Es geht munter weiter beim Bau der Mehrzweckhalle in Villingendorf. Weitere Arbeiten sind genehmigt, der Gemeinderat kümmert sich mit Sorgfalt um das "Jahrhundertprojekt". Foto: Pfannes Foto: Schwarzwälder Bote

Mehrzweckhalle: Mit dem zweiten Ausschreibungspaket einen Blick auf rechtssichere und praktikable Vergaben geworfen

Die Vergabe weiterer Gewerke bei einem "Jahrhundertprojekt", wie es die Mehrzweckhalle für Villingendorf nun einmal ist, muss nicht spannend sein, kann es aber. Dies beweisen Wortbeiträge rund um das zweite Ausschreibungspaket.

Villingendorf. Was nehmen Zuhörer in der alten Turnhalle mit an diesem Abend, an dem acht Gewerke mit einem Gesamtvolumen von ziemlich genau 603 806,89 Euro über den Tisch des Hauses wandern?

Da ist zum einen das Gefühl, dass der langgediente Gemeinderat und Bürgermeister-Stellvertreter, Karl-Heinz Wachter, seinen x-ten kommunalpolitischen Frühling erlebt. So zielsicher und ohne Scheu spricht er nachdenkenswerte Punkte an, dass Fachleute hinter vorgehaltener Hand mit der Zunge schnalzen und gar nicht mehr auf ihren Chronometer blicken wollen.

Was es nicht alles gibt

Als ein zweischneidiges Schwert entpuppt sich das Prozedere um die Vergabe von Gewerken im Zusammenhang mit dem Vergaberecht unter besonderer Berücksichtigung der Zuschussfrage. Plakativ zeigen sich Schwächen bei den Metallbauarbeiten. Sie wurden auf drei Gewerke aufgeteilt, zwei davon wurden sogar beschränkt ausgeschrieben, also konkrete Firmen angeschrieben, ob sie sich nicht dafür bewerben wollen. Doch statt der Möglichkeit einer reichen Auswahl antwortet zum Beispiel von 27 lediglich einer. Das ist kein Ruhmesblatt.

Nicht für die in Frage kommenden Betriebe, die derzeit sicher zum Großteil sowieso gut ausgelastet sind, sondern für das aufwendige Prozedere über eine Vergabeplattform, die mit viel Muße, Fachwissen und Geduld gefüttert werden will, um zum Ziel zu gelangen.

Dann gibt es außerdem den Fall, dass ein Betrieb das Rennen macht beim Außenputz, der erst seit etwa einem Jahr existiert, nicht jedoch in der Handwerksrolle registriert ist und somit kaum Referenzen aufweist (immerhin dessen Chef jedoch eine bei einem Projekt in Stuttgart). Jener "gewinnt" sehr knapp (1411 Euro Abstand zum zweitgünstigsten Bieter bei einer Vergabesumme von 166 235,15 Euro), doch wenn er nicht zum Zuge kommen würde, könnte eine Klage und ein Rechtsstreit die Folge sein. Da passt es doch gut, dass Bürgermeister Marcus Türk nicht schwarz sieht, sondern diesen Auftrag als Chance für diese junge Firma wertet, die sich mit gutem Gelingen ein Referenzprojekt schaffen könne.

Generell, die allermeisten Firmen, die einen Zuschlag erhalten, kommen nicht von nebenan. Hier reichen die Standorte von Immendingen bis Stuttgart, von Lahr bis Alpirsbach.

Acht Firmen

Den Zuschlag beim zweiten Ausschreibungspaket erhalten: Innenputz Firma Hajdari 70 774,06 Euro (Unterschied zur Kostenberechnung: minus 26 281,94 Euro); Außenputz Firma Veliu 166 235,15 Euro (plus 26 672,35 Euro); Schreiner, Türe, Simse, Sitzstufen Firma Schäble 117 875,45 Euro (plus 13 669,45 Euro); Sonnenschutzarbeiten Firma Staib 70 174,30 Euro (minus 60 525,70 Euro); Metallbauarbeiten Stahl-Glas-Elemente Firma Weingärtner 55 607,17 Euro (plus 34 757,17 Euro); Metallbauarbeiten Treppen und Geländer Firma Steinberger 60 797,61 Euro (plus 20 974,61 Euro); Metallbauarbeiten Ganzglasgeländer Firma Muschal 52 424,26 Euro (minus 9185,74 Euro); Trockenbau Wände Firma Thiel 9918,89 Euro (war 2019 nicht registriert).

Es gilt anzumerken, dass die Kostenberechnung bereits knapp zwei Jahre alt ist – und sich seit "damals" die Preise im Flusse befinden.

Erfreulich ist, dass Kai-Uwe Sroczinski (Büro Koczor, Teuchert, Lünz, ktl, Rottweil, Architekten und Ingenieure) die Gesamtkosten des Hallenneubaus an diesem Abend mit 9,77 Millionen Euro beziffert. Also weniger als die Zahl der 2019er-Kostenberechnung (10,24 Millionen Euro).

Und es ist ebenfalls interessant, dass im Zusammenhang mit diesem spannenden Projekt, für das ein Zuschusspaket von 2,54 Millionen Euro auf dem Weg ist, Gemeinde und Architekten einen Vertrag abgeschlossen haben mit einem Rechtsanwaltsbüro aus München (Lutz/Abel), spezialisiert auf Vergaberecht. Die Zeiten sind zum Teil erstaunlich komplex, wenn man sicher und ohne Überraschungen ans Ziel gelangen will.

Und es geht immer weiter. Das dritte Ausschreibungspaket mit dann sieben Gewerken (Estrich, Fliesen, Wandbekleidung Halle, Maler, Trockenbau, bewegliche Trennwände, Außenanlage) wurde bereits auf den Weg gebracht. Die Vergabe dieser Arbeiten soll Anfang Mai erfolgen. Plus: Das vierte Ausschreibungspaket werde im April geschnürt, erfahren die Teilnehmer der Gemeinderatssitzung.

Mittlerweile ist ein Villingendorfer Fachmann Ansprechpartner auf der Baustelle: Sascha Müller (Büro ktl). Er folgt auf Peter Wöhrstein.

Kai-Uwe Sroczinski teilt außerdem zusammen mit Wolfgang Teuchert mit, dass sich die Arbeiten etwa sechs Wochen hinter dem Zeitplan befinden. Die Minusgrade des Winters werden als ein Grund genannt. Dies jedoch nach dem alten Plan; nach dem neuen sei man auf Kurs.

Notstrom im Blick

Ein weiteres Detail wird anschließend mit Fachingenieur Marc Strehlau (Strehlau Gebäudetechnik, Bitz) besprochen: eine Netzersatzanlage für die Mehrzweckhalle. Diverse Grundlagen und gewisse Voraussetzungen sollen geschaffen werden, damit man im Notfall nicht blank dasteht.

Konkret könnte es sich um ein mobiles Notstromaggregat bis maximal 125 Ampere drehen (etwa 22 000 Euro) und um Vorbereitungen, damit das komplette Areal mit Notstrom versorgt werden kann. Die hierfür notwendigen Ausgaben für die Anschlüsse von etwa 4500 Euro (Einspeisetrenner, Kuppelschalter zur Trennung zwischen Not- und Normalnetz und das zweite Sammelschienensystem) genehmigt der Gemeinderat.

Hierzu wählt der Schultes die Frage, ob jemand etwas dagegen habe. Da sich keiner meldet, wird die Vertiefung eines spannenden und notwendigen Themenkomplexes (Stichwort: Katastrophenschutz) nicht weiter forciert. Mit der Fortführung zu gegebener Stunde ist zu rechnen.