Andreas Hinkel inmitten des VfB-Fanclubs Villingendorf im November 2012; an seiner linken Seite Felix Müller, an seiner rechten Dieter Lungwitz und im Bild hinten links Reiner Müller. Foto: Pfannes Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: 125 Jahre VfB Stuttgart / Fans aus Villingendorf erinnern sich

125 Jahre VfB Stuttgart: Der Verein für Bewegungsspiele feiert in diesem Jahr ein außergewöhnliches Jubiläum. Für das Gründungsmitglied der Fußball-Bundesliga eine stolze Zahl, für Fans des Traditionsvereins ein bewegender Moment und für zehn Freunde von Panini-Sammelbildern die Gelegenheit, ein besonderes Album zu gewinnen.

Villingendorf. Furchtlos und treu: Dieses Motto gilt jedoch nicht nur für den Traditionsverein aus der Landeshauptstadt, sondern genauso für den ältesten VfB-Fanclub, der in Villingendorf beheimatet ist. Er blickt zwar nicht auf 125 Jahre, dafür feierte er im vergangenen Jahr seinen 40. Geburtstag.

Mit der Zahl 125 können dafür Reiner Müller und Dieter Lungwitz, zwei Urgesteine des Fanclubs, etwas anfangen. Grob geschätzt, dürfte die 125 gestreift werden beim Addieren ihrer Lebensjahre. Erlebt haben sie mit dem VfB sogar mehr als 125 Geschichten, schlagen doch beide Herzen seit den 60er-Jahren für die Roten mit dem Brustring auf ihren weißen Trikots – erstmals getragen von VfB-Kickern im August 1925.

Geschichten, die somit zwar nicht in den goldenen Fünfzigerjahren spielen mit den zwei ersten deutschen Meisterschaften (1950, 1952), den ersten Pokalsiegen (1954, 1958) und den Heroen um Robert Schlienz, der 1948 bei einem Autounfall einen Arm verloren hatte, dafür aber mit dem wechselvollen Fanleben in sehr vielen der 52 Bundesligaspielzeiten.

Untrennbar mit Dieter Lungwitz verbunden ist die elektrisch betriebene Hupe, mit der er es in der Saison 1969/70 in die "Bild"-Zeitung geschafft hat. Im "Zusammenspiel" mit anderen Fans im Spiel gegen Hannover 96, der Polizei, die ihnen dieses "Instrument" abgenommen hat, und einer Verfolgungsjagd, bis sie die Hupe wieder erhielten. Spontan fällt Lungwitz aber auch seine erste Fahrt nach Berlin im September 1977 zur Hertha ein.

Das Auto mit Klaus-Peter Bühl, Hans Heinemann und Helmut Maier verließ die vorgeschriebene Transitstrecke durch die DDR. Die vier VfB-Fans und ihr VW-Polo wurden von der Volkspolizei am Checkpoint Charlie deshalb ausgiebig kontrolliert und teilweise zerlegt (natürlich nur das Auto). Nachdem sie als Strafe 100 Westmark zahlen mussten und die Mauer passieren durften, wurden sie nahezu postwendend von der Berliner Polizei mit Blaulicht angehalten. VfB-Fans hätten mit Graffiti ein Kaufhaus besprüht. Doch diese Straftat war nicht die ihre. Als Beweis für ihre Unschuld diente die Quittung der DDR-Polizei.

Ein anderes "Missgeschick" betraf dann ein Trio – mit Dieter Lungwitz und Reiner Müller. Wann, lässt sich nicht mehr genau datieren. War es eine Meisterfeier? Ein Pokalsieg? Oder lediglich die Feier nach dem letztes Heimspiel einer Saison? Erinnerungen an einen sehr schönen Nachmittag, einen lustigen Abend und eine feucht-fröhliche Nacht sind vorhanden. Die Heimfahrt nach Villingendorf in den frühen Morgenstunden verlief komplikationslos, bis, ja bis Müllers Ehefrau ihren Mann vermisste. Wo war Reiner?

Jener saß noch in Bad Cannstatt, am Straßenrand, und hat überlegt, wie er heimkommen sollte. Seine beiden Freunde zögerten nicht lange. Hatten sie ihn in ihrem Eifer erst vergessen, so holten sie ihn jetzt ab. In den nicht mehr ganz so frühen Morgenstunden ging es retour nach Stuttgart – und mit Reiner Müller wieder nach Villingendorf, als es dämmerte.

Elfmeter in San Sebastian

Die schönste Ausfahrt des VfB-Fanclubs, da sind sich Reiner und Felix Müller einig, erlebten sie Mitte März 1989. Mit einem Bus aus Bösingen und VfB-(Bösingen)-"Bomber" Bernd Müller fuhren sie und andere nach San Sebastian. Zum Rückspiel im UEFA-Cup-Viertelfinale. Ein intensives Erlebnis. Die Delegation aus Villingendorf übernachtete im Bus vor dem Spielerhotel. Die Rede ist vom Vesperkoffer mit selbstgemachter Premium-Hausmacherwurst, vom Besuch in der Spielerkabine vor dem Spiel, vom Einzug ins Halbfinale nach Elfmeterschießen (4:2) – es trafen Karl Allgöwer, Maurizio Gaudino, Fritz Walter und Guido Buchwald –, von einer "rasanten" Rückfahrt über Bordeaux und Paris und einer Siegesrunde auf der Champs-Élysées um 3 Uhr in der Frühe, an dem Tag, an dem Reiner Müller Geburtstag feierte.

Besuche in der Spielerkabine war einst für Kletterkünstler (über den Stadionzaun), für Hartnäckige und Wohlgelittene möglich. So auch nach dem letzten Saisonspiel 1977, als der VfB sein zweijähriges "Gastspiel" in der zweiten Liga beendete. Unter Trainer Jürgen Sundermann feierten die "jungen Wilden" um Hansi Müller den Wiederaufstieg mit einem 0:0. Mittendrin Reiner Müller. Er festete und feierte und "erbeutete" einen Trikotsatz: von Trainer Sundermann, von Bernd Martin und von Markus Elmer.

Ebenfalls in bester Erinnerung sind für Reiner Müller und Fanclub-Vorsitzenden Benedikt Storz das Fernseh-Interview mit "Sky" auf dem Rasen des Neckarstadions vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt im März 2015 sowie die Jubiläumsausstellung in der Sparkasse Rottweil "Unser VfB". 2012 zum 35. Jubiläum des Fanclubs. Müller war als Bankkaufmann involviert.

Natürlich fehlen noch zahlreiche Erinnerungen zu den 125. Besuche von VfB-Spielern in Villingendorf zum Beispiel. Wie von Fritz Walter, Günther Schäfer, Andreas Hinkel, Gotuku Sakai, Zdravko Kuzmanovic, Cristian Molinaro oder Simon Terodde. Oder von Präsidenten. Beim Blick ins Album mit Panini-Sammelbildern werden Erinnerungen lebendig. Der VfB bewegt eben seit 1893.

218 Panini-Sammelbilder erinnern an aufregende Zeiten seit 1893. Zehn Jubiläumsalben verlost der Schwarzwälder Bote, Redaktion Rottweil. Mitmachen ist einfach. Es gilt, eine Frage zu beantworten, die Antwort bis Samstag, 10. November, 15.30 Uhr, an redaktionrottweil@ schwarzwaelder-bote.de

zu mailen und Losglück zu haben.

Was bedeutet VfB?

1) Verein für Bewegungsspiele

2) Verein für Lei besübungen 3) Vorbild für Bayern

Viel Glück!