Zwischen Zimmern und Villingendorf pendelt künftig der neue Revierförster für Villingendorf. Auf die Jungbestandspflege wird er ein besonderes Augenmerk legen. Foto: Schmidt Foto: Schwarzwälder Bote

Forst: (Staffel)-Holzübergabe in Villingendorf von Frauke Kleemann und Olaf Berthold an Frank Kapahnke und Felix Schäfer

Villingendorf. Der Borkenkäfer wütet. Auch im Villingendorfer Wald. Die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse stehen jedoch im Vordergrund. Der Hüllberg soll aufgeforstet werden.

Die extreme Hitzewelle im Jahr 2018 und die trockenen Monate im diesjährigen Sommer hinterlassen Spuren. Eine derartige Menge an Käferholz gab es auf dem Markt noch nie, sagte Frauke Kleemann vom Forstamt Rottweil (Gebietsleitung Schwarzwald). Auch in früheren Jahren hätte es extreme Trockenphasen gegeben und mit ihnen die Ausbreitung des Borkenkäfers, aber immer nur lokal.

Ein 400 000-Euro-Projekt

In den vergangenen beiden Jahren war nicht nur Deutschland, insbesondere Norddeutschland, flächendeckend betroffen, sondern ganz Europa. Das habe zu fallenden Preisen und Unmengen an Käferholz geführt, das von den Sägewerken kaum verarbeitet werden könne, schilderten Kleemann und Frank Kapahnke (Gebietsleitung Neckar Süd), die wetterbedingten Auswirkungen.

Kapahnke und Revierleiter Felix Schäfer werden das Gespann Kleemann und Revierleiter Olaf Berthold ablösen. Im Zuge des Kartellverfahrens (wir haben berichtet) wurden die Reviere neu geordnet. In der Folge wurden die Reviere Zimmern und Villingendorf zusammengelegt, mit Schäfer wurde ein neuer Revierleiter gefunden, der neben Zimmern nun auch Villingendorf betreuen wird.

Olaf Berthold begleite künftig die Waldpädagogik, sagte Kleemann. Für Berthold auch ein wehmütiger Abschied. Der Villingendorfer Wald habe sein Engagement in den vergangenen 15 Jahren vor besondere Herausforderungen gestellt.

Das Augenmerk musste auf der Behebung der Sturmschäden, dem immer wiederkehrenden Borkenkäferbefall, aber auch auf der schwer zugänglichen Hanglage entlang des Neckars liegen. Eine schwarze Null sei in den zurückliegenden Jahren daher nie erzielt worden.

Offen sprach Berthold erstmals, auf Nachfrage von Karl-Heinz Wachter, die Problematik auf dem Hüllberg an, der durch den Sturm Lothar 1999 stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Drei Jahre später folgte zwar mit Tannen, Buchen und Eschen eine Gruppenvorausverjüngung, allerdings mit dem Ergebnis, dass die Esche an einem Pilz erkrankte.

Für eine erneute Aufforstung hätten 400 000 Euro in die Hand genommen werden müssen, erläuterte er die forstwirtschaftliche Kahlfläche der vergangenen Jahre. Und: "Das konnte über den Haushalt nicht finanziert werden." Mittlerweile werde aber die Idee verfolgt, den Hüllberg als Ökopunktefläche auszuweisen. Um Ökopunkte generieren zu können, müsse ein Eichensekundärwald angelegt werden. Zwar zunächst finanziert von der Gemeinde, aber die Kosten könnten über Grundstücksverkäufe refinanziert werden, erläuterte Kämmerer Michael Hardtmann auf Nachfrage nach der Sitzung. Langfristig stehe eine wirtschaftliche Fläche dadurch in Aussicht.

Lobenswert daher auch die vom Gemeinderat getroffene Entscheidung im vergangenen Jahr, sagte Berthold. Das Augenmerk lag nämlich nicht beim betriebswirtschaftlichen Ergebnis, sondern in der Sanierung des Waldes. Nur 500 Festmeter wurden als Einschlag festgelegt, der zu 70 Prozent auch planmäßig eingehalten werden konnte. Die zufällige Nutzung lag bei 30 Prozent. "Zum Glück wurde das beschlossen, so kommen wir vorwärts", lobte er.

200 Festmeter mehr

Im kommenden Jahr schlage er vor, den Einschlag leicht um 200 auf 700 Festmeter zu erhöhen. Ob dieser oder auch künftige Betriebspläne einzuhalten seien, stehe jedoch in den Sternen. Oder ob der Klimawandel aufgehalten werde, wie es Kapahnke formulierte.

Der Gemeinderat stimmte dem forstwirtschaftlichen Betriebsplan zu. Über die Zukunft des Hüllbergs wird er im kommenden Frühjahr nach einer Waldbegehung beraten, informierte Bürgermeister Marcus Türk.