Großgefängnis: "Im Esch" in Villingendorf abgelehnt / Kretschmanns Brief
Villingendorf (ans). Just zur Gemeinderatssitzung in Villingendorf erreichte Bürgermeister Karl-Heinz Bucher die Entscheidung des Justizministeriums, dass der Standort "Im Esch" neben dem Gelände der ehemaligen Zollernalb-Kaserne bei Meßstetten für den Großgefängnisneubau bevorzugt werde.
Das "Esch" befindet sich an der Markungsgrenze zu Villingendorf. Der Standort wäre mit seinen Ackerflächen von geringer naturschutzfachlicher Wertigkeit, habe das Land seine Entscheidung erklärt. Für den Bürgermeister nicht nachvollziehbar. Und hinter ihm steht eine ganze Gemeinde.
In seinem jüngsten Schreiben vom März dieses Jahres an Ministerpräsident Winfried Kretschmann habe er noch einmal den dafür notwendigen Landschaftsverbrauch angesprochen (wir haben berichtet).
Ein Großgefängnis mit mehr als 600 Haftplätzen im Gewann "Im Esch" würde die Zersiedelung dieser unberührten Landschaft bedeuten. Die attraktive Landschaft am Neckartalradweg biete Wanderwege in exponierter landschaftlich reizvoller Lage. Auf der Gemarkung Rottweil ist das "Esch" für die Landesregierung der letzte denkbare Standort für eine JVA. Aber eben dieser Standort wäre für Erholungssuchende, Naturliebhaber und Freizeitsportler ein beliebtes Ausflugsziel.
Weiter gab Karl-Heinz Bucher zu bedenken, dass keinem privaten Bauherrn für ein Vorhaben in dieser Größenordnung im "Im Esch" eine Genehmigung erteilt würde, zumal auch die gesamte Infrastruktur und Erschließung (Wasser, Abwasser, Kläranlage, Straßen, Energieversorgung, Telekommunikation und vieles mehr) vorab mit erheblichem finanziellem Aufwand gesondert hergestellt werden müsste.
Gleichwohl die Planungshoheit der Stadt Rottweil respektiert werde, bat Bucher, bereits im Vorfeld eines planungsrechtlichen Beteiligungsverfahrens bei der weiteren Standortauswahl die eigene Zielsetzung der Landesregierung bezüglich eines vermeidbaren Flächenverbrauchs zu beachten.
Das Antwortschreiben erreichte den Villingendorfer Schultes im Übrigen auch am Montag. Doch Kretschmann sei in keinem Punkt auf die Einwände eingegangen und habe lediglich darauf hingewiesen, dass der Ackerfläche nur eine geringe naturschutzfachliche Wertigkeit bescheinigt werden könnte. "Nun müssen wir abwarten." Karl-Heinz Bucher will mit großem Interesse die weitere Entwicklung in Rottweil beobachten.