Außer zu Amtseinsetzungen fand bislang keine Gemeinderatssitzung in Villingendorf in der Turn- und Festhalle statt. Foto: Schmidt Foto: Schwarzwälder Bote

Finanzen: Villingendorfer Gemeinderat sondiert Lage / Sitzung im Abrisskandidaten

Maskenlos, aber mit großem Sicherheitsabstand, tagte der Villingendorfer Gemeinderat in der Turn- und Festhalle, deren Finanzierung in der Coronakrise Hauptthema war.

Villingendorf. Die Auflistung der Tagesordnung versprach erstmal nicht, dass eine interessante Sitzung bevorstand. Die Umstände hingegen schon. Der Gemeinderat tagte mit weit auseinandergestellten Tischen in der Turn- und Festhalle. Eben in der, die bald Geschichte sein soll.

Daran werde die Corona-Epidemie nichts ändern, versicherte Bürgermeister Marcus Türk. Die Turn- und Festhalle werde abgerissen und mit dem Neubau noch in diesem Jahr begonnen. Dem stimmte zum Ende der Sitzung auch Kämmerer Michael Hardtmann zu, wenngleich die Krise "tiefe Spuren" im Villingendorfer Haushalt hinterlasse.

Wie tief genau, sei noch nicht klar, aber der massive Einbruch der Volkswirtschaft, starke Ausfälle von Steuereinnahmen und erhebliche Rückzahlungen würden sich auf die Gemeinde auswirken. Allein sei sie freilich nicht betroffen, aber der Hallenneubau stelle Villingendorf vor eine "immense finanzielle Herausforderung", warf Türk ein. Der Gesamtfinanzierungsbedarf für den Neubau der Halle liege bei sieben Millionen Euro, von denen im laufenden Jahr 3,6 Millionen Euro fällig würden. "Die werden wir dieses Jahr wahrscheinlich nicht verbaut bekommen."

Zwar hätten die Gewerbesteuereinnahmen den Planansatz zunächst um 550 000 Euro übertroffen, doch mussten aufgrund der Krise Anpassungen vorgenommen werden, die das Ergebnis um 300 000 Euro wieder geschmälert hätten. Hinzu komme der Gemeindeanteil an der Einkommenssteuer, der "drastisch geringer ausfallen" werde, Gebühren im Kindergartenbereich, auf die verzichtet wurden, und eine Notbetreuung im April, die kostenfrei angeboten worden sei. An kostensenkenden Schrauben kann die Gemeinde kaum drehen.

Der Fokus lag seit Jahren auf der Finanzierung der Halle. Darüber hinausgehende Maßnahmen fanden mit Augenmaß statt. So stand für den investiven Bereich im laufenden Jahr nur die Optimierung des Bauhofareals in Höhe von 60 000 Euro in Aussicht, eine barrierefreie Haltestelle in der Oberndorfer Straße in Höhe von 50 000 Euro und die Breitbandinfrastruktur im Gewerbegebiet ab 2021 in Höhe von 50 000 Euro. Alle drei Maßnahmen sollten zurückgestellt werden, empfahl der Kämmerer.

Allein gelassen fühle sich die Gemeinde aber nicht. Wie schon bei der jüngsten Konjunkturkrise sei mit Rettungsschirmen und Konjunkturpaketen für die Kommunen zu rechnen, so Hardtmann. Eine kleine Anpassung werde in der Betreuungssituation vorgenommen. In Villingendorf würden derzeit 20 Kinder in der Schule und 28 Kinder in den Kindertageseinrichtungen betreut. Der Betrieb laufe unter Beachtung der maßgeblichen Hygiene.

Die Gebühren wurden für den April komplett erlassen. Für Mai sollte die regulären Gebühren aber für Kinder erhoben werden, die die Notbetreuung besuchen, sei unter den Bürgermeistern im Kreis besprochen worden, berichtete Türk. Die mögliche Aufhebung der Kosten für diejenigen, die die Notbetreuung nicht besuchen, müsse zu einem späteren Zeitpunkt noch entschieden werden.

Vorläufig sei die Finanzverwaltung aber von ihm angewiesen worden, keine Gebühren einzuziehen, so der Bürgermeister.