Im Juni lag die Auslastung bei den Schlafgelegenheiten in VS bereits wieder bei 20,4 Prozent. Damit sind die Gastgeber der Doppelstadt wieder einigermaßen auf Kurs. Was aus der Statistik des Landesamts allerdings nicht hervorgeht, sind die gravierenden Unterschiede zwischen den Hotels. Foto: Pförthner

Einigen Hotels geht es überdurchschnittlich gut, andere sind unterdurchschnittlich ausgelastet.

Villingen-Schwenningen - Im Juni lag die Auslastung bei den Schlafgelegenheiten in VS bereits wieder bei 20,4 Prozent. Damit sind die Gastgeber der Doppelstadt wieder einigermaßen auf Kurs. Was aus der Statistik des Landesamts allerdings nicht hervorgeht, sind die gravierenden Unterschiede zwischen den Hotels.

Sabine Zeisberg, Inhaberin des Parkhotels Villingen, wirft einen Blick in ihre Geschäftsbücher. Im April lag die Auslastung ihrer Zimmer bei 16 Prozent. Im Mai waren es bereits 26 Prozent. Danach ging es weiter bergauf.

Nicht alle sind ausgelastet

Eine Auslastung der Hälfte ihrer Hotelzimmer erreichte Zeisberg im Juni. Jetzt liegt sie bereits wieder bei 75 Prozent. Eine traumhafte Quote im Gastgewerbe.

Ein ganz anderes Bild vermittelt Dieter Schlenker, Betreiber des gleichnamigen Hotels und Restaurant Ochsen in Schwenningen. Seit der Corona-Hochzeit im April habe es keinen nennenswerten Anstieg bei der Nachfrage gegeben. "Das Geschäft dümpelt so vor sich hin", sagt Schlenker. Lediglich ein Viertel der regulären Buchungen - und das seit April weitgehend unverändert - verzeichnet sein Hotel derzeit.

Dass es den Gastgebern der Doppelstadt momentan ganz unterschiedlich ergeht, darauf deutet auch eine Umfrage der Wirtschaft und Tourismus Villingen-Schwenningen (WTVS) hin. "Einigen der Hotels geht es überdurchschnittlich gut. Andere wiederum sind nur unterdurchschnittlich ausgelastet." Zu jener Erkenntnis kommt Matthias Jendryschik, Geschäftsführer der WTVS, aufgrund der im Juli durchgeführten Ad-Hoc-Befragung der Betriebe.

Home-Office statt Geschäftsreisen?

Aus der Umfrage der WTVS geht auch hervor, dass die Auslastung der Hotellerie in VS für Juli bereits wieder bei rund 30 Prozent liege. Allerdings sei dies nur ein Richtwert, erläutert Jendryschik. Größere Hotelketten in der Umfrage könnten die Ergebnisse verzerren. Zum Vergleich: In 2019 betrug die durchschnittliche Auslastung bei den Schlafgelegenheiten in der Doppelstadt 36,9 Prozent.

Aber warum läuft das Beherbergungsgeschäft in der Doppelstadt so unausgewogen? Warum klafft zwischen den Betrieben eine Lücke bei den Übernachtungszahlen und Gästen?

Nahtlos von Corona in die Sommerzeit

"Dieses Jahr kommen mehr Touristen als sonst - zumindest anteilig", sagt Zeisberg, die Inhaberin des Parkhotels. Das Hauptgeschäft liege allerdings nach wie vor bei den Geschäftsreisenden. Diese wiederum seien spürbar weniger geworden.

"Es hat sich gezeigt, dass Home-Office auch funktioniert", sagt Zeisberg zum Ausbleiben dieser Gästegruppe. Sie selbst nutze diese Option auch verstärkt. Zudem sei das Hotel gerade dabei, auf ein rezeptionsloses Hotel umzustellen.

Corona-Krise: Werden Hotelzimmer als Büros vermietet?

Die vorbildliche Auslastungsquote von 90 Prozent, die Zeisberg für die Zeit vor Corona angibt, hat das Parkhotel noch nicht wieder erreicht. Dennoch gehört ihr Betrieb zu den Gewinnern. Ausschlaggebend seien die zentrale und stadtnahe Lage, wie Zeisberg vermutet. Zudem komme das Preis-Leistungs-Verhältnis vielen Kunden entgegen.

Zurück in Schwenningen. Auch für das Hotel und Restaurant Ochsen der Schlenkers bilden Geschäftsreisende seit jeher die Geschäftsgrundlage. Noch im April und Mai habe Dieter Schlenker einige Facharbeiter und Kundendienstler mit längeren Verweilzeiten bei sich zu Gast gehabt. Mit der Sommerpause, die mit den Werksferien der Unternehmen gleichzusetzen ist, wurde dieser Anteil seiner Kunden jedoch weniger. "Wir sind nahtlos von der Coronazeit in die Sommerzeit übergegangen", stellt Schlenker nüchtern fest.

Nach wie vor "dümpelt das Geschäft auf niedrigem Niveau", wie Schlenker es ausdrückt. 75 Prozent der Buchungen sind weggefallen. "Es ist schwierig den Betrieb am Laufen zu halten", sagt Schlenker. Die Beschreibung "Notstromaggregat" sei hier treffender.

Bei erneutem Shutdown gehen die Lichter aus

"Sollte ein erneuter Shutdown kommen, können wir das Licht ausmachen", resümiert der Betreiber. Dennoch hält Schlenker fest: "Die Perspektive ist nicht ermunternd, aber wir sind noch nicht zur Aufgabe gezwungen."

Offen bleibt eine umfassende Antwort darauf, warum die Betriebe derart unterschiedlich dastehen. Matthias Jendryschik, Leiter der WTVS, versucht es mit einer Antwort. Dabei bezieht er sich ausdrücklich nicht auf einen bestimmten Betrieb, wie er betont: "In der jetzigen Situation entscheidend könnte auch die Schwerpunktsetzung der Gastgeber sein". Beispielsweise, ob die Betriebe eher auf den Geschäftstourimus oder auf Reisen mit touristischem Hintergrund setzen würden - oder eben auf einen "gesunden Mix" aus beidem.

In jedem Fall seien für die jetzige Urlaubssituation laut WTVS folgende Trends auszumachen: Zum einen erlebe der lokale Tourismus verstärkt Zulauf. Mehr Inlandsgäste würden die Doppelstadt besuchen. Auslandsgäste hingegen blieben eher fern. Gleichzeitig nehme die Bedeutung von Besuchern aus der Region zu. "Hier spiegelt sich deutlich der Trend zum E-Bike wider und natürlich auch, dass viele Menschen in diesem Jahr zu Hause Urlaub machen und ihre Stadt beziehungsweise ihre Region neu entdecken", so der Geschäftsführer der WTVS.