Mit der neuen Neckarhalle hat Schwenningen einen eigenen großen Veranstaltungsort. Foto: Eich

Über 45 Jahre nach Gebietsreform: Nur wenige bezeichnen sich als Villingen-Schwenninger.

Villingen-Schwenningen - Die Gebietsreform zu Beginn der 70er-Jahre liegt weit zurück. Sie hat den Ausschlag dafür gegeben, dass aus Villingen und Schwenningen die Doppelstadt Villingen-Schwenningen geworden ist. Zumindest organisatorisch, denn wenngleich sich die beiden Stadtbezirke – auch baulich – immer weiter annähern, schlagen in ihrem Innern noch zwei Herzen: eines in Villingen, das andere in Schwenningen.

In der 80.000-Einwohner-Stadt am Rande des Schwarzwalds geben sich Baden und Württemberg die Hand. Und auch wenn sich die Einwohner dort natürlich längst als Baden-Württemberger begreifen, so bezeichnen sich doch die wenigsten von ihnen als Villingen-Schwenninger.

Nein, hier leben Villinger und Schwenninger. Dem einen ist diese tief verwurzelte Heimatliebe zum jeweiligen Stadtbezirk ein Dorn im Auge, der andere begreift sie als echten Standortvorteil und Beleg der Vielfalt einer Stadt, die zwei völlig verschiedene, aber für sich reizvolle Stadtbezirke vereint: das historische Villingen mit schmucker Altstadt und dem Münster und die Industrie- und Uhrenstadt Schwenningen, die sich zur Studentenstadt mausert.

Doppelstadt, das heißt in Villingen-Schwenningen auch: Es gibt nicht alles, aber doch sehr vieles doppelt. Man hat zwei Innenstädte mit Fußgängerzonen, zwei Bahnhöfe, zwei Busbahnhöfe, zwei große Rathäuser, zwei Jugendhäuser, zwei Hallenbäder und zwei ansehnliche Fußballstadien – doch ein gemeinsames, punktewirksames Lokalderby im Fußball gibt es in diesen nicht, weil die Kicker mit dem Südbadischen Fußballverband und dem Württembergischen Fußball-Verband in unterschiedlichen Ligen unterwegs sind.

Auch die evangelischen Gläubigen der Stadt gehören zu unterschiedlichen Landeskirchen, je nachdem ob sie im Württembergischen oder im Badischen beten. Und ruft ein Villinger einen Schwenninger an, dann muss er dafür eine andere Vorwahl wählen. Die Liste ließe sich fortschreiben.

Wenn Villingen-Schwenningen ab diesem Sonntag eine ganze Woche lang die Eröffnung einer neuen guten Stube feiert, dann geht damit eine weitere Doppelvorhaltung einher: Mit der neuen Neckarhalle hat nun nicht mehr nur Villingen mit der Neuen Tonhalle, sondern auch Schwenningen eine eigene große Veranstaltungshalle. Zwar wurde die neue Neckarhalle einst als Ersatzbeschaffung für das in die Jahre gekommene Beethovenhaus errichtet – einen Charakter als richtige Stadtteilhalle aber hatte dieses nicht.

Rund elf Millionen Euro ließ man sich die gute Stube für den württembergischen Stadtbezirk kosten, die nun direkt an das durchgestylte Gelände der Landesgartenschau im Jahr 2010 angrenzt. Ihre Eröffnung feiert man mit einem ganzen Veranstaltungsreigen, in dessen Mittelpunkt ein Tag der offenen Tür mit viel Programm und stündlichen Führungen am Sonntag, 24. März, sowie ein Konzert des international bekannten Duos Glasperlenspiel am Freitag, 29. März, stehen.