Sprecher Oliver Avemaria. Foto: Horst

BI meldet sich nach Ratsbeschluss zu Wort: "Muss es sein, dass wir um jeden Meter 30er-Strecke kämpfen müssen?"

Villingendorf - Nachdem sich der Gemeinderat mit der Situation in der Ortsdurchfahrt auseinandergesetzt hatte (wir berichteten), hat sich nun auch die Bürgerinitiative (BI "Uns reicht’s") zu Wort gemeldet - und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund.

Die drei Sprecher, Oliver Avemaria, Gerhard Esser und Stefan Weidle, finden, dass es an der Zeit sei, den Bürgern zu signalisieren, dass die Mehrheit des Gemeinderats den Menschen mit ihren Nöten in Villingendorf mit Wohlwollen entgegne. Dazu sei "das Nichterfüllen des Rahmens einer Verwaltungsvorschrift sicher nicht das beste Signal".

Die 30er-Wegstrecke, die vor der Schule beschildert werden soll, sei laut Verwaltungsvorschrift, so die BI, bis auf 300 Meter festzulegen. Geplant sei jedoch eine Strecke vom Rathaus bis zur Hauptstraße 27, "wobei erst bis zur Mündung der Teufenstraße die 300 Meter erreicht" seien.

Avemaria, Esser und Weidle: "Muss es sein, dass wir um jeden Meter 30er-Strecke kämpfen müssen?" Und weiter: "Wir von der BI in Villingendorf sind gegen halbherzige Schnelllösungen. Wir sehen, dass die geplante temporäre Maßnahme keinen Sicherheits- und Lärmschutz für die Menschen gerade in den stark frequentierten Abendstunden sowie in der Nacht bringen würde."

Prognose der BI

Die BI prognostiziert in den kommenden Jahren eine Zunahme des Schwerlastverkehrs um 40 Prozent und des Autoverkehrs um zehn Prozent. Außerdem werde ein Großgefängnisneubau mit Bauverkehr und anschließend Bring- und Holverkehr erwartet. Das Neubaugebiet Stephanswäldle mit 50 Neubauten entstehe, "sicher größtenteils von junge Familien mit Kindern bewohnt, die einen sicheren Schulweg erwarten".

Kritisiert wird zum Beispiel die Ansicht eines Gemeinderatsmitglied, der einmal im Jahr durch das Dorf laufe, alles für gut befinde und dies als Grund einer Ablehnung eines Antrags auf stationäre Blitzer nenne. "Dies empfinden die Bürger als glatte Verhöhnung."

Offenbar, so die BI, gebe es eine verzerrte Wahrnehmung der acht Gemeinderäte, die den Antrag auf stationäre Blitzer abgelehnt haben. Die BI stellt fest, dass die Aggressivität der Autofahrer so groß sei, dass bereits stehende Fahrzeuge am Zebrastreifen überholt werden, Schulkinder die sich auf diesem bewegen, um Haaresbreite "verfehlt" würden.

Sie verweist auf hunderte Unterschriften, die gesammelt worden seien und somit die Forderung nach einer unbeschränkt und durchgängigen Tempo-30-Strecke in den Durchgangsstraßen bekräftige. "Für die Anwohner der Durchgangsstraßen wäre Tempo 30 ein Segen, der Zeitverlust für die Autofahrer marginal."

Die Botschaft ihrer Stellungnahme an die Entscheidungsträger lautet: "Vor einer abschließenden Entscheidung über die 30er-Strecke sollten die Ergebnisse einer repräsentativen Verkehrszählung mitberücksichtigt werden." Und: "Die Länge der Strecke, die laut Verwaltungsvorschrift auf 300 Meter festzulegen ist, sollte auch mindestens eingehalten werden."

Anmerkungen des Schultes

Aber auch Bürgermeister Karl-Heinz Bucher wartet auf Nachfrage mit Botschaften Richtung BI auf. Er spricht die zitierte Verwaltungsvorschrift für temporär Tempo 30 an und sagt, dass selbige "im Bereich einer Schule" und "höchstens 300 Meter" gelte.

Ausführlich seien Vertreter der BI – nicht nur hierzu – mehrmals informiert worden. So im Dezember und Ende Januar am "runden Tisch". Er, Bucher, habe der BI auf Briefe bereits geantwortet. Die BI wiederum bekomme seitens der Unteren Verkehrsbehörde, in dieser Angelegenheit der Spielmacher, ebenfalls noch Post.

Der Bürgermeister erwähnt, dass die verkehrsrechtliche Anordnung aus Rottweil das Rathaus mittlerweile erreicht habe. Somit lasse die Umsetzung vor der Schule garantiert nicht mehr lange auf sich warten.

Die Verkehrszählungen, die erfolgen, seien nicht im Zusammenhang mit den besagten Tempo 30 vor der Schule zu sehen. Hier gehe es um Daten, die sich in anderen Maßnahmen wie Querungshilfen, Zebrastreifen oder Ampelanlagen niederschlagen könnten.

Und zu besagter Abstimmung im Gemeinderat, keinen Antrag auf einen stationären Blitzer im oberen Bereich der Hochwaldstraße beim Landratsamt zu stellen, meint Karl-Heinz Bucher, dass in einer Demokratie Mehrheitsentscheidungen zu respektieren seien.