Die Kinder schauen sich ihre Fundstücke genauer an. Foto: Fuchs Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Ökomobil zu Gast / Kinder entdecken Pflanzen und Tiere unter dem Mikroskop

Im Rahmen des Ferienprogramms gingen 14 Kinder auf Entdeckungstour in den Wald. Biologin Angelika Schwarz-Marstaller erforschte das Gesammelte anschließend mit ihnen im Ökomobil.

Villingendorf. Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein gemütliches Wohnzimmer. Schränke und Tische sind aus warmem Holz, vor den Fenstern hängen Gardinen. Lediglich das Mikroskop auf einem der Tische irritiert. Das Zimmer befindet sich allerdings nicht in einem Haus, sondern auf vier Rädern. "Ökomobil" steht auf dem bunten Transporter. Im Inneren findet sich alles, was man braucht, um die Natur zu erforschen: Mikroskope, Ferngläser, Bücher, Geräte zur Gewässeruntersuchung und vieles mehr.

Dabei ist es Glück, dass das Ökomobil nun überhaupt für die Villingendorfer Schüler da sein kann. "Letztens gab es einen Unfall", erklärt die Biologin Angelika Schwarz-Marstaller. "Drei Ökomobile sind hintereinander gefahren, also unseres vom Regierungspräsidium Freiburg, außerdem eines aus Tübingen und eines aus Karlsruhe." Ein Transporter sei aufgefahren und habe alle drei Ökomobile aufeinandergeschoben. Das Ergebnis: "Das Karlsruher Mobil ist ein Totalschaden." Und auch das Freiburger Labor auf Rädern sieht hinten ramponiert aus.

Abenteuer erlebt Schwarz-Marstaller jeden Tag, doch meistens sind diese erfreulicher. "Einmal habe ich sogar ein weißes Reh gesehen. Ich bin gespannt, was wir heute finden."

Damit geht die Wald-Expedition für die Sechs- bis Zwölfjährigen auch schon los. Schwarz-Marstaller erklärt: "Wer sich auskennt, kann in der Natur viel lesen. Wie in einem Bilderbuch." Brennnesseln zum Beispiel wachsen oft bei Gewässern. Sie seien übrigens sehr gesund und, wenn man es richtig mache, problemlos anzufassen. Die Mutprobe für die Kinder: Brennnesseln streicheln – aber nur von unten nach oben, versteht sich. Vom Riesenbärenklau dagegen, einer Pflanze mit dickem Stängel und buschigen, weißen Blüten, solle man sich fernhalten. "Sein Saft zerstört den natürlichen Sonnenschutz der Haut, und dann kann man von normalem Sonnenlicht schwere Verbrennungen kriegen. Also Finger weg!", warnt die Biologin.

Im Wald müssen die jungen Forscher bei Spielen zusammenarbeiten, so wie es auch im Umweltschutz wichtig ist. Sie lernen, Pflanzen und Waldgeräusche zuzuordnen, bevor sie sich selbst ein paar Sachen aussuchen dürfen. Die werden dann, zurück im Ökomobil, unter das Mikroskop gelegt. Auf einem großen Bildschirm sind in unglaublicher Detailgenauigkeit feinste Brennnessel-Härchen, Samenkapseln bei Farnen oder später auch kleine Krabbeltiere überdimensional groß zu erkennen. Die Kinder sind mit Begeisterung dabei. "Das ist eine tolle, engagierte Gruppe", lobt Schwarz-Marstaller, die den Kindern gerne noch mehr gezeigt hätte. "Es gibt immer weniger Insekten", bedauert sie. "An manchen Tagen haben ganze Schulklassen auf Wiesen nichts gefunden." Im Wald dagegen sehe es zum Glück noch etwas besser aus.

Umweltschutz so wichtig wie nie zuvor

"Es ist ein Problem, dass sich immer weniger junge Leute für Naturschutz interessieren", sagt Josef Burry von der Umweltschutzgruppe Villingendorf, die die Veranstaltung organisiert hat. " Wir machen Aktionen gegen das Waldsterben, sammeln Plastik, pflanzen Bäume, betreuen ein Trockenbiotop...", zählt Burry auf. "Wir haben viel Arbeit und es gibt keine Abzeichen. Die meisten Leute brauchen etwas, womit sie sich profilieren können. Deswegen ist unsere Gruppe nicht so attraktiv", mutmaßt er. In der heutigen Zeit sei der Umweltschutz jedoch so wichtig wie nie zuvor. Er hat die Hoffnung auf ein paar neue junge Mitglieder noch nicht aufgegeben.