Die Villingendorfer Zunftsänger (nebenbei: Vorbild der Mainzer Hofsänger) sind ein Garant für hohe Qualität. Fotos: Sauerland Foto: Schwarzwälder Bote

Bürgerball: "Yes we can" / Zunftsänger begeistern / M.A.A.T. im Kino / Rössle mit Hausverbot / Elferrat gesucht

Der Bürgerball in Villingendorf zeigte die Dynamik in einer strukturierten Dorffasnetshochburg. Dass dies kein Selbstläufer ist, ließ sich aus einleitenden Worten von Narrenvater Tobias Schuhmacher entnehmen.

Villingendorf. Ohne Elferrat keinen Bürgerball und keinen Umzug: Narrenvater Tobias Schuhmacher wies auf die Stellenanzeige "Elferrat gesucht" hin und drückte sein Bedauern ob der schlechten Resonanz darauf aus. Fasnet funktioniere nur, wenn sie gut organisiert werde. An diesem Abend hat der Narrenvater auch den bisherigen Fotografen Bernhard Kimmig nach 25 Jahren verabschiedet und die neue Fotografin begrüßt.

Nach dem Abmarsch der Narren und dem Auftritt des Villingendorfer Rössle, das wiederum seine Schlagfertigkeit bewies, folgten die Habermüaslertänzer mit ihrem neuen Tanz. Dieser wurde von Alexandra Fries und Toni Klug einstudiert.

Durch das Programm führten Karina Nester und Luis Bonillo, die eloquent und witzig als "die goldene Anna Nass" und Oskar Preis die kurzen Umbauphasen überbrückten. Sie bemängelten, dass der rote Teppich auf dem ausgerollten Boden gehöre, nicht waagerecht an die Bühne gehängt. Im weiteren Verlauf erfüllten sie dem "Teppichmann" seinen sehnlichsten Wunsch und schenkten ihm einen Stuhl, damit er "zwischen Teppich auf und Teppich zu" auch mal sitzen könne.

200 Meter breit

In der Bütt zeigte Kathrin Sauerland als Elferrätin, wie die neue Mehrzweckhalle beschaffen sein müsse, um die Anforderungen aller Vereine abzudecken. Für die Narrenzunft am Bürgerball solle sie 200 Meter breit und nur 14 Meter tief sein, damit zum einen alle Tische in die erste Reihe passen und zum anderen jeder einen Platz hinten an der Wand an der langen 200 Meter Bar finde.

Die Cavemen benötigen die Mehrzweckhalle dafür mit dreifacher Höhe für weite Schläge und mit Sprinkleranlage – natürlich nur für den Rasen. Das Schmotzkäppele fragte "Wenn ich nicht auf der Bühne wär’, was würde ich dann sein?" und zeigte in bewegter Form, welche Vorstellungen sie dabei haben. Vom Polizist über Maler und Froschkönig war alles mit dabei.

Elferrat Ingo Merz, der hilfreich mit dem Mikro assistierte, bekam dabei immer wieder einen Schlag ab und erhöhte sukzessive seine Schutzausrüstung bis hin zum Catcher vom Baseball in voller Montur. Die gesamte Nummer war bewegt, grandios vorgeführt und sorgte für viele Lacher. Es folge der Gardetanz der kleinen Garde, die unter der Leitung von Sabrina Bühl und Sabrina Fiedler das Publikum verzauberten. Der Übergang zur großen Garde war fließend. Groß und Klein schwangen gekonnt die Beine, bis letztlich die große Garde unter der Leitung von Janin Gaiselmann und Nicole Haag auf der Bühne verblieb und mit Anmut, viel Schwung und einem Lächeln das Publikum begeisterte.

Im späteren Verlauf des Abends zeigte die große Garde noch ihren Showtanz "Goldmarie und Pechmarie", mit dem sie die Zuschauer schwungvoll in das Land der Märchen entführten. Das Publikum ließ sie nicht ohne Zugabe von der Bühne.

"Mepp’s Room" war der letzte Auftritt vor der Pause. Markus "Mepp" Nester und sein Rössle, gesprochen von Sebastian "Kiwi" Müller, wussten so manches Narrenstückle.

"Sabrina gefunden"

Eigentlich hatte das Rössle ja im vergangenen Jahr von Hauptamtsleiter Armin Mei Hallenverbot bekommen, ob seiner frechen Gosch. Das tat dem Rössle aber keinen Abbruch, auch dieses Jahr waren erneut viele spitze Bemerkungen zum Rathaus, zum Ortsgeschehen und der einen oder anderen Berühmtheit dabei. Es ist verwunderlich, wie ein Rössle, das die meiste Zeit des Jahres im Schrank liegt, so gut informiert sein kann.

Die Pause gestalteten die Berros kurzweilig mit einer Schunkelrunde. Die Zunftsänger brillierten anschließend gesanglich wie auch durch ihre spitze Zunge und intonierten gekonnt Narrenstückle und Denkanstöße. Egal ob "Elferrat gesucht – Sabrina gefunden", der Fleck unterm Traktor beim Maibaumsetzen des Albvereins, Damen mit fehlendem Orientierungssinn an der Zapfsäule, alle Themen kamen gut an.

Mit "Yes we can" ging es um die Vorfreude auf die kommende Baustelle in der Rottweiler Straße und die Reduzierung auf Tempo 30 in der Hauptstraße, inklusive Vorschlag für ein interessantes Verkehrskonzept. Eine Zugabe rundete den Auftritt der Zunftsänger ab.

Abschließend ehrte Narrenvater Tobias Schuhmacher Lothar Forstner für 30 Jahre Zunftsänger und ernannte ihn mit Urkunde zum "Zunftsänger auf Lebenszeit".

M.A.A.T. zeigte unter der Leitung von Marcel Sänger, äh, Singer, wie es so "im Kino" zugeht, wenn man sich in den engen Sitzreihen aneinander vorbeizwängen muss, ständig jemand aufs Klo geht oder gar Liebende voneinander getrennt werden, sich aber nach Art der stillen Post dennoch Liebeleien zusandten. Der gesamte Auftritt verlief ohne ein einziges Wort, dafür aber mit einer phantastischen Darstellung der einzelnen Charaktere. Das Stück war von vorne bis hinten ein Brüller.

Mönche im Malle-Style

Die Feuerwehr begeisterte zusammen mit der Musikkapelle die Gäste mit einer Mischung aus Tanz und Entertainment. Als Mönche verkleidet, hielten sie im Wechsel immer die Silbe oder das Wort auf Tafeln noch, die im Titel "King of Kings" gesungen wurde. Feuerwehr und Musikkapelle gingen nicht ohne Zugabe von der Bühne; so wurde in gleicher Weise wie zuvor, nun jedoch im Malle-Style, das bekannte Lied "Laudato Si" zusammen mit dem Publikum gesungen.

Zum Ende des Bürgerballprogramms holte Narrenvater Tobias Schuhmacher alle Akteure des Abends auf die Bühne zum Schlussbild und dankte allen Beteiligten für ihren Einsatz sowie dem Reit- und Fahrverein Hubertushof für die Übernahme der Bewirtung. Im Anschluss spielten die Berros bis in die frühen Morgenstunden zum Tanz auf.