße wegen des Gefälles aus. Reiner Bantle kann Jürgen Storz’ Begeisterung für einen Blitzer nicht teilen. "Raser kriegst Du nicht mit einem Blitzer; die kennen die Standorte." Die Zahl der Autofahrer, die mit 70, 80, 90 durch den Ort fahren, seien "minimal". Er spricht sich für das Konzept aus, das nach und nach entwickelt werden soll. Letztere Ansicht betont ebenso Inge Aigeldinger. Denn: "Ein Blitzer ist keine kurzfristige Sache."

Jürgen Müller gibt außerdem zu bedenken, dass Villingendorf kein Brennpunkt für Raser sei. Wenn doch, so Müller, würde das Landratsamt blitzen. Es blitze schließlich dort, wo es kassieren könne.

Für diszipliniertes Fahren

Eine andere Sichtweise vertritt Karl-Heinz Wachter. Er spricht sich für einen Blitzer aus. Nicht wegen "Freiheitsberaubung", sondern für "diszipliniertes Fahren". Und er fragt: "Wer hat denn einen Nachteil, wenn ein Blitzer steht?" Überall stünden Blitzer, nur nicht in Villingendorf. Und dann: "Brauchen wir dieses Image?"

Die Liste mit mittelfristigen und langfristigen Maßnahmen, die kommen könnten, wie weitere Fußgängerüberwege oder gar Ampelanlagen, nimmt der Gemeinderat einstimmig zur Kenntnis. Hierzu werden notwendige Daten und Fakten von den Behörden aktuell erhoben, teilt Karl-Heinz Bucher mit.

All dem vorausgegangen ist der versprochene runde Tisch. Ende Januar, so der Schultes, hatten sich Vertreter der Behörden, der Bürgerinitiative "Uns reicht’s! Macht unser Villingendorf wieder lebenswerter!" und Mitglieder des Gemeinderats getroffen.

Das Treffen sollte zur Versachlichung der Diskussion beitragen, aber auch alle Beteiligten auf den gleichen Informationsstand bringen. Karl-Heinz Bucher wertet diese zwei Stunden als gewinnbringend. Weitere werden folgen.