Foto: SDMG / Maurer

Update: Sechsjähriger Junge zählt zu den Opfern. Mutter in "fachärztlicher Betreuung". Großfahndung.

Villingendorf - In einem Wohngebiet in Villingendorf sind am Donnerstagabend Schüsse gefallen. Dabei wurden drei Menschen getötet, darunter ein sechsjähriger Junge. Ersten Informationen zufolge ist von einem Familiendrama auszugehen. Nach dem mutmaßlichen Täter wird noch immer gefahndet.

Vater erschießt eigenen Sohn

Nachdem die Schüsse um 21.36 Uhr gemeldet worden waren, kam die Polizei mit einem Großaufgebot vor Ort. In einem Wohnhaus fand die Polizei drei Leichen: einen 34-jähriger Mann, eine 29-jährige Frau und einen sechsjährigen Jungen. Der Sechsjährige soll das Kind des mutmaßlichen Täters sein. Wie Rainer Kropp-Kurta, Rektor der Grund-, Werk- und Realschule Villingendorf gegenüber dem Schwarzwälder Boten bestätigte, war der Junge erst am Donnerstag eingeschult worden: Er war einer von 38 Schülern und sollte die Klasse 1a besuchen. Aus diesem Grund fand an dem Abend in der Villingendorfer Wohnung eine kleine Feier statt, zu der die Mutter Freunde eingeladen hatte.

Der 39-jährigen Mutter des Sechsjährigen war die Flucht aus ihrer Wohnung zu Nachbarn gelungen, als der Mann zu schießen begann. Sie befindet sich laut Polizei "in fachärztlicher Betreuung". In der Wohnung blieben ihr sechsjähriger Sohn, ein Mann (34 Jahre) und eine Frau (29) zurück - alle drei starben. Die beiden getöteten Erwachsenen sind laut Polizei der neue Lebensgefährte der Fau und dessen Cousine. Der Mann und der Sechsjährige waren beim Eintreffen der Rettungskräfte bereits tot. Die Frau starb während der ärztlichen Behandlung an ihren Verletzungen.

Die Polizei war seit dem Abend mit einem Großaufgebot im Einsatz. Die Lage in dem kleinen Ort mit rund 3500 Einwohnern sei in der Nacht sehr unübersichtlich gewesen. Die Beamten konnten zunächst nicht ausschließen, dass sich der Täter noch in der Nähe aufhielt - aus einem nahegelegenen Wald waren Schüsse zu hören. Daher durften Nachbarn ihre Häuser nicht verlassen oder nach Hause gehen. Auch auf der Autobahn 81 zwischen Stuttgart und Singen wurden Autos kontrolliert. Der Tatverdächtige ist nach Auskunft der Polizei wohl mit einem Auto unterwegs. Das Fluchtfahrzeug - ein grüner Seat Ibiza mit Konstanzer Kennzeichen - wurde am Freitag in Herrenzimmern ohne Fahrer aufgefunden.

Die Hintergründe der Tat sind noch völlig unklar. Nachbarn zufolge soll der Mann im Ort bekannt gewesen sein für seine Eifersuchtsszenen. Der Tatverdächtige ist polizeibekannt. Er war laut Dr. Joachim Dittrich, Leitender Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Rottweil, schon zweimal wegen Körperverletzung auffällig. In Villingendorf schlug er mit einer Langwaffe zu, die laut den Ermittlern wohl aus osteuropäischen Armeebeständen stammt.

Zur Beruhigung und zum Schutze der Anwohner ist die Polizei nach wie vor mit einer großen Zahl von Beamten in Villingendorf präsent. Auch der Polizeihubschrauber kreist immer noch über Villingendorf. Derzeit besteht Polizeiangaben zufolge keine Veranlassung dazu, von einem geregelten Tagesablauf abzuweichen. Dennoch behielten einige Eltern ihre Kinder von der Schule zu Hause. Viele können es nicht fassen, dass eine solche Tat in Villingendorf stattgefunden hat.

Für weitere Rückfragen hat das Polizeipräsidium Tuttlingen ein Bürgertelefon unter der Telefonnummer 07461/941-117 eingerichtet. Für Hinweise, welche die Tat betreffen, ist bei der Kriminalpolizeidirektion Rottweil ein Hinweistelefon unter der Telefonnummer 0741/477-107 eingerichtet.

Liveticker: Reporter vor Ort

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O-Ton von Bürgermeister Karl-Heinz Bucher:

Pressekonferenz der Polizei: